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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thomas von Aquin: Summa theologiae I I 25, 5 resp

Original:

Thomas von Aquin (ca. 1225-1274) über die unendliche Unbegreifbarkeit Gottes
Tota ratio ordinis quam sapiens rebus a se factis imponit a fine sumitur. Quando igitur finis est proportionatus rebus propter finem factis, sapientia facientis limitatur ad aliquem determinatum ordinem. Sed divina bonitas est finis improportionabiliter excedens res creatas. Unde divina sapientia non determinatur ad aliquem ordinem rerum, ut non possit alius cursus rerum effluere. Unde dicendum est simpliciter, quod deus potest alia facere quam quae facit.

Quelle: Thomas von Aquin: Summa theologiae I /Summa theologiae (Sth.) I 25, 5 resp.
Edition: N.N.

Auslegung:

Thomas erklärt, warum es nicht sein kann, dass Gott keine anderen Handlungsmöglichkeiten hatte, als er die Welt schuf. (VL Freiheit)

Themen:

  • Gott
  • Freiheit
  • Schöpfung
  • Gott und die Welt

Die Vernünftigkeit einer Ordnung, die ein Weiser Dingen auferlegt, die von selbst gemacht sind, wird vom Ziel her genommen. Wenn das Ziel also den Dingen proportional angepasst ist, die wegen des Ziels gemacht werden, dann wird die Weisheit des Machenden auf eine festgelegte Ordnung begrenzt. Aber die göttliche Güte ist ein Ziel, das die geschaffenen Dinge jenseits der Proportionalität überschreitet. Daher wird die göttliche Weisheit nicht auf eine Ordnung der Dinge hin in der Weise festgelegt, dass kein anderer Verlauf der Dinge hieraus hervorgehen könnte. Daher muss man schlechthin sagen, dass Gott anderes machen kann als das, was er macht.

Übersetzer: Matthias Perkams