Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Summa theologiae I, Thomas von Aquin

14 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 1, 5 ad 2

    Thomas von Aquin über die Philosophie als Magd der Theologie:
    Diese Wissenschaft [die Theologie] kann etwas von den philosophischen Disziplinen übernehmen, aber nicht, weil sie sie notwendig bräuchte. [...] Denn sie übernimmt ihre Prinzipien nicht von anderen Wissenschaften, sondern unmittelbar von Gott durch Offenbarung. Und daher übernimmt sie nichts von anderen Wissenschaften so wie von höheren, sondern sie gebraucht sie wie niedrigere und Mägde.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin (1225-1274) über die fünf Wege, Gott zu beweisen (der zweite Weg)<br /> Thomas von Aquins zweiter Weg (um 1265) beweist Gott aus der Endlichkeit der Wirkursachen (Gott und die Welt)
    [1] Dass es Gott gibt, kann auf fünf Wegen bewiesen werden. [...]
    [2] Der zweite Weg ergibt sich aus dem Konzept der Wirkursache. Denn wir finden, dass es in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen eine Ordnung von Wirkursachen gibt. Aber wird nicht gefunden und ist auch nicht möglich, dass etwas die Wirkursache seiner selbst ist. Denn das wäre es früher als es selbst, und das ist unmöglich. [...] Wenn es nichts Erstes bei den Wirkursachen gibt, wird es auch nichts letztes und nichts Mittleres geben. Aber wenn in den Wirkursachen ins Unendliche gegangen wird, wird es keine erste Wirkursache geben. Und so wird es keine letzte Wirkung geben, mittlere Wirkursachen. Was offensichtlich falsch ist. [...].
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin über den dritten Weg des Gottesbeweises
    Der dritte Weg wird aus dem Möglichen und Notwendigen genommen und funktioniert folgendermaßen: Wir finden nämlich in den Dingen einige, die möglich sind, d.h. sein und nicht sein können [...]. Was nicht sein kann, ist zu manchmal nicht. [...] Was nicht ist, beginnt nicht zu sein, es sei denn durch irgendetwas, das ist. [...] Also ist es notwendig etwas anzunehmen, dass in sich notwendig ist, ohne dass es eine Ursache für die Notwendigkeit woanders her hat. [...] Das nennen alle ,Gott‘.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 13, 5 responsio

    Thomas von Aquin erklärt die analogia entis, d.h. warum das Wort „sein“ „analog“ gebraucht wird
    [1] Einiges wird von Gott und den Kreaturen analog, und nicht rein äquivok und auch nicht rein univok ausgesagt. Denn wir können Gott nur aus den Geschöpfen heraus benennen. [...]
    [2] Alles, was von Gott und den Geschöpfen ausgesagt wird, wird vor dem Hintergrund ausgesagt, dass eine bestimmte Ordnung des Geschöpfs zu Gott hin besteht, gleichwie zum Ursprung und zur Ursache, in der alle Vollkommenheiten der Dinge auf herausragende Weise vorweg existieren.
    [3] Und diese Art der Verbundenheit steht in der Mitte zwischen reiner Äquivokation und einfacher Univokation. [...] Ein Begriff, der so auf verschiedene Weise ausgesagt wird, bezeichnet verschiedene Verhältnisse zu einem bestimmten Einen.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 83, 1 responsio

    Thomas von Aquin über freies Wählen
    Einige [Substanzen] handeln ohne ein Urteil, so wie der Stein sich nach unten bewegt, und ebenso alles, was keine Erkenntnis besitzt. Einige handeln aufgrund eines Urteils, aber nicht aufgrund eines freien [Urteils], sowie die Tiere. Denn das Schaf urteilt, wenn es einen Wolf sieht, dass es vor ihm fliehen muss, mit einem natürlichen Urteil und nicht mit einem freien, weil es nicht aus einem Vergleich heraus, sondern aus einem natürlichen Instinkt heraus so urteilt. Aber der Mensch handelt mit aufgrund eines Urteils [...] aus einem bestimmten Vergleich der Vernunft heraus: daher handelt er aufgrund eines freien Urteils und kann sich auf Unterschiedliches richten. Denn die Vernunft hat im Bereich des Kontingenten die Kraft zu Gegensätzlichem.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 25, 5 resp

    Thomas von Aquin (ca. 1225-1274) über die unendliche Unbegreifbarkeit Gottes
    Die Vernünftigkeit einer Ordnung, die ein Weiser Dingen auferlegt, die von selbst gemacht sind, wird vom Ziel her genommen. Wenn das Ziel also den Dingen proportional angepasst ist, die wegen des Ziels gemacht werden, dann wird die Weisheit des Machenden auf eine festgelegte Ordnung begrenzt. Aber die göttliche Güte ist ein Ziel, das die geschaffenen Dinge jenseits der Proportionalität überschreitet. Daher wird die göttliche Weisheit nicht auf eine Ordnung der Dinge hin in der Weise festgelegt, dass kein anderer Verlauf der Dinge hieraus hervorgehen könnte. Daher muss man schlechthin sagen, dass Gott anderes machen kann als das, was er macht.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin (um 1265) beweist Gott aus dem Gegensatz von Kontingenz und Notwendigkeit
    Wir finden nämlich in den Dingen einige, die möglich sind, d.h. sein und nicht sein können [...]. Was nicht sein kann, ist zu manchmal nicht. [...] Was nicht ist, beginnt nicht zu sein, es sei denn durch irgendetwas, das ist. [...] Also ist es notwendig etwas anzunehmen, dass in sich notwendig ist, ohne dass es eine Ursache für die Notwendigkeit woanders her hat. [...] Das nennen alle ,Gott‘.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 48, 3 responsio u. ad 3

    Thomas von Aquin definiert das Schlechte als einen Mangel am geschuldeten Gut
    Nicht jede Entfernung eines Guts wird schlecht genannt. Denn ,Entfernung eines Gutsʻ kann sowohl privativ als auch negativ verstanden werden. Folglich hat die Entfernung eines Guts, wo sie negativ verstanden wird, nicht den Gehalt ,schlechtʻ. Sonst würde folgen, dass das, was auf keine Weise ist, schlecht wäre. [...] Aber die Entfernung eines Guts, wenn sie privativ verstanden wird, wird ,schlechtʻ genannt, so wie die Privation (Wegnahme) des Sehvermögens Blindheit genannt wird. [...]
    Das Böse ist aber nicht als in seinem Subjekt in dem Guten, was ihm entgegengesetzt ist, sondern in einem anderen Guten. Das Subjekt der Blindheit ist aber nicht das Sehvermögen, sondern das Lebewesen.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 49, 2 responsio

    Thomas von Aquin erklärt, wie es Schlechtes im Universum geben kann
    Das Schlechte, das in einem Fehler des Handelns besteht, wird immer durch einen Fehler des Handelnden verursacht. In Gott aber ist kein Fehler vorhanden, sondern höchste Vollkommenheit. [...] Daher wird das Schlechte [...], was durch einen Fehler des Handelnden verursacht wird, nicht auf Gott als Ursache zurückgeführt. Aber das Schlechte, das im Vergehen irgendwelcher Dinge besteht, wird auf Gott als Ursache zurückgeführt. Und das ist sowohl für das Natürliche als auch für das Freiwillige klar. [...] Die Form, auf die Gott bei den geschaffenen Dingen in erster Linie abzielt, ist das Gut der Ordnung des Universums. Die Ordnung des Universums erfordert es aber [...], dass es einiges gibt, was Fehler aufweisen kann und manchmal Fehler aufweist. Und so verursacht Gott [...] infolge hiervon und gleichsam akzidentell das Vergehen von Dinegen. [...] Und deswegen ist Gott der Urheber des Schlechten, das die Strafe ist, nicht aber des Schlechten, das die Schuld ist.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 46, 2 responsio

    Thomas von Aquin (1224/25-1274) begrenzt die Ansprüche der christlichen Lehre gegenüber der Vernunft
    Dass die Welt nicht immer da war, wird allein mit dem Glauben festgehalten und kann nicht demonstrativ bewiesen werden (wie es auch schon oben vom Mysterium der Trinität festgehalten wurde) […], weil die Neuheit der Welt keinen Beweis aus der Welt selbst heraus erhalten kann. […] Denn der Wille Gottes kann mit der Vernunft nicht untersucht werden, außer im Hinblick auf das, das Gott mit absoluter Notwendigkeit will. Dazu gehört aber nicht das, was er im Hinblick auf die Geschöpfe will. […] Und es ist von Nutzen, dies zu beachten, damit nicht etwa jemand, der sich herausnimmt, das zu beweisen, was zum Glauben gehört, nicht notwendige Gründe anführt, die für die Ungläubigen, die meinen, wir würden wegen solcher Gründe das glauben, was zum Glauben gehört, Anlass zum Gelächter ist.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I, 1, 3 responsio

    Thomas von Aquin (1224/25-1274) erklärt, inwiefern die christliche Theologie eine Wissenschaft sein kann
    Ist die heilige Lehre [d.h. die christliche Theologie] eine Wissenschaft? [...] Man muss sagen, dass die heilige Lehre eine Wissenschaft ist. Aber man muss wissen, dass es zwei Arten von Wissenschaften gibt. Denn es gibt einige, die aus Prinzipien hervorgehen, die im Lichte des natürlichen Intellekts bekannt sind, so wie die Arithmetik, die Geometrie und ähnliches. Es gibt aber einige, die aus Prinzipien hervorgehen, die im Lichte einer höheren Wissenschaft bekannt sind. [...] Und auf diese Weise ist die heilige Lehre eine Wissenschaft, weil sie aus Prinzipien hervorgeht, die im Lichte einer höheren Wissenschaft bekannt sind, die nämlich das Wissen Gottes und der Seligen ist. So wie daher die Musik die Prinzipien glaubt, die ihr vom Arithmetiker überliefert wurden, so glaubt die heilige Lehre die Prinzipien, die ihr von Gott offenbart wurden.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 19, 8 responsio

    Thomas von Aquin erklärt den Unterschied notwendiger und kontingenter Entitäten dadurch, dass Gott diese so gewollt habe
    Der göttliche Wille erlegt einigem Gewollten Notwendigkeit auf, aber nicht allem. [...] Das geschieht wegen der Wirksamkeit des göttlichen Willens. Denn weil jede beliebige Ursache wirksam zum Handeln ist, folgt die Wirkung der Ursache. [...] Weil also Gottes Wille am allerwirksamsten ist, folgt nicht nur, dass das geschieht, dessen Geschehen Gott will, sondern auch, dass es auf die Weise geschieht, auf die Gott will, dass sie geschieht. Gott will aber, dass einiges notwendig geschieht, manches kontingent, damit eine Ordnung zur Vervollständigung des Universums in den Dingen ist. Die von Gott gewollten Wirkungen entstehen also nicht deswegen kontingent, weil ihre unmittelbaren Ursachen kontingent sind, sondern deswegen, weil Gott wollte, dass sie kontingent entstehen.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 16, 3 responsio

    Thomas von Aquin erklärt einige für die Wirklichkeitserklärung zentrale Begriffe als gattungsüberschreitende Eigenschaften alles Seinden („Transzendentalien“)
    So wie ,gut‘ den Gehalt ,erstrebenswert‘ enthält, so enthält ,wahr‘ eine Hinordnung auf Erkenntnis. Ein jedes ist aber in dem Maße erkennbar, in dem es Sein hat. [...] Und daher hat auch ,wahr‘, ebenso wie ,gut‘, den gleichen Begriffsumfang wie ,seiend‘. Aber trotzdem fügt ,wahr‘, so wie ,gut‘ den Gehalt ,erstrebenswert‘ zu ,seiend‘ hinzufügt, ein Verhältnis zum Intellekt.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 48, 1 responsio

    Weil Gott gut ist, ist für Thomas von Aquin auch alles Seiende gut (im Sinne der <i>analogia entis</i>)
    Gut ist all das, was erstrebenswert ist; und weil jede Natur ihr Sein und ihre Vollkommenheit erstrebt, ist es folglich notwendig zu sagen, dass Sein und Vollkommenheit jedweder Natur den Gehalt der Gutheit hat. Daher kann es nicht sein, dass ,schlecht‘ irgendein Sein oder irgendeine Form oder Natur bezeichnet. Es bleibt also übrig, dass mit dem Nomen ,schlecht‘ eine bestimmte Abwesenheit vom Guten bezeichnet wird.