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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Epikur: Brief an Pythokles § 86-88 = LS 18 C

Original:

Eine Beobachtung wird Epikur zufolge durch Analogieschluss plausibel
(1) οὐ [...] κατὰ ἀξιώματα κενὰ καὶ νομοθεσίας φυσιολογητέον, ἀλλ’ ὡς τὰ φαινόμενα ἐκκαλεῖται· οὐ γὰρ ἤδη ἀλογίας καὶ κενῆς δόξης ὁ βίος ἡμῶν ἔχει χρείαν, ἀλλὰ τοῦ ἀθορύβως ἡμᾶς ζῆν. πάντα μὲν οὖν γίνεται ἀσείστως [...], ὅταν τις τὸ πιθανολογούμενον ὑπὲρ αὐτῶν δεόντως καταλίπῃ· ὅταν δέ τις τὸ μὲν ἀπολίπῃ τὸ δὲ ἐκβάλῃ ὁμοίως σύμφωνον ὂν τῷ φαινομένῳ, δῆλον ὅτι καὶ ἐκ παντὸς ἐκπίπτει φυσιολογήματος, ἐπὶ δὲ τὸν μῦθον καταρρεῖ. (2) Σημεῖα δ’ ἐπὶ τῶν ἐν τοῖς μετεώροις συντελουμένων φέρει τῶν παρ’ ἡμῖν τινα φαινομένων, ἃ θεωρεῖται ᾗ ὑπάρχει· καὶ οὐ τὰ ἐν τοῖς μετεώροις φαινόμενα· ταῦτα γὰρ ἐνδέχεται πλεοναχῶς γίνεσθαι.

Quelle: Epikur: Brief an Pythokles /Epistola ad Pythoclem § 86-88 = LS 18 C.
Edition: N.N.

Auslegung:

- der Text fordert zunächst – typisch für die hellenistische Zeit und die griechische Philosophie – eine wissenschaftlich abgesicherte Lebenshaltung
- darin zugleich Ablehnung des Mythos enthalten
- wichtiges Kriterium ist dabei zunächst die Gleichbehandlung gleichwertiger Evidenzen
- kann dazu führen, dass man gewisse Fragen offen lässt und mehrere Möglichkeiten zulässt
→ Evidenz legt die Grenzen rationaler Erklärbarkeit fest, die nicht umfassend sein muss (anders als bei den Stoikern)
- weiteres Voranschreiten bleibt aber durch Analogieschlüsse möglich, vom Bekannten auf das Unbekannte
- auf diese Weise ist diejenige Theorie für die Himmelskörper plausibel, die mit Prozessen auf der Erde übereinstimmt

Themen:

  • Naturtheorie
  • Antike Philosophie II

(1) Naturtheorie soll man [...] nicht mit leeren Forderungen und gehaltlosen Festsetzungen treffen, sondern so, wie die Phänomene das erfordern. Denn unser Leben bedarf nicht des Unverstandes und leerer Meinung, sondern dessen, dass wir unbesorgt leben. [...] Alles geht ohne Erschütterung vonstatten, sobald man das, was über die Dinge plausibel ausgesagt wird, in der gehörigen Weise stehen lässt. Wenn jemand jedoch das eine zugesteht und das andere verwirft, obwohl es mit den Phänomenen ebenso konsistent ist, verlässt er klarerweise ganz die Naturtheorie und verfällt dem Mythos. (2) Zeichen, die auf das hindeuten, was mit den Himmelskörpern geschieht, finden sich bei bestimmten Phänomenen unseres Erfahrungsbereichs, die, so wie sind, geschaut werden, und nicht bei den Phänomenen in den Himmelskörpern; die könnten nämlich auf mehrerlei Weise geschehen.

Übersetzer: Perkams im Anschluss an Hülser