Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Epikur: Brief an Herodotos 39-41 = LS 5A. 8A

Original:

Epikur über die Atome und das Leere als Grundlage der Wirklichkeit
(1) Ἀλλὰ μὴν [...] τὸ πᾶν ἐστι <σώματα καὶ κενόν>. σώματα μὲν γὰρ ὡς ἔστιν, αὐτὴ ἡ αἴσθησις ἐπὶ πάντων μαρτυρεῖ, καθ’ ἥν ἀναγκαῖον τὸ ἄδηλον τῷ λογισμῷ τεκμαίρεσθαι [...]. (2) εἰ <δὲ> μὴ ἦν ὃ κενὸν καὶ χώραν καὶ ἀναφῆ φύσιν ὀνομάζομεν, οὐκ ἂν εἶχε τὰ σώματα ὅπου ἦν οὐδὲ δι’ οὗ ἐκινεῖτο, καθάπερ φαίνεται κινούμενα· [...] (3) σωμάτων τὰ μέν ἐστι συγκρίσεις τὰ δ’ ἐξ ὧν αἱ συγκρίσεις πεποίηνται· ταῦτα δέ ἐστιν ἄτομα καὶ ἀμετάβλητα, εἴπερ μὴ μέλλει πάντα εἰς τὸ μὴ ὂν φθαρήσεσθαι, ἀλλ’ ἰσχύοντα ὑπομενεῖν ἐν ταῖς διαλύσεσι τῶν συγκρίσεων [...]. ὥστε τὰς ἀρχὰς ἀτόμους ἀναγκαῖον εἶναι σωμάτων φύσεις.

Quelle: Epikur: Brief an Herodotos /Epistula ad Herodotum 39-41 = LS 5A. 8A.
Edition: N.N.

Auslegung:

- Anlass der Einführung von Atomen ist die Erklärung der Veränderung gleichbleibender Substrate (vgl. Aristoteles)
- insofern diese Substrate die Welt bilden, die sich ihrerseits nicht als ganze verändert, bleiben die Atome ewig
→ Atome nehmen auch bei Epikur die Stellung des unveränderlichen Seins aus Parmenides‘ Lehrgedicht ein
- das Gegenstück zu den Atomen bildet das Leere, das in dieser Form z.B. von Aristoteles abgelehnt wird
- nach Epikur erforderlich zur Erklärung von Bewegung
- Dichotomie Körper-Leeres ist für Epikur abschließend, tertium non datur
- im Ergebnis wird aber nur schwer erklärbar, was noch der Unterschied von Leerem und Raum ist

Themen:

  • Wirklichkeit
  • Atome
  • Antike Philosophie II

(1) Aber gewiss besteht die Gesamtheit der Dinge aus . Denn dass es Körper gibt, bezeugt überall die Sinneswahrnehmung selbst, in deren Folge es [...] nötig ist, dass Unklare durch vernünftige Erwägung zu beurteilen. [...] (2) Wenn es aber nicht gäbe, was wir ,Leeres‘, ,Raum‘ und ,nicht berührbare Natur‘ nennen, dann hätten die Körper nichts, wo sie sein oder durch was hindurch sie sich in der Weise bewegen könnten, wie es zu sein scheint. [...] (3) Von den Körpern sind einige Zusammensetzungen und andere das, woraus solche Zusammensetzungen bestehen. Diese sind unteilbar (atoma) und unveränderlich, wenn ausgeschlossen sein soll, dass alles zu nicht-Seiendem vergehen wird, sie vielmehr stark genug sind, die Auflösungen in den Zusammensetzungen zu überdauern. [...] Die Prinzipien müssen also notwendig unteilbare Körper sein.

Übersetzer: Perkams in Anlehnung an Hülser