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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Epikur: Brief an Menoikeus 127-132 = LS 21B

Original:

Epikurs Theorie der Unterscheidung verschiedener Freuden
(1) Τῶν ἐπιθυμιῶν αἱ μέν εἰσι φυσικαί, αἱ δὲ κεναί, καὶ τῶν φυσικῶν αἱ μὲν ἀναγκαῖαι, αἱ δὲ φυσικαὶ μόνον·τῶν δὲ ἀναγκαίων αἱ μὲν πρὸς εὐδαιμονίαν εἰσὶν ἀναγκαῖαι, αἱ δὲ πρὸς τὴν τοῦ σώματος ἀοχλησίαν, αἱ δὲ πρὸς αὐτὸ τὸ ζῆν. (2) τούτων γὰρ ἀπλανὴς θεωρία πᾶσαν αἵρεσιν καὶ φυγὴν ἐπανάγειν οἶδεν ἐπὶ τὴν τοῦ σώματος ὑγίειαν καὶ τὴν τῆς ψυχῆς ἀταραξίαν [...]. τούτου γὰρ χάριν πάντα πράττομεν, ὅπως μήτε ἀλγῶμεν μήτε ταρβῶμεν. [...] (3) Καὶ διὰ τοῦτο τὴν ἡδονὴν [...] ἀγαθὸν πρῶτον καὶ συγγενικὸν ἔγνωμεν [...], καὶ ἐπὶ ταύτην καταντῶμεν ὡς κανόνι τῷ πάθει πᾶν ἀγαθὸν κρίνοντες.
(4) Ἀλλ’ ἔστιν ὅτε πολλὰς ἡδονὰς ὑπερβαίνομεν, ὅταν πλεῖον ἡμῖν τὸ δυσχερὲς ἐκ τούτων ἕπηται· καὶ πολλὰς ἀλγηδόνας ἡδονῶν κρείττους νομίζομεν, ἐπειδὰν μείζων ἡμῖν ἡδονὴ παρακολουθῇ [...].(5) Ὅταν οὖν λέγωμεν ἡδονὴν τέλος ὑπάρχειν, οὐ τὰς τῶν ἄσωτων ἡδονὰς καὶ τὰς ἐν ἀπολαύσει κείμενας λέγομεν [...], ἀλλὰ τὸ μήτε ἀλγεῖν κατὰ σῶμα μήτε ταράττεσθαι κατὰ ψυχήν. οὐ γὰρ πότοι καὶ κῶμοι [...], τὸν ἡδὺν γεννᾷ βίον, (6) ἀλλὰ νήφων λογισμὸς καὶ τὰς αἰτίας ἐξερευνῶν πάσης αἱρέσεως καὶ φυγῆς καὶ τὰς δόξας ἐξελαύνων, ἐξ ὧν πλεῖστος τὰς ψυχὰς καταλαμβάνει θόρυβος. Τούτων δὲ πάντων ἀρχὴ καὶ τὸ μέγιστον ἀγαθὸν φρόνησις [...], ἐξ ἧς αἱ λοιπαὶ πᾶσαι πεφύκασιν ἀρεταί.

Quelle: Epikur: Brief an Menoikeus /Epistula ad Menoecum 127-132 = LS 21B.
Edition: N.N.

Auslegung:

- grundlegend ist der Unterschied verschiedener Begierden, die freilich nicht weiter spezifiziert werden
- tatsächlich gilt es jedoch auch für Epikur rauszufinden, welche Begierden für die Eudaimonie entscheidend sind, und dies geschieht (2) durch die Begriffe körperlicher und seelischer Unverwirrtheit
- die Freude tritt nun als „Maßstab“ auf (vgl. die Sinneswahrnehmung als Kriterium), doch müssen tatsächlich auch hier Gewichtungen vorgenommen werden
- im Ergebnis muss die richtige Freude durch Anwendung von Denken und Vernunft aufgespürt werden, damit man keinen kurzfristigen Freuden unterliegt (vgl. schon Platons Pratogoras 351-358)
- Zur Erreichung wahrer Freude ist daher unbedingt Tugend erforderlich: Ohne Gerechtigkeit und phronesis kann keine wahre Freude bestehen

Themen:

  • Freude
  • Höchstes Gut
  • Antike Philosophie II
  • Wege des Ichs

(1) Von den Begierden sind die einen natürlich, die anderen leer. Und von den natürlichen sind die einen notwendig, die anderen nur natürlich. Von den notwendigen wiederum sind die einen notwendig zum Glück, andere notwendig zur störungsfreien Funktion des Körpers und die dritten notwendig zum Leben selbst. (2) Denn eine unbeirrte Betrachtung hiervon weiß jedes Wählen und Meiden auf die Gesundheit des Körpers und die Freiheit der Seele von Verwirrung zurückzubeziehen. [...] Um dessentwillen nämlich tun wir alles, damit wir weder Schmerzen erleiden noch Verwirrung empfinden. (3) Eben deswegen [...] erkennen wir die Freude als das erste und verwandte Gut [...], und wir kehren zu ihr zurück, indem wir jedes Gut anhand der Empfindung als Richtmaß beurteilen.
(4) Aber wir übergehen gelegentlich viele Freuden, wenn aus ihnen mehr Unangenehmes für uns folgt; auch halten wir viele Schmerzen für besser als Freuden, wenn daraus für uns eine größere Freude folgt. [...] (5) Wenn wir also sagen, die Freude sei das Ziel, meinen wir damit nicht die Lüste der Hemmungslosen und jene, die im Genuss bestehen [...], sondern: weder Schmerz im Körper noch Erschütterung in der Seele zu empfinden. Denn nicht Trinken und Gelage [...] bringen das freudvolle Leben hervor, (6) sondern die nüchterne Überlegung, welche sowohl die Ursachen jeden Wählens und Meinens aufspürt als auch die Meinungen ausmerzt, aufgrund derer die Seelen besonders große Verwirrung befällt. Der Anfang für all dies und das größte Gute ist die Klugheit [...], aus der alle übrigen Tugenden hervorgehen.

Übersetzer: Perkams in Anlehnung an Hülser und Krautz