Original:
Die stoische Argumentation für die Herrschaft eines Gottes
Quid enim potest esse tam apertum tamque perspicuum, cum caelum
suspeximus caelestiaque contemplati sumus, quam esse aliquod numen
praestantissimae mentis quo haec regantur? [...] Quod nisi cognitum
conprehensumque animis haberemus, non tam stabilis opinio permaneret nec
confirmaretur diuturnitate temporis [...]. Etenim videmus ceteras opiniones
fictas atque vanas diuturnitate extabuisse. Quis enim hippocentaurum fuisse
aut Chimaeram putat? [...] opinionis enim commenta delet dies, naturae iudicia
confirmat.
Quelle:
Cicero:
Das Wesen der Götter
/
De natura deorum
(
ND)
II 2, 4f..
Edition: N.N.
Auslegung:
- Ausgangspunkt der Überlegung ist die Allgemeinheit des Gottes- bzw. Götterglaubens
- entscheidend ist, dass dieser sich durch zeitliche Dauer und innere Logik, als deutliche und damit wahre Erkenntnis erweist
→ „Gott“ ist gleichsam ein menschlicher „Urbegriff“ bzw. „Allgemeinbegriff“ eine koine ennoia
- zugleich bedingt die Wahrheit Gottes die Wahrheit jeglicher Meinungen
- damit Einordnung der „Gottesbeweise“: sie klären Entstehung und inneren Sinn dieses Vorbegriffs auf
- Attribute Gottes sind Ewigkeit, Güte und Rationalität als Logos
→ erkenntnistheoretische Absicherung der Möglichkeit, bei der Erklärung der Welt auf Gott zurückzugreifen
- von hier aus Übergang zu einer „natürlichen Theologie“ bzw. interpretatio philosophica der Götter („philosophisation du religieux)
- Stoiker nicht die Erfinder der philosophischen bzw. natürlichen Theologie
- gleichwohl erstes philosophisches System, in dem die antiken Götter ausdrücklich integriert waren
Themen:
-
Gott
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Stoiker
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Antike Philosophie II