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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Cicero: Das Wesen der Götter I 16, 43

Original:

Cicero (um 45 v. Chr.) begründet die Existenz der Götter aus der Verbreitung ihrer Annahme heraus
Solus enim vidit primum esse deos, quod in omnium animis eorum notionem inpresisset ipsa natura. quae est enim gens aud quod genus hominum quod non habeat sine doctrina anticipationem quandam deorum, quam appellat πρόληψιν Epicurus, id est anteceptam animo rei quandam informationem, sine qua nec intelligi quicquam nec quaeri nec disputari potest.

Quelle: Cicero: Das Wesen der Götter /De natura deorum (ND) I 16, 43.
Edition: N.N.

Auslegung:

- Argument: consensus omnium – was alle meinen, kann nicht falsch sein
- Konsens ist ein Argument für die sachliche Wahrheit, konstituiert diese nicht
- Argument wird spätestens dann entkräftet, wenn Gottesglaube nicht mehr allgemein (obwohl einzelne Ausnahmen nicht notwendig dagegen sprechen)
- weitere Ausgestaltung durch Epikur mithilfe des Prolepsis-Begriffes: Interpretation als allgemeiner Vorbegriff, ohne den Denken nicht funktioniert
→ epistemologische Funktion des Gottesbegriffs, aber ohne weitere Begründung
(VL Gott und die Welt)

Themen:

  • Epikur
  • Gott und die Welt
  • Götter

Denn Epikur allein sah erstens, dass es Götter gibt, weil die Natur selbst deren Begriff in den Geist aller Menschen eingeprägt hat. Denn welche Nation oder welche Gruppe von Menschen hat nicht ohne Unterweisung einen bestimmten Vorbegriff von Göttern? Der Ausdruck Epikurs dafür ist prolepsis, d.h. eine bestimmte vorab begriffene Information über eine Sache im Geist, ohne die man nichts verstehen, nichts erfragen und nichts erörtern kann.

Übersetzer: Hülser, geändert v. Perkams

Quelle: N.N.