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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Ibn Abī ʿUṣaibiʾa: Geschichte der Medizin (p. 558f. = Bd. 2, S. 134f. Müller)

Original:

Al-Fārābī über den Weg der Philosophie von der griechischen Spätantike in die islamischen Länder
وجرى الأمر على ذلك إلى أن جاءت الناصرانية فبطل التعليم من رومية، وبقى بالإسكندرية ... الأساقفة ... فرأوا أن يعلم من من كتب المنتق إلى آخر الأشكل الوجوديه، ... فبقى الظاهر من التعليم هذا المقدار، وما ينظر فيه من الباقي مستوراً إلى أن كان الإسلام بعده بمدة طويلة.
فانتقل التعليم من الإسكندرية إلى أنطاكية، وبقى بها زمناً طويلاً إلى أن بقى معلم واحد فتعلم منه رجلان وخرجاَ ومعهما الكتب، فكان أحرهما من أهل حران والأخر من أهل مرو. فأما الذي من أهل مرو فتعلم منه رجلان أحدهما إبرهيم المروزي والآخر يوحنا ابن حيلان. ... وانحدر إبرهيم المروزي إلى بغداد. ...
وقال أبو نصر الفارابي عن نفسه أنه تعلم من يوحنا بن حيلان الى آخر كتاب البرهان.


Quelle: Ibn Abī ʿUṣaibiʾa: Geschichte der Medizin /ʿUyūn al-anbāʾ /Historia medicinae (p. 558f. = Bd. 2, S. 134f. Müller).
Edition: Beirut 1998/A Literary History of Medicine. The ›ʿUyūn al-anbāʾ fī ṭabaqāt al-aṭibbaʾ‹ of Ibn Abī Uṣaybiʿah. Edited and Translated by E. Savage Smith et al. (Handbook of Oriental Studies 1, 134), 2, 1–2 (arab.) / 3, 1–2 (engl.), Leiden / Boston 2020.

Auslegung:

Diese Fortsetzung von al-Fārābīs Bericht über den Weg der Philosophie von Alexandrien nach Bagdad (für den ersten Teil siehe Zitat Nummer 419) ist sehr holzschnittartig und polemisch. In Abschnitt [1] wird eine, offenbar erfundene, Bischofssynode geschildert, die nur eine sehr eingeschränkte Lehre der Logik erlaubte (vgl. al-Fārābīs eigene Liste logischer Bücher in Zitat Nummer 438). Trotzdem geht die Geschichte der Philosophie weiter, wenn auch die Orte Antiochien und Merw (in Turkmenistan) wohl kaum eine historisch größere Rolle gespielt haben. Die sehr eingeschränkte Geschichte der Philosophie im Christentum, bis hin zu seinen eigenen christlichen Lehrern, ermöglicht es al-Fārābī, den Aufbruch zu seiner eigenen Zeit umso mehr zu betonen. – Die deutlich christentumskritische Tendenz des Textes steht faktisch in einer Spannung zu al-Fārābīs sehr enger Zusammenarbeit mit vielen christlichen Philosophen. Das deutet darauf hin, dass er hier eine ältere christentumsfeindliche Quelle übernommen hat.

Themen:

  • Christentum und Philosophie
  • Judentum und Islam
  • Philosophie
  • Al-Fārābī
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Andronikos
  • Aristoteles
  • Autobiographie
  • Buch/Bücher
  • Corpus Aristotelicum
  • Kulturtransfer
  • Logik
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)
  • Überlieferung (philosophischer Texte)
  • Übersetzung(en) philosophischer Texte

[1] Und so lief die Sache [der Philosophie], bis das Christentum kam, und dann verschwand die Lehre aus Rom und blieb in Alexandrien bestehen [...]. Und die Bischöfe [...] meinten, dass aus den Büchern der Logik bis zum Ende der assertorischen Syllogismen (Analytica priora I 7) gelehrt werden soll [...]. Und der offizielle Umfang der Lehre blieb dieser, und was man von dem Rest untersuchte, war privat, bis nach langer Zeit der Islam kam.
[2] Da wurde der Unterricht aus Alexandrien nach Antiochien überführt und blieb dort eine lange Zeit, bis ein einziger Lehrer übrigblieb. Von ihm lernten zwei Männer und zogen fort, wobei sie die Bücher mitnahmen. Der eine von ihnen stammte aus Harran und der andere aus Marw. Von dem aus Marw lernten zwei Männer, der eine war Ibrāhīm al-Marwazī, der andere war Yūḥannā ibn Hailān. [...] Und Ibrāhīm al-Marwazī begab sich nach Bagdad. [...].
[3] Abū Naṣr al-Fārābī berichtet von sich selbst, dass er bei Yūḥannā ibn Ḥailān bis zum Ende des Buches vom Beweis (kitāb al-burhān = Analytica posteriora) lernte.


Übersetzer: teils Strohmaier, leicht geändert von Matthias Perkams