Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften IV (p. 120f. Amine)

Original:

Al-Fārābīs programmatische Äußerung zu den Teilen und den erreichbaren Leistungen der Metaphysik, die auf arabisch „göttliche Wissenschaft“ (griech. θεολογία) heißt
[1] والعلم الإلاهي ينقسم إلى ثلاثة أجزاء: أحدهما يفحص فيه عن الموجودات والأشياء التي تعرض لها بما هي موجودات. والثاني يفحص فيه عن مباديء النراهين في العلوم النظريّة الجزئيّة، ... والجزء الثالث يفحص فيه عن الموجودات التي ليست بأجسام ولا في أجسام: ...
[2] ثم يبرهن أنها على كثيرتها ترتقى من عند أنقصها إلى الأكمل فالأكمل إلى أن ينتهي في آخر ذلك إلى كامل ما لا يمكن أن يكون شيء هو أكمل منه. ... ثم يبيّن أن هذا الذي هو بهذه الصفات هو الذي ينبغي أن يعيقد فيه أنه هو ألله عز وجل. ... ثم يعرف كيف حدثت الموجودات عنه وكيف استفادت عنه الوجود. ثم يفحص عن مراتب الموجودات، وكيف حصلت لها تلك المراتب وبأي شكل يستأهل كل واحد منها أن يكون في الملرتبة التي هو فيها.


Quelle: Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften /Iḥṣāʾ al-ʿulūm IV (p. 120f. Amine).
Edition: Al-Fārābī, Catálogo de las ciencias. Ed. y traducción castellana por Angel González Palencia, Madrid ²1953]; Al-Fārābī, Über die Wissenschaften. Nach der lateinischen Übersetzung Gerhards von Cremona. Lateinisch-deutsch. Mit einer Einleitung und kommentierenden Anmerkungen hrsg. und übers. von Franz Schupp, Hamburg 2005. [berücksichtigt auch den arab. Text].

Auslegung:

Dieser Text besteht aus einigen Kernsätzen von al-Fārābīs programmatischer Äußerung zu den Teilen und den erreichbaren Leistungen der Metaphysik, die auf Arabisch „göttliche Wissenschaft“ (ʿilm al-īlāhī, Übersetzung von griech. θεολογία) heißt. Im ersten Teil zählt er drei traditionelle Grundthemen der Metaphysik auf: die Ontologie, die Prinzipientheorie und die Lehre vom unkörperlichen Seienden. Bemerkenswert ist vor allem das ambitionierte Programm des zweiten Teils: Hier wird nicht nur der Beweis Gottes von der Metaphysik erwartet, sondern die Ableitung der Ordnung der Welt aus Gott heraus. Hintergrund ist das aristotelische Wissenschaftsideal, das sich vorwiegend an den Analytica posteriora orientiert (vgl. Zitat Nummer 438): Demnach ist Wissenschaft stets eine Ableitung von beweisenden Syllogismen aus Prinzipien. Das Verhältnis von Gott und Welt wird folglich in analoger Weise zur Notwendigkeit wissenschaftlicher Ableitung gedacht, so dass auch dieses Verhältnis von Notwendigkeit geprägt zu sein scheint (sonst könnte ja der notwendige Beweis nicht formulieren). Insofern lässt sich sagen, dass das Gottesbild, welches in Form eines wissenschaftliche Zugriffs entworfen wird, wie das Verhältnis von Gott und Welt gedacht wird.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Metaphysik
  • Gott und die Welt
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Gott
  • Ontologie
  • Prinzipien
  • Theologie (rationale/philosophische)

[1] Die göttliche Wissenschaft wird in drei Teile eingeteilt: Der erste untersucht das Existierende und die Dinge, die ihnen insofern zukommen, als sie existierend sind. Der zweite erforscht die Prinzipien der Beweise (mabādiʾ-l-barāhīn) in den einzelnen theoretischen Wissenschaften (al-ʿulūm an-naẓarīya). [...] Im dritten Teil wird [all] das Existierende erforscht, das weder Körper noch in Körpern ist. [...]
[2] Dann beweist sie, dass dieses in seiner Vielheit vom Geringeren zum Vollkommeneren aufsteigt, bis es schließlich am äußersten Ende des Vollkommenen zu dem Vollkommenen gelangt, demgegenüber es nichts Vollkommeneres geben kann. [...] Dann verdeutlicht sie, dass das, was diese Eigenschaften hat, jenes ist, von dem man überzeugt sein muss, dass es Gott (allah) ist. [...] Dann lehrt sie, auf welche Weise alles Existierende von ihm hervorgebracht wurde und auf welche Weise es von ihm die Existenz erhalten hat. Dann erforscht sie die Ordnungen von allem Existierenden und auf welche Weise dieses diese Ordnungen erhalten hat und in welcher Form jedes Einzelne davon würdig ist, auf der Stufe zu stehen, auf der es steht.

Übersetzer: Schupp, leicht geändert von Matthias Perkams