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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Katalog der Wissenschaften , Al-Fārābī

5 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften Prolog S. 53f.

    Al-Fārābīs Programm einer Aufzählung der Wissenschaften
    Unsere Absicht in diesem Buch ist es, die bekannten Wissenschaften einzeln aufzuzählen, und einen Überblick darüber zu geben, was jede einzelne von ihnen enthält, und über die Teile einer jeden von ihnen, die Teile hat, sowie über das, was in jedem Teil vorliegt. Wir legen dies in fünf Kapiteln vor. Das erste handelt von der Sprachwissenschaft und ihren Teilen. Das zweite handelt von der Wissenschaft der Logik und ihren Teilen. Das dritte Kapitel handelt von den mathematischen Wissenschaften. Dies sind die Arithmetik, die Geometrie, die Optik, die mathematische Astronomie, die Wissenschaft der Musik, die Wissenschaft von den Gewichten und die technische Erfindungswissenschaft. Das vierte Kapitel handelt von der Naturwissenschaft und ihren Teilen sowie von der göttlichen Wissenschaft (ʿilm al-ilāhī) und ihren Teilen. Das fünfte Kapitel handelt von der politischen Wissenschaft, von der Wissenschaft vom [islamischen] Recht (ʿilm al-fiqh) und von der [rationalen] Theologie (ʿilm al-kalām) [...]. Mit diesem Buch kann jemand zwischen den Wissenschaften einen Vergleich anstellen, so dass er weiß, welche von ihnen besser, nützlicher, wirksamer ist und welche geringer an Wert, weniger zuverlässig und weniger wirksam.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 67

    Al-Fārābī über die Leistungen und Grundlagen der Logik
    Die Fertigkeit der Logik (ṣināʿat al-mantiq) liefert insgesamt Regeln, deren Kennzeichen es ist, den Intellekt zu richtig zu machen und den Menschen zum Weg der Korrektheit und zum Wahren hin bei all denjenigen Verstandesgegenständen (al-maʿqūlāt) zu führen, bei denen ein Irrtum auftreten kann. [...] Dies ist so, weil es bei den Verstandesgegenständen Dinge gibt, bei denen er sich überhaupt nicht irren kann, und das sind die, deren Erkenntnis und deren Gewissheit (al-yaqīn) der Mensch gleichsam in seiner Seele angeboren vorfindet, wie z.B. dass das Ganze größer ist als seine Teile.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 76

    Al-Fārābī über die Bedeutung der Logik für das Verständnis von Sprache
    [Die Logik] stimmt mit der Grammatik darin überein, dass sie Regeln für Ausdrücke liefert, und sie ist von ihr dadurch unterschieden, dass die Wissenschaft der Grammatik (ʿilm an-naḥw) Regeln liefert, die den Ausdrücken eines bestimmten Volkes eigentümlich sind, während die Wissenschaft der Logik allgemeine Regeln liefert, die den Ausdrücken aller Völker gemeinsam sind.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 46-50 bzw. 86-89

    Die Teile der Logik nach al-Fārābī ergeben sich, wie schon im antiken Curriculum, aus bestimmten Büchern des Aristoteles
    a) Es ergeben sich also mit Notwendigkeit acht Teile der Logik, von denen jeder sich in einem Buch befindet. Im ersten werden die Regeln der einfachen Vernunftgehalte und der sie bezeichnenden Aussagen behandelt. Und diese stehen in dem Buch, das Arabisch Kategorien und Griechisch Qategorias heißt. Im zweiten werden die Regeln der einfachen Aussagen behandelt [...]. Und diese stehen in dem Buch, das Arabisch Erklärung und Griechisch Peri Hermeneias heißt. Im dritten werden die Ausdrücke behandelt, durch die die den fünf Techniken gemeinsamen Syllogismen entstehen, und diese stehen in dem Buch, das entweder Arabisch Syllogismus oder Griechisch Erste Analytik heißt. Im vierten werden die Regeln behandelt, mit denen die beweisenden Aussagen geprüft werden, sowie die Regeln der Angelegenheiten, durch welche die Philosophie zusammengesetzt wird; und alles, was hierdurch entsteht, dessen Akte sind besser und ausgezeichneter und vollkommener; und dies heißt auf Arabisch Buch des Beweises (kitāb al-burhān) und auf Griechisch Zweite Analytik.
    b) Im fünften werden die Regeln behandelt, durch welche die dialektischen Aussagen geprüft werden, und wie die dialektische Frage und die dialektische Antwort funktioniert; und überhaupt die Regeln, durch welche die Technik der Dialektik zusammengesetzt wird, und durch diese werden ihre Akte besser, vollkommener und nützlicher. Und dies heißt auf Arabisch Buch der dialektischen Plätze und auf Griechisch Topika. Im sechsten werden [...] die Regeln der Dinge angeführt, deren Merkmal ist, von der Wahrheit wegzuführen. [...] Dieses Buch heißt auf Griechisch Sophistika, und der Sinn davon ist „täuschend“. Im siebten stehen die Regeln, durch welche die rhetorischen Aussagen geprüft und entwickelt werden. [...] Dieses Buch heißt auf Griechisch Rītorikā, d.h. Rhetorik. Im achten stehen die Regeln, durch welche die Verse entwickelt werden. [...] Und dieses Buch heißt Griechisch Poetik.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften IV S. 120f.

    Abū Naṡr al-Fārābī (ca. 870-950) über die Leistungen der Metaphysik
    Die göttliche Wissenschaft wird in drei Teile eingeteilt: Der erste untersucht das Existierende und die Dinge, die ihnen insofern zukommen, als sie existierend sind. Der zweite erforscht die Prinzipien der Beweise (mabādiʾ-l-barāhīn) in den einzelnen theoretischen Wissenschaften (al-ʿulūm an-naẓarīya). [...] Im dritten Teil wird [all] das Existierende erforscht, das weder Körper noch in Körpern ist. [...] Dann beweist sie, dass dieses in seiner Vielheit vom Geringeren zum Vollkommeneren aufsteigt, bis es schließlich am äußersten Ende des Vollkommenen zu dem Vollkommenen gelangt, demgegenüber es nichts Vollkommeneres geben kann. [...] Dann verdeutlicht sie, dass das, was diese Eigenschaften hat, jenes ist, von dem man überzeugt sein muss, dass es Gott (allah) ist. [...] Dann lehrt sie, auf welche Weise alles Existierende von ihm hervorgebracht wurde und auf welche Weise es von ihm die Existenz erhalten hat. Dann erforscht sie die Ordnungen von allem Existierenden und auf welche Weise dieses diese Ordnungen erhalten hat und in welcher Form jedes Einzelne davon würdig ist, auf der Stufe zu stehen, auf der es steht.