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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt I, 6 (p. 70-72 Walzer)

Original:

Al-Fārābī umschreibt das eine erste Seiende als sich selbst denkenden Intellekt
[1] فمتى كان الشيء في وجوده غير مختاج إلى مادة، كان ذلك الشيء بجوهره عقلا بالفعل. وتلك حال الأوّل. ... وهو معقول من جهة ما هو عقل، لأن الذي هويته عقل، فذلك هو معقول الذي هويته عقل، وليس يحتاج في أن يكون معقولا إلى ذات أخرى خارجة عنه تعقله. بل هو بنفسه يعقل ذاته.
[2] فإن الإنسان مثلا معقول وليس معقول منه معقولا بالفعل، بل كان معقولا بالقوة ثم صار معقولا بالفعل بعد أن عَقَلَه العقل. ... فإن ما نعقل بعقل ليس هو الذي به تجوهرنا. والأوّل ليس كذلك، بل العقل والعاقل والمعقول فيه معنى واحد وذات واحدة وجوهر واحد غير منقسم.


Quelle: Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt /Mabādiʼ ārāʼ ahl al-madīnat al-fāḍila I, 6 (p. 70-72 Walzer).
Edition: Abū Naṣr al-Fārābī, On the Perfect State (Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīnat al-fāḍilah). Revised text with Introduction, Translation, and Commentary by R. Walzer, Oxford 1985.

Auslegung:

Nachdem al-Fārābī Gott zunächst ontologisch beschrieben hat (Zitat Nummer 443), charakterisiert er ihn hier als sich selbst denkenden Intellekt. Er macht also keinen Unterschied zwischen der ersten Ursache und dem Geist als zwei Prinzipien, so wie Plotin es tut. Ansonsten beschreibt er den Intellekt ähnlich wie Plotin: Letzten Endes ist es die Immaterialität des Intellekts, die es ermöglicht, dass hier Denkendes und Gedachtes eines sind. In Gott, der immateriell ist, ist das bereits realisiert, beim Menschen ist es möglich. Am Ende des Zitats beschreibt al-Fārābī wie Denkendes und Gedachtes im Intellekt einig sind. Das ist wohl im Sinne von Plotins Idee zu verstehen, dass Denkendes und Gedachtes im Denkakt einig sind (Zitat Nummer 264).

Themen:

  • Das Seiende
  • Judentum und Islam
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Geist (Nous)
  • Gott
  • Intellekt (Formen des Intellekts)
  • Materie
  • Mensch
  • Selbsterkenntnis

[1] Wenn aber eine Sache für sein Sein keine Materie braucht, dann ist sie in ihrer Substanz aktueller Intellekt (ʿaql bi-l fiʿl), und das ist der Status des Ersten. [...] Es ist Denkobjekt (maʿqūl), insofern es Intellekt ist, denn das, dessen Proprium Intellekt ist, dies ist das Denkobjekt, dessen Proprium Intellekt ist, und es benötigt, um Denkobjekt sein zu können, kein anderes Wesen außerhalb seiner selbst, das es denkt, sondern es selbst denkt sein Wesen. [...]
[2] Der Mensch zum Beispiel, ist ein Denkobjekt, und das, was an ihm Denkobjekt ist, ist kein Denkobjekt in Wirklichkeit, sondern Denkobjekt in Möglichkeit, und wird Denkobjekt in Wirklichkeit, nachdem ein Intellekt es gedacht hat. [...] Der Intellekt, mit dem wir denken, ist nun nicht das, was unsere Substanz ausmacht. Das erste Seiende ist aber nicht so, sondern Intellekt, Denkendes und Denkobjekt haben in seinem Fall einen einzigen Gehalt und ein einziges Wesen und eine einzige unteilbare Substanz.

Übersetzer: Ferrari, geändert von Matthias Perkams