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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt XV, 1 (p. 228 Walzer)

Original:

Al-Fārābī über das Entstehen und die Ziele menschlicher Gemeinschaften
كل واحد من الناس مفطور على أنه في قوامه وفي أن يبلغ أفضل كمالا إلى أشيء كثيرة لا يمكنه أن يقوّم بها كلها هو وحده. ... فلذلك لا يمكن أن يكون الإنسان ينال الكمال الذي لأجله جُعلت له الفطرة الطبيعيّة ألا باجتماعات جماعة كثيرة معاونين يقوّم كل واحد لكل واحد ببعض ما يختاج إليه، ... ولهذا كثرت أشخاص الإنسان فحصلوا في المعمورة من الإرض فحدثت فيها الاجتماعات الإنسانيّة. فمنها الكاملة ومنها غير الكاملة.


Quelle: Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt /Mabādiʼ ārāʼ ahl al-madīnat al-fāḍila XV, 1 (p. 228 Walzer).
Edition: Abū Naṣr al-Fārābī, On the Perfect State (Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīnat al-fāḍilah). Revised text with Introduction, Translation, and Commentary by R. Walzer, Oxford 1985.

Auslegung:

In diesem Text, der zum eigentlich politischen Teil seines Hauptwerks Die Prinzipien der vollkommenen Stadt überleitet, greift al-Fārābī Aristoteles’ Gedanken auf, dass der Mensch sein Leben nicht alleine leben kann und daher auf familiäre und politische Gemeinschaften angewiesen ist (Zitat Nummer 678). Zugleich nimmt er den antiken Gedanken auf, dass nur ein Teil der Erde bewohnbar ist, die sogenannte „Oikoumene“, und führt bereits den Gedanken ein, dass es vollkommene und unvollkommene Gemeinschaften gibt, der im Folgenden für ihn noch wichtig werden wird (vgl. Zitate Nummer 449-451).

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Gemeinschaft
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Philosophie und Politik
  • Staat
  • Gesellschaft
  • Politische Philosophie

Jeder einzelne Mensch ist so ausgestattet, dass er für sein Fortbestehen und für das Erreichen der größtmöglichen Vollendung (kamāl) verschiedene Dinge benötigt, die er nicht alle allein sich beschaffen kann. [...] Deswegen kann der Mensch die Vollendung, deretwegen ihm seine natürliche Ausstattung gegeben wurde, nur in Zusammenschlüssen einer größeren Menge von einander Unterstützenden erreichen, in der jeder jeden mit etwas für ihn Notwendigem versorgt. [...] Aus diesem Grund haben sich die Menschen vermehrt und haben sich in der bewohnbaren Zone der Erde niedergelassen, so dass hier menschliche Gemeinschaften (al-iǧtimāʿa al-insānīya) entstanden sind, von denen es vollkommene und unvollkommene gibt.

Übersetzer: Ferrari, geändert von Matthias Perkams