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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt XV 9-11 (p. 244-246 Walzer)

Original:

Al-Fārābī über den vollkommenen Herrscher als Empfänger von Offenbarung
[1] كان هذا الإنسان هو الإنسان الذي حلّ فيه العقل اللفعال. وإذا حصل ذلك في كلي جزءيَ قوته الناطقيّة وهما ال نظريّة والعمليّة ثم في قوته المخيّلة، كان هذا الإنسان هو الذي يوحى إليه، فيكون ألله عزّ وجلّ يوحي إليه بتوسّط العقل الفعّال، ...
[2] فيكون ... حكيماً فيلسوفاً ومتعقلاً على التمام بعقل فيه الإلاهيّ، وبما يفيض منه إلى القوّة المتخيّلة نبيّاً. ...
[3] فهذا هو الرئس الذي لا يرؤسه إنسان آخر أصلاً، وهو الإمام، وهو الرئيس الأوّل المدينة الفاضلة وهو رئيس الأمّة الفاضلة ورئس المعمورة كلها.


Quelle: Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt /Mabādiʼ ārāʼ ahl al-madīnat al-fāḍila XV 9-11 (p. 244-246 Walzer).
Edition: Abū Naṣr al-Fārābī, On the Perfect State (Mabādiʾ ārāʾ ahl al-madīnat al-fāḍilah). Revised text with Introduction, Translation, and Commentary by R. Walzer, Oxford 1985.

Auslegung:

Dieser Text stellt die Fortführung von Zitat Nummer 449 dar und erklärt dessen Implikationen. Al-Fārābī stellt in beiden Zitaten den vollendeten Herrscher im (bewussten?) Anschluss an Platon als intellektuell vollkommen dar und charakterisiert ihn zugleich als Empfänger von Offenbarung. Diese Offenbarung wird hier ebenso offen angesprochen wie die Haltung dieses Menschen als Philosoph und Prophet sowie, mit einem muslimischen Titel, als Imām. Es handelt sich um die einzige Stelle in den Prinzipien der vollkommenen Stadt, in der al-Fārābī explizit diese religiöse Terminologie verwendet. Dabei wird aber vor allem deutlich, dass er die islamischen Begriffe von der Philosophie her, die er als der Theologie überlegen versteht (Zitate Nummer 401 und 440), neu und von der Fähigkeit zum Vernunftgebrauch her deutet, der ebenfalls als göttliche Gabe verstanden wird. Das ist zumindest insofern nicht völlig unislamisch, als die Idee des Erwerbs vollkommenen und wahren Wissens im Islam durchaus mit der Gottsuche verbunden ist.

Themen:

  • Herrscher
  • Judentum und Islam
  • Offenbarung
  • Wege des Ich
  • Freiheit (Vorlesung)
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Geist (Nous)
  • Imagination
  • Intellekt (Formen des Intellekts)
  • Phantasia/imaginatio
  • Philosophie und Politik
  • Politische Philosophie
  • Prophet/Prophetie

[1] Dieser Mensch ist der Mensch, dem der aktive Intellekt innewohnt. Geschieht dies in beiden Teilen seines Vernunftvermögens, nämlich im theoretischen und im praktischen, und dann noch in seinem Imaginationsvermögen, dann ist dieser Mensch jemand, dem eine Offenbarung zuteil werden wird (yūḥā ilaihi), und Allah – er ist hoch und erhaben – wird ihm die Offenbarung (yūḥī ilaihi) vermittels des aktiven Intellekts zuteil werden lassen. [...]
[2] Auf diese Weise [...] wird er ein Weiser, ein Philosoph (ḥakīm failasūf) und von vollkommener Intelligenz, nämlich durch den göttlichen Intellekt in ihm. Und durch die Emanation von diesem zu seinem Imaginationsvermögen wird er zum Propheten (nabīy). [...]
[3] Dies ist der Herrscher, über den überhaupt kein anderer Mensch herrschen kann, er ist der Imam (al-imām); er ist der erste Herrscher der vortrefflichen Stadt, er ist der Herrscher der vortrefflichen Nation und der Herrscher der bewohnbaren Erde.

Übersetzer: Ferrari, geändert von Matthias Perkams