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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Lévinas, Emmanuel : Gott und die Philosophie (p. 113-119)

Original:

Über die beträchlichen ethischen Konsequenzen
14. [112] L’amour n’est possible que par l’idée de l’Infini – par l’Infini mis en moi, par le « plus » qui dévaste et réveille le « moins » détournant de la téléologie, détruisant l’heure et le bonheur de la fin. [...] [113] Pour que le désintéressement soit possible dans le Désir de l’Infini [...], il faut que le Désirable ou Dieu reste séparé dans le désir ; comme désirable – proche mais différent – Saint. [...] La transcendance est éthique et la subjectivité qui n’est pas en fin de compte le « je pense » [...], qui n’est pas l’unité de « l’apperception transcendentale » - est, en guise de responsabilité pour Autrui, sujétion à autrui. [...]
15. [117] La fraternité biologique humaine [...] n’est pas une raison suffisante pour que je sois responsable d’un être séparé. [...] La responsabilité pour l’autre vient d’en-deçà de ma liberté. [...]
16. [119] « Chacun de nous est coupable devant tous pour tous et pour tout, et moi plus que les autres », dit Dostoïevski dans Les Frères Karamazov.

Quelle: Lévinas, Emmanuel : Gott und die Philosophie /Dieu et la philosophie (p. 113-119).
Edition: De Dieu qui vient à l’idée/Von Gott, der ins Denken einfällt, Paris 1986.

Auslegung:

In diesem Text erläutert Lévinas, wie die Liebe und ethische Ansprüche aus der Begegnung mit dem Absoluten erwachsen (vgl. schon Zitat Nummer 500). Dies geschieht durch Aufhebung der ,Teleologie‘, also des zielgerichteten Handelns, welches für das menschliche Leben typisch ist und den Blick für den anderen erstellt. Hier zeigt sich der Text von der kantischen Trennung von Pflicht und Streben beeinflusst und steht somit im Gegensatz zu einer aristotelischen Begründung der Ethik aus dem Streben zum Guten. Andererseits resultiert die Aufnahme der Verpflichtung nicht aus einem kategorischen Imperativ, sondern kommt aus dem transzendenten, unbegreiflichen und damit für das Ich nicht verfügbaren Unendlichen, in dessen Angesicht sich das Ich als unendlich schuldig erweist.

Themen:

  • Judentum und Islam
  • Liebe
  • Unendlichkeit
  • Ethik
  • Gott
  • Schuld

14. Die Liebe ist nicht anders möglich als durch die Idee des Unendlichen – durch das Unendliche, das in mich gesetzt ist, durch das "mehr", welches das "weniger" zerstört und aufweckt, es von der Teleologie abwendet, die Stunde und das Glück des Ziels zerstört. [...] Damit das Desinteresse im Begehren des Unendlichen möglich wird, [...] muss das Begehrenswerte oder Gott im Begehren abgetrennt bleiben; als Begehrenswertes – nah, aber verschieden – Heilig. [...] Die Transzendenz ist ethisch, und die Subjektivität, die letztlich nicht das "Ich denke" ist [...], die nicht die Einheit der "transzendentalen Apperzeption" ist, ist, in Gestalt der Verantwortung für den anderen, Unterwerfung gegenüber dem anderen. [...]
15. Die biologische menschliche Brüderlichkeit [...] ist kein hinreichender Grund dafür, dass ich für ein getrenntes Seiendes verantwortlich bin. [...] Die Verantwortlichkeit für den anderen kommt von jenseits meiner Freiheit. [...]
16. "Jeder von uns ist schuldig vor allen für alle und für alles, und ich mehr als die anderen", sagt Dostojewski in den Brüdern Karamasow.


Übersetzer: Matthias Perkams