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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Macrobius: Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis [Scipios Traum in De re publica VI] I, 2, 11-13

Original:

Der pagane Platoniker Macrobius (um 430) über die Rolle von Analogien in der Rede über die Götter
Sacrarum rerum notio sub pio figmentorum velamine honestis et tecta rebus et vestita nominibus enuntiatur. Et hoc est figmenti genus quod cautio de divinis rebus philosophantis admittit. […] Sciendum est, non in omnem disputationem philosophos admittere fabulosa, sed his uti solent, cum vel de anima vel de aethereis potestatibus loquuntur. Ceterum cum ad summum deum et principem omnium, qui apud graecos togaton, qui et protopanton nuncupatur, tractatus se audet attollere, […], nihil fabulosum penitus attingunt; sed si quid de his assignare conantur quae non sermonem tantummodo, sed cogitationem quoque superant humanam, ad similitudines et exempla confugiunt. Sic Plato, cum de togaton esset loqui animatus, dicere, quid sit, non ausus est, hoc solum de eo sciens, quod sciri qualis sit ab hominibus non possit, solum vero si simillimum solem de visibilibus repperit et per eius similitudinem viam sermoni suo attollendi se ad non comprehensibilia patefecit.

Quelle: Macrobius: Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis [Scipios Traum in De re publica VI] I, 2, 11-13.
Edition: N.N.

Auslegung:

- da einfache Rede nicht ausreicht, wird ein Umweg über bildliche Rede genommen
- Nützlichkeit dieser Rede gilt vor allem für die Beschreibung der vielfältigen antiken Götterwelten
- Stoiker und Platoniker interpretieren Texte mit Hilfe der „Allegorie“, bei der verschiedene Elemente der Texte als verdeckte Aussagen über bestimmte Götter bzw. Teile der philosophischen Systeme übernommen werden
- Übernahme der Methode auch im Christentum, aber hier nicht als wissenschaftlich betrachtet
- zum Verständnis dieses Umschwungs sind erst spätantik-pagane, dann mittelalterliche Texte zu betrachten
(VL Gott und die Welt )

Themen:

  • Gott und die Welt
  • Platoniker

Der Gehalt der heiligen Dinge wird unter dem frommen Schleier der Erdichtungen sowohl mit ehrbaren Dingen bedeckt als auch mit ehrbaren Begriffen bekleidet ausgesprochen wird, ist das eine Gattung der Dichtung, die die Vorsicht des Philosophierenden in Bezug auf die göttlichen Dinge gestattet. […] „Man muss wissen, dass die Philosophen nicht in jeder Erörterung Fabulöses zulassen, sondern dies zu benutzen pflegen, wenn sie entweder über die Seele oder über die ätherischen Mächte sprechen. Wenn im Übrigen die Darstellung es wagt, sich bis zum höchsten Gott und Herrscher von allem, der bei den Griechen τἀγαθόν, der auch πρῶτον πάντων genannt wird, zu erheben, […] nehmen sie zu Analogien und Beispielen Zuflucht. So wagte Platon, als er beseelt davon war, vom τἀγαθόν zu sprechen, nicht zu sagen, was es ist, da er nur dies darüber wusste, dass von den Menschen nicht gewusst werden kann, von welcher Art es ist. Sondern nur wenn er die Sonne als etwas ganz Analoges aus den sichtbaren Dingen übernimmt, öffnet er auch durch die mit ihr gegebene Analogie für seine Rede den Weg, sich zum nicht Begreifbaren zu erheben.

Übersetzer: N.N.