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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Augustinus von Hippo: Der Gottesstaat V 9, p. 205, 5-8; V 10, p. 208, 16-19; 209, 16-20. 29-31

Original:

Augustinus löst das Problem von Gottes Vorwissen und Freiheit, indem er das Vorwissen zur Garantie der Wahrheit der Freiheit erklärt
Nos [...] deum dicimus omnia scire antequam fiant, et voluntate nos facere, quicquid a nobis non nisi volentibus fieri sentimus et novimus. [...] Multa enim facimus, quae si nollemus, non utique faceremus. Quo primitus pertinet ipsum velle; nam si volumus, est, si nolumus, non est. [...] Non ergo propterea nihil est in nostra voluntate, quia deus praescivit quid futurum esset in nostra voluntate. Non enim, qui hoc praescivit, nihil praescivit, [...] sed aliquid praescivit. [...] Proinde non frustra sunt leges obiurgationes laudes et vituperationes, quia et ipsas futuras esse praescivit.

Quelle: Augustinus von Hippo: Der Gottesstaat /De civitate dei V 9, p. 205, 5-8; V 10, p. 208, 16-19; 209, 16-20. 29-31.
Edition: N.N.

Auslegung:

Augustinus löst das somit entstehende Problem von Gottes Vorwissen und Freiheit, indem er erklärt, dass Gott Entscheidungen des Willens nur als solche vorab wissen kann, wenn es tatsächlich Willensentscheidungen sind.
Anmerkung: Der letzte Satz stellt eine Auflösung des zuerst von Cicero formulierten Problems dar (siehe PZ 563). (VL Freiheit )

Augustinus sieht in Gottes Vorwissen unserer Handlungen eine Bestätigung dafür, dass diese tatsächlich Handlungen von uns sind. (VL Gott und die Welt )

Themen:

  • Freiheit
  • Vorwissen
  • Gott und die Welt

Wir [...] behaupten, dass Gott alles weiß, bevor es geschieht, und dass wir durch unseren Willen alles bewirken, von dem wir fühlen und wissen, das es nur durch uns als Wollende bewirkt wird. [...] Denn wir bewirken vieles, dass wir, wenn wir es nicht wollten, keineswegs bewirken würden. Hierzu gehört zunächst einmal das Wollen selbst; denn wenn wir wollen, dann ist es da, wenn wir nicht wollen, dann ist es nicht da. [...] Also ist nicht deswegen nichts in unserem Willen, weil Gott vorher wusste, was in unserem Willen sein wird. Denn der, der das vorher wusste, wusste nicht nichts vorher, [...] sondern er wusste etwas vorher. Folglich sind die Gesetze, der Tadel, das Lob und die Kritik, weil er vorher wusste, dass sie da sein werden.

Übersetzer: N.N.