Original:
In der Einleitung zu seiner Übersetzung des Buchs vom Apfel berichtet Manfred von Sizilien (gest. 1266) von dessen Nutzen und Geschichte
[1] Nos Manfredus, [...] imperatoris Friderici filius [...] et regis Conradi secondi in Sicilia baiulus generalis, humanae fragilitatis casibus subiacentes, cum corpus nostrum gravis infirmatatis adeo molestia maceraret, ut nulli de cetero posse vivere crederemur [...], sed theologica philosophica documenta quae imperiali aula [...] patris nostri venerabilium doctorum nos turba docuerat, [...] fixa mente gerentes de nostra dissolutione non intantum, ut ipsorum habebat opinio dolebamus. [...]
[2] Inter quae nos occurrit liber Aristotelis, principis philosophorum, qui De pomo dicitur, ab eo editus in exitu vitae suae, in quo probat sapientes [...] exitu non dolere, sed gaudentes ad perfectionis premium currere. [...]
[3] Quem librum, cum non inveniretur inter Christianos, quoniam eum in Hebraico legimus translatum de Arabico [...], sanitate rehabita ad eruditionem multorum de Hebraea lingua transtulimus in Latinam.
Quelle:
Manfred von Sizilien (König von Sizilien):
Buch vom Apfel (Übersetzung)
/
Liber de pomo
Prologus c und d (72f.).
Edition: Liber de pomo/Buch vom Apfel. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von E. Acampora-Michel, Frankfurt 2001.
Auslegung:
Dieser Text ist ein weiteres Zeugnis für das philosophische Interesse des Stauferkönigs Manfred von Sizilien (vgl. Zitat Nummer 48). Manfred berichtet zunächst, wie ihm in einer schweren Krankheit seine Bildung zugutekam, die als eine wissenschaftliche Bildung dargestellt wird. Obwohl Manfred auch die theologische Dimension dieser Schriften erwähnt, ist doch deutlich, dass er vor dem Hintergrund der Idee schreibt, die Philosophie sei eine Medizin für die Seele. Verdeutlicht wird deren Inhalt an einem Buch mit dem Titel
„Buch vom Apfel“, das die Sterbestunde des Aristoteles beschreibt. Dieses wohl ursprünglich arabisch verfasste Werk ist grundsätzlich eine Adaption von Platons
Phaidon, welche aber nicht Sokrates, sondern Aristoteles als den Philosophen schlechthin präsentiert. In der Tat ist schon aus dem Text selbst klar, dass er Aristoteles’ Tod beschreibt und dieser nicht der Verfasser des Werks sein kann. Für Manfred entscheidend ist aber die Qualität des Werkes, mit philosophischen Argumenten der Todesfurcht vorzubeugen.
In seiner Schlussbemerkung erwähnt Manfred die Umstände seiner Übersetzung des Werks ins Lateinische. Die Praxis, aus dem Arabischen ins Lateinische und Hebräische zu übersetzen, war im 12./13. Jahrhundert in Südeuropa weitverbreitet, und gelegentlich kam es dazu, dass auch arabische Bücher aus ihrer hebräischen Version ins Lateinische übersetzt wurden. Ob Manfred selbst übersetzt hat, ist aber nicht klar – er könnte die Übersetzung auch in Auftrag gegeben haben, wie es in Zitat Nummer 48 für andere Texte geschildert wird.
Themen:
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