Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Manfred von Sizilien (König von Sizilien): Buch vom Apfel (Übersetzung) Prologus c und d [72f.]

Original:

In der Einleitung zu seiner Übersetzung des Buchs vom Apfel berichtet Manfred von Sizilien (gest. 1266) von dessen Nutzen und Geschichte
[1] Nos Manfredus, [...] imperatoris Friderici filius [...] et regis Conradi secondi in Sicilia baiulus generalis, humanae fragilitatis casibus subiacentes, cum corpus nostrum gravis infirmatatis adeo molestia maceraret, ut nulli de cetero posse vivere crederemur [...], sed theologica philosophica documenta quae imperiali aula [...] patris nostri venerabilium doctorum nos turba docuerat, [...] fixa mente gerentes de nostra dissolutione non intantum, ut ipsorum habebat opinio dolebamus. [...]
[2] Inter quae nos occurrit liber Aristotelis, principis philosophorum, qui De pomo dicitur, ab eo editus in exitu vitae suae, in quo probat sapientes [...] exitu non dolere, sed gaudentes ad perfectionis premium currere. [...]
[3] Quem librum, cum non inveniretur inter Christianos, quoniam eum in Hebraico legimus translatum de Arabico [...], sanitate rehabita ad eruditionem multorum de Hebraea lingua transtulimus in Latinam.

Quelle: Manfred von Sizilien (König von Sizilien): Buch vom Apfel (Übersetzung) /Liber de pomo Prologus c und d [72f.].
Edition: Liber de pomo/Buch vom Apfel. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von E. Acampora-Michel, Frankfurt 2001.

Auslegung:

Die Praxis, aus dem Arabischen ins Lateinische und Hebräische zu übersetzen, war, wie gesagt, im 12./13. Jahrhundert in Südeuropa weitverbreitet. Ob Manfred selbst übersetzt hat, ist aber nicht klar – er könnte die Übersetzung auch in Auftrag gegeben haben.
Die hebräische Vorlage des Liber de pomo ist erhalten, die arabische ist uns unbekannt. Möglicherweise ist das Werk in seiner gegenwärtigen Form von einem spanischen Juden kompiliert (zusammengestellt) worden.

Themen:

  • Tod und Sterben

[1] Wir, Manfred, Sohn [...] des Kaisers Friedrich [II., gest. 1250] und allgemeiner Stellvertreter des Königs Konrad II. in Sizilien, unterlagen den Zufällen der menschlichen Schwäche, als die Beschwerde einer schweren Krankheit uns so sehr quälte, dass man keineswegs glaubte, wir könnten weiterleben. Aber da wir die theologisch-philosophischen Überlieferungen, welche uns am Kaiserhof [...] unseres Vaters eine Schar ehrwürdiger Lehrer gelehrt hatte, [...] fest im Geist trugen, waren wir über unser Hinscheiden nicht so sehr besorgt, wie es die Meinung jener [d.h. der Umstehenden] war. [...]
[2] Unter diesen [Überlieferungen] begegnete uns ein [richtiger wäre: ein angebliches] Buch des Aristoteles, der Ersten der Philosophen, von ihm am Ende seines Lebens herausgegeben, welches Über den Apfel genannt wird. Darin beweist er, dass die Weisen […] über das Ende nicht besorgt sind, sondern mit Freude zum Preis der Vollkommenheit eilen. […]
[3] Dieses Buch war unter den Christen nicht aufzufinden, daher haben wir es auf Hebräisch gelesen, aus dem Arabischen übersetzt […]. Deshalb haben wir es, als die Gesundheit wiederhergestellt war, für die Bildung vieler aus der hebräischen Sprache in die lateinische übersetzt.

Übersetzer: Auswahl und Übersetzung von Matthias Perkams