Die Lehre vom Beweis nach den Stoikern
a) Ein Argument ist eine
Zusammenstellung aus Prämissen und Konsequenz. Dabei sind die Prämissen,
wie sie sagen, die zur Begründung des Schlusssatzes einhellig angenommenen
Aussagen, und die Konsequenz oder der Schlusssatz ist die aus ihnen
begründete Aussage. [...] Daher sagen sie auch, ein wahres Argument sei
dasjenige, was aus wahren Prämissen einen wahren Schlusssatz schlüssig
folgert. Von den wahren Argumenten sind wiederum die einen beweisend, die
anderen nicht beweisend.
b) Beweisend sind diejenigen,
die aus Offensichtlichem etwas nicht Offensichtliches folgern [...]. Nicht
beweisend ist z.B. das Argument ,wenn es Tag ist, ist es hell; nun aber ist es
Tag; also ist es hell‘; denn dass es hell ist – der Schlusssatz des Arguments –
ist offensichtlich. Beweisend ist aber ein Argument wie ,wenn Schweiß durch
die Haut fließt, gibt es gedanklich erfassbare Poren; nun aber fließt Schweiß
durch die Haut; also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘, denn es hat den nicht
offensichtlichen Schlusssatz ,also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘. [...] Ein
Beweis muss demnach ein Argument sein, außerdem schlüssig und auch noch
wahr, und er muss einen Schlusssatz haben, der nicht offensichtlich ist und
durch die Kraft der Prämissen enthüllt wird; und das ist der Grund, weswegen
gesagt wird: Der Beweis ist ein Argument, das aus akzeptierten Prämissen
vermittels einer schlüssigen Folgerung eine nicht offensichtliche Konsequenz
enthüllt.