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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Gesetz, ewiges

3 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) I 48-51

    Augustinus entwickelt auf der Grundlage stoischer und ciceronischer Überlegungen die Idee eines ewigen Gesetzes, durch das die Welt gut regiert wird
    [1] Augustinus: Wenn es dir recht ist, wollen wir also jenes Gesetz zeitlich nennen, welches, wenn es auch gerecht sein mag, dennoch im Verlaufe der Zeit gerechterweise geändert werden kann?
    Evodius: Nennen wir es so.
    Augustinus: Wie? Jenes Gesetz, das die höchste Vernunft genannt wird, dem immer zu gehorchen ist und durch welches sich die Bösen das unglückliche, die Guten aber das glückliche Leben verdienen, und durch das schließlich das zeitlich zu nennende Gesetz zu Recht erlassen und zu Recht geändert wird – kann dieses Gesetz irgendeinem Einsichtigen anders als unwandelbar und ewig erscheinen? [...]
    [2] Ich glaube, du siehst zugleich auch ein, dass in dem zeitlichen Gesetz nichts gerecht und richtig ist, was sich die Menschen nicht aus dem ewigen Gesetz hergeleitet haben. Denn wenn dieses Volk zu einer Zeit gerechterweise Ämter verliehen hat, zu einer anderen wiederum nicht, dann ist diese zeitliche Veränderung, um gerecht zu sein, aus jener Ewigkeit abgeleitet, durch die es immer gerecht ist, dass ein würdevolles [Gesetz] Ämter verleiht, ein ungefestigtes aber nicht. [...]
    [3] Um also kurz den Begriff des ewigen Gesetzes, der uns eingeprägt ist, in Worten auszudrücken, soweit ich das vermag: Das ewige Gesetz ist das, wodurch es gerecht ist, dass alles bestens geordnet ist.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) 92, 3 resp., ad 1, ad 3

    Thomas von Aquin über die Funktionsweise der regelsetzenden menschlichen Vernunft und ihr Verhältnis zum göttlichen Plan
    [Antwort] Aus den Vorschriften des Naturgesetzes, gleichsam wie aus allgemeinen und nicht beweisbaren Prinzipien, muss die menschliche Vernunft dazu vorgehen, einiges Konkretere anzuordnen. Und diese konkreten Anordnungen, die gemäß der menschlichen Vernunft hinzu erfunden werden, werden menschliche Gesetze genannt.
    [Zu 1] Die menschliche Vernunft kann nicht vollständig Anteil haben an der Regelungsmacht der göttlichen Vernunft, sondern auf ihre Weise und unvollkommen. […] Von seiten der praktischen Vernunft hat der Mensch am ewigen Gesetz gemäß bestimmten allgemeinen Prinzipien teil, nicht aber gemäß konkreten Anweisungen für Einzelnes, die jedoch im ewigen Gesetz enthalten sind. Und daher ist es notwendig, dass die menschliche Vernunft fortschreitet zu bestimmten konkreten Strafanordnungen der Gesetze. […]
    [Zu 3] Die praktische Vernunft bezieht sich auf mögliche Handlungen, welche einzelne und kontingent sind, aber nicht auf Notwendiges, wie die theoretische Vernunft. Und daher könnten die menschlichen Gesetze nicht die Unfehlbarkeit haben, welche die beweiskräftigen Folgerungen der Wissenschaften haben. Aber es ist nicht nötig, dass jedes Maß in jeder Hinsicht unfehlbar und sicher ist, sondern soweit es in seiner Art möglich ist.
  • Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder ueber religioese Macht und Judentum (Auszüge aus p. 172-174 = 2. Abschnitt, p. 32-41; II Bd. 8, 161-164)

    Moses Mendelssohn unterscheidet zwei Arten von ewigen sowie zeitliche Wahrheiten
    [1] Ewige Wahrheiten [...] sind entweder nothwendig, an und für sich selbst unveränderlich, oder zufällig. [...] Sowohl die nothwendigen als zufälligen Wahrheiten fließen aus einer gemeinschaftlichen Quelle, aus der Quelle aller Wahrheit: jene aus dem Verstande, diese aus dem Willen Gottes. [...] Beispiele der ersten Gattung sind die Sätze der reinen Mathematik und der Vernunftkunst; Beyspiele der letzteren die allgemeine Sätze der Physik und Geisterlehre, die Gesetze der Natur, nach welchen dieses Weltall, Körper und Geisterwelt regiert wird. Außer diesen ewigen Wahrheiten giebt es noch Zeitliche, Geschichtswahrheiten. [...] Von dieser Art sind alle Wahrheiten der Geschichte, in ihrem weitesten Umfange. [...]
    [2] Die [...] nothwendigen Wahrheiten gründen sich auf die Vernunft, d. i. auf unveränderlichen Zusammenhang, und wesentliche Verbindung zwischen den Begriffen. [...] Zu den Wahrheiten der zwoten Classe wird, außer der Vernunft, auch noch Beobachtung erfordert. [...] Hingegen die Geschichtswahrheiten [...] können nur von denjenigen vermittelst der Sinne wahrgenommen werden, die zu der Zeit und an dem Orte zugegen gewesen, als sie sich in der Natur zugetragen haben; von jedem anderen müssen sie auf Autorität und Zeugniß angenommen werden. [...]
    [3] Ich glaube also nicht, daß die Kräfte der menschlichen Vernunft nicht hinreichen, sie von den ewigen Wahrheiten zu überführen, die zur menschlichen Glückseligkeit unentbehrlich sind.