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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Schöpfungslehre

4 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Bonaventura : Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus II, d. 1 a. 1 q. 2 p. 22

    Der Franziskaner Bonaventura erklärt die Unvereinbarkeit von Ewigkeit der Welt und christlicher Schöpfungslehre
    Es ist unmöglich, dass etwas, das Sein hat, nachdem es Nicht-Sein hatte, ewig ist, weil dies einen Widerspruch impliziert. Aber die Welt hat Sein nach Nicht-Sein; also ist es unmöglich, dass sie ewig ist. [...] Anzunehmen, die Welt sei ewig oder ewig hervorgebracht, wenn man zugleich animmt, alle Dinge seien aus dem Nichts hervorgebracht, ist vollständig gegen Wahrheit und Vernunft [...], und zwar so sehr gegen die Vernunft, dass ich nicht glauben mag, irgendein Philosoph, wie klein sein Verstand auch sein mag, habe dies je angenommen.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) I 15

    Wilhelm von Ockham (1285-1308) über weitere Implikationen der Schöpfung aus dem Nichts
    Dass kein Universale eine extramentale Substanz ist, kann mit Evidenz bewiesen werden. [...] Wenn diese Meinung wahr wäre, dann könnte kein Individuum erschaffen werden, wenn bereits irgendein Individuum existieren würde. Denn es empfinge das Sein nicht vollständig aus dem Nichts, wenn das Universale, das in ihm ist, vorher bereits in einem anderen da war.
  • Lukrez (Titus Lucretius Carus): Über die Natur der Dinge (De rerum natura) II, 216-224

    Lukrez erklärt die Lehre von der Bahnabweichung der Atome
    Dies noch wünsch ich hierbei dir recht zur Kenntnis zu bringen:
    Wenn sich die Körper im Leeren mit senkrechtem Falle bewegen,
    durch ihr eigen Gewicht, so würden sie wohl in der Regel
    irgendwo und –wann ein wenig zur Seite getrieben,
    doch nur so, dass man sprechen kann von geänderter Richtung.
    Wichen sie nicht so ab, dann würden wie Tropfen des Regens
    gradaus alle hinab in die Tiefen des Leeren versinken.
    Keine Begegnung und Stoß erführen alsdann die Atome,
    niemals hätte daher die Natur mit der Schöpfung begonnen.
  • Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge (De opificio mundi secundum Moysem) 16, 20

    Laut Philon richtet sich Gott bei der Schöpfung nach einem ewigen Urbild
    Da Gott nämlich, weil er Gott ist, von vornherein erkannte, dass ein schönes Abbild niemals ohne ein schönes Vorbild entstehen kann und dass keines von den sinnlich wahrnehmbaren Dingen tadellos sein würde, das nicht einem Urbild und einer geistigen Idee nachgebildet wäre, bildete er, als er diese sichtbare Welt schaffen wollte, vorher die geistige, um dann mit Benutzung eines unkörperlichen und gottähnlichen Vorbildes die körperliche herzustellen [...], die ebenso viele sinnlich wahrnehmbare Arten enthalten sollte, wie in jener gedacht vorhanden waren. [...] Gleichwie nun die in einem Baumeister zuvor entworfene Stadt nicht außerhalb einen Platz hatte, sondern nur der Seele des Handwerkes eingeprägt war, ebenso hat auch die aus den Ideen bestehende Welt keinen andern Ort als den göttlichen Logos, der alles geordnet hat.