Der Franziskaner Bonaventura erklärt die Unvereinbarkeit von Ewigkeit der Welt und christlicher Schöpfungslehre
[1] Es ist unmöglich, dass einem Unendlichen etwas hinzugefügt wird – dieser Satz ist aus sich selbst heraus klar, denn all das, was eine Hinzufügung aufnimmt, wird größer. Aber nichts ist größer als ein Unendliches. Aber wenn die Welt ohne Anfang ist, wird sie bis ins Unendliche dauern. Also kann ihrer Dauer nichts hinzugefügt werden. – Aber es steht fest, dass das falsch ist, denn jeden Tag wird eine Umdrehung zu Umdrehung hinzugefügt.
[2] Es ist unmöglich, dass etwas, das Sein hat, nachdem es Nicht-Sein hatte, ewig ist, weil dies einen Widerspruch impliziert. Aber die Welt hat Sein nach Nicht-Sein; also ist es unmöglich, dass sie ewig ist. [...]
[3] Anzunehmen, die Welt sei ewig oder ewig hervorgebracht, wenn man zugleich animmt, alle Dinge seien aus dem Nichts hervorgebracht, ist vollständig gegen Wahrheit und Vernunft [...], und zwar so sehr gegen die Vernunft, dass ich nicht glauben mag, irgendein Philosoph, wie klein sein Verstand auch sein mag, habe dies je angenommen.
[4] Die Welt aber als ewig anzunehmen, wenn man die Ewigkeit der Materie voraussetzt, scheint vernünftig und verständlich […]. Dennoch sagen einige Moderne, der Philosoph habe dies keineswegs gemeint noch beweisen wollen, dass die Welt überhaupt nicht angefangen habe, sondern dass sie nicht durch eine natürliche Bewegung angefangen habe. Was davon eher wahr ist, weiß ich nicht. […] Wenn er aber das meinte, dass die Welt auf keine Weise angefangen hat, hat er sich offensichtlich geirrt, wie oben mit mehreren Argumenten gezeigt wurde.
Wilhelm von Ockham (1285-1308) über weitere Implikationen der Schöpfung aus dem Nichts
Dass kein Universale eine extramentale Substanz ist, kann mit Evidenz bewiesen werden. [...] Wenn diese Meinung wahr wäre, dann könnte kein Individuum erschaffen werden, wenn bereits irgendein Individuum existieren würde. Denn es empfinge das Sein nicht vollständig aus dem Nichts, wenn das Universale, das in ihm ist, vorher bereits in einem anderen da war.
Lukrez erklärt die Lehre von der Bahnabweichung der Atome
Dies noch wünsch ich hierbei dir recht zur Kenntnis zu bringen:
Wenn sich die Körper im Leeren mit senkrechtem Falle bewegen,
durch ihr eigen Gewicht, so würden sie wohl in der Regel
irgendwo und –wann ein wenig zur Seite getrieben,
doch nur so, dass man sprechen kann von geänderter Richtung.
Wichen sie nicht so ab, dann würden wie Tropfen des Regens
gradaus alle hinab in die Tiefen des Leeren versinken.
Keine Begegnung und Stoß erführen alsdann die Atome,
niemals hätte daher die Natur mit der Schöpfung begonnen.