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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Timaios, Platon

8 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Platon: Timaios (Timaeus) 27d-28a; 28c-29b

    Die ontologischen Grundkategorien, die bei der Beschreibung der Weltentstehung zu unterscheiden sind (Antike Philosophie I)<br /> Auch in Platons Timaios wird die Unterscheidung von ewigen Ideen und veränderlicher wahrnehmbarer Welt beibehalten (Judentum und Islam)
    a) Zuerst nun haben wir meiner Meinung nach Folgendes zu unterscheiden: Was ist das stets Seiende und kein Werden Habende, und was das stets Werdende, aber niemals Seiende. Das eine kann durch ein Denken mit rationaler Struktur erkannt werden, ist stets sich selbst gleich, das andere dagegen kann durch eine Meinung mit nicht-rationaler Wahrnehmung gemeint werden, ist werdend und vergehend, nie aber wirklich seiend. [...]
    b) Den Vater und Hersteller dieses Alls zu finden, ist eine Aufgabe, und es ist, hat man ihn gefunden, unmöglich, ihn allen zu verkünden. Dies ist nun wiederum über ihn zu prüfen, auf welches der Urbilder hin der handwerklich Tätige dies gestaltete [...]. Wenn klarerweise diese Welt schön ist und der Gestalter gut, ist klar, dass er auf das ewige hinblickte. Wenn es aber so ist, wie sich nicht einmal auszusprechen gehört, [hat er] auf das gewordene [hingeblickt]. [...] Dies ist also über das Abbild und über sein Urbild anzugeben.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 29d-30c

    Die Beschreibung des guten Herstellers bzw. „Schöpfers“ der Welt (Antike Philosophie I)<br /> Die Güte Gottes als Grund der Weltordnung ist seit Platon ein klassisches Motiv griechischer philosophischer Theologie (Judentum und Islam)
    Timaios: a) Geben wir denn an, aus welchem Grund der Gestalter das Werden und das Weltall gestaltete. Er war gut; in einem Guten erwächst niemals und in keiner Beziehung irgendeine Missgunst. […] Weil nämlich der Gott wollte, dass alles gut und nach Möglichkeit nichts schlecht sei, so nahm er also alles, was sichtbar war und keine Ruhe hielt, sondern in ungehöriger und ordnungsloser Bewegung war, und führte es aus der Unordnung zur Ordnung. [...]
    b) Durch Überlegung stellte er nun fest, dass von dem der Natur gemäß Sichtbaren kein ganzes Werk ohne Geist schöner sei als etwas Ganzes, das Geist hat, dass aber Geist unmöglich irgendwem ohne Seele zukommen kann. Wegen dieser Überlegung verfertigte er das All so, dass er Geist in Seele, Seele aber in Körper hineinlegte, damit er der Natur gemäß das schönste und beste Werk zustande brächte.
    c) So muss man also gemäß der wahrscheinlichen Rede sagen, dass diese Welt als beseeltes, geistbegabtes Lebewesen und in Wahrheit durch göttliche Vorsehung entstanden ist.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 34b-35a

    Zentral für die Herstellung der Welt ist zunächst die Schaffung der Weltseele, die, wie jede Seele, an der Grenze von göttlicher und körperlicher Welt steht (Antike Philosophie I)<br /> In der Mitte von Platons Weltbild steht die Seele (Judentum und Islam)
    Timaios: Eine Seele setzte er also in die Mitte der Welt, dehnte sie durch alles hindurch aus und deckte von außen den Körper über sie. [...] Er gestaltete die ihrer Entstehung und Vorzüglichkeit nach dem Körper gegenüber frühere und ehrwürdigere Seele als Gebieterin und künftige Beherrscherin des ihr unterworfenen Körpers aus folgenden Bestandteilen und auf folgende Weise: Zwischen dem unteilbaren und immer sich gleich verhaltenden Sein und dem teilbaren, im Bereich der Körper werdenden, mischte er aus beiden in der Mitte eine Form des Seins, zwischen der Natur des Identischen und der des Verschiedenen.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 37c-e

    Innerhalb des Alls schafft der Schöpfer die Zeit als bewegliches Abbild der Ewigkeit
    [1] Als der zeugende Vater aber erkannte, dass das All ein bewegtes und lebendes Standbild der ewigen Götter geworden ist, freute er sich und überlegte erfreut, es noch dem Urbild noch ähnlicher zu gestalten. [...]
    [2] Die Natur des Lebewesens war nun eine ewige, und dies dem Gezeugten vollständig anzuhaften, war nicht möglich. Er überlegte, ein in Bewegung befindliches Abbild der Ewigkeit zu machen. Als er dann den Himmel ordnete, machte er, während die Ewigkeit in einem blieb, ein der Zahl gemäß voranschreitendes ewiges Abbild, welches er nun „Zeit“ nannte.
    [3] Denn da es Tage und Nächte und Monate und Jahre nicht gab, bevor der Himmel entstand, bewerkstelligte er zusammen mit dessen Zusammenstellung ihre Entstehung. All dies sind Teile der Zeit, und das „war“, das „wird sein“ entstandene Formen der Zeit, welche wir nicht zu Recht unaufmerksam auf das ewige Sein übertragen.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 39e-40a

    Platon schildert die Entstehung der Sterne und der Lebewesen
    Dies Übrige des Alls erarbeitete er nun, indem er es nach dem Typos des Urbildes gestaltete. Als also der Geist die Ideen betrachtete, die dem, was ein Lebewesen ausmacht, innewohnen, wie beschaffen und wie viele sie sind, überlegte er, dass auch dieses All so beschaffene und so viele enthalten müsse. Es sind nun viererlei, eine das himmlische Geschlecht der Götter, eine andere das Geflügelte und in der Luft Reisende, eine dritte die Form im Wasser, eine mit Füßen versehene irdische die vierte. Von dem Göttlichen verfertigte er den Großteil der Idee aus Feuer, damit es möglichst hell zu sehen und möglichst schön sei, wobei er es, indem er es mit dem All verglich, wohlgerundet machte.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 48e-49a; 49d-e

    Die Körperwelt kann nicht ohne Materie als Grundlage erschaffen werden
    a) Jetzt aber haben wir eine dritte Gattung zu erläutern. Denn zwei waren für das vorher Gesagte ausreichend, ein als Form des Urbildes Angenommenes [...] und eine Nachahmung des Urbildes als zweites [...]. Ein drittes haben wir aber damals nicht unterschieden, da wir glaubten, die beiden wären ausreichend.
    b) Jetzt aber scheint uns das Argument zu zwingen daranzugehen, eine schwierige und undeutliche Form mit Worten zu verdeutlichen: [...] eine Aufnahmestelle so wie eine Amme für jedes Werden zu sein. [...]
    c) Immer wenn wir sehen, dass etwas zu einem anderen Zeitpunkt anders wird, so wie das Feuer, dann können wir nicht dieses, sondern das so Beschaffene jeweils als „Feuer“ bezeichnen, und auch nicht dieses als „Wasser“, sondern stets nur das so Beschaffene. Auch als etwas anderes [...], wovon wir glauben, wir könnten es beim Zeigen verdeutlichen, indem wir den Ausdruck „das da“ oder „dieses“ verwenden, können wir es niemals bezeichnen. Denn, ohne zu bleiben, flieht es vor „das da“, „dieses“, „diesem“ und jedem Ausdruck, welcher es feststehend als etwas Seiendes anzeigt.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 414a-e; 42b

    Für die Erschaffung des Gesamtmenschen werden auch die niederen Götter herangezogen, die den menschlichen Körper verfertigen
    a) Weil also alle Götter, die offensichtlich herumwandern, sowie die, die erscheinen, sofern sie wollen, entstanden waren, sprach der, der dieses All erschaffen hatte, zu ihnen Folgendes: "Götter der Götter, deren Hersteller und Vater ihrer Werke ich bin, welche durch mich unauflöslich geworden sind, solange ich es will. [...] Wendet euch gemäß der Natur der Herstellung der Lebewesen zu, indem ihr meine Kraft im Hinblick auf Eure Entstehung nachahmt. Und insoweit es ihnen zukommt, den Unsterblichen zu entsprechen, werde ich [...] ein göttlich zu nennendes Leitvermögen [...] geben, im Übrigen verfertigt ihr Lebewesen, indem ihr diesem Unsterblichen etwas Sterbliches hinzuwebt [...]."
    b) Dies sagte er, und wiederum ergriff er den ersten Mischkrug, indem er die Seele des Alls durch Rühren mischte, und mischte das vom Früheren Übrige in gewissem Sinne auf dieselbe Weise, aber nicht mehr ganz in derselben Weise unvermischt, sondern als Sekundäres und Tertiäres. Der Zusammensteller des Alls teilte nun ebenso viele Seelen ab, wie es Sterne gibt [...] und sprach zu ihnen schicksalhafte Gesetze: [...] Es sei nötig [...], dass sie verstreut in die jeder zukommenden zeitlichen Werkzeuge das Gottgleicheste der Lebewesen hervorbrächten. [...] Und der, der die ihm zukommende Zeit gut gelebt habe, werde, indem er wieder zu der Behausung des ihm zustehenden Sternes reise, sein glückseliges und gewohntes Leben haben.
  • Platon: Timaios (Timaeus) 47e-48a

    Platons Überlegungen zur Freiheit stehen in einem größeren kosmischen Kontext, der sich daraus ergibt, dass die Notwendigkeit (ἀνάγκη) eine wichtige Rolle in der Welt spielt, aber doch von der Vernunft beherrscht wird, wie er in seinem Dialog über die Weltentstehung, dem <i>Timaios</i>, darlegt:
    Das bis hierhin Gesagte [...] hat das durch den Geist Hergestellte gezeigt. Es gilt aber auch, das durch Notwendigkeit Entstehende der Rede anzufügen. Denn als gemischte wurde freilich das Entstehen dieser Welt aus einer Zusammenstellung von Notwendigkeit und Geist hervorgebracht. Indem aber der Geist über die Notwendigkeit herrscht, indem er sie überzeugt, das meiste des Geschehenen zum Besten zu führen, so wurde [...] am Anfang dieses All zusammengestellt.