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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Brief 7, Platon

3 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Platon: Brief 7 (Epistula 7) 324b-325a

    Platon berichtet über seine ersten Erfahrungen mit der Politik
    Damals, als ich jung war, ging es mir wie so vielen: Ich glaubte, sobald ich mein eigener Herr wäre, sofort an die öffentlichen Aufgaben der Stadt herangehen zu müssen. [...] Da viele die damalige Verfassung ablehnten, erfolgte ein Umsturz, und [...] dreißig setzten sich als Herrscher mit höchster Vollmacht ein. Von denen waren einige mir verwandt oder bekannt, und daher baten sie mich sofort dazu, gleich wie zu angemessen Angelegenheiten. [...] Ich glaubte nämlich, sie würden die Stadt aus einer irgendwie ungerechten Lebensweise zu einer gerechten Art führen. [...] Doch als ich sehen musste, wie diese Männer in kurzer Zeit die vorherige Verfassung noch als Gold erscheinen ließen – unter anderem wollten sie auch meinen lieben älteren Freund Sokrates, den ich mich, ohne mich zu schämen, den gerechtesten seiner Zeit nennen möchte, zusammen mit anderen ausschicken, einen Mitbürger gewaltsam zur Hinrichtung zu holen, damit er denn an ihren Angelegenheiten Anteil hätte, ob er wollte oder nicht (doch er gehorchte nicht, nahm lieber die größten Gefahren auf sich, um nur nicht Mittäter bei ihren gottlosen Werken zu werden) – [...], da befiel mich Abscheu, und ich zog mich aus diesen Schlechtigkeiten heraus.
  • Platon: Brief 7 (Epistula 7) 325a-d

    Platons weitere Erfahrungen mit der Politik
    Nach nicht langer Zeit wurden die dreißig gestürzt, und mit ihnen die ganze damalige Verfassung. [...] Durch irgendeien Zufall holten einige der [neuen] Machthaber unseren erwähnten Gefährten Sokrates vor Gericht und erhoben eine äußerst ruchlose Anklage gegen ihn, die am allerwenigsten für Sokrates angemessen war. Wegen Gottlosigkeit nämlich klagten ihn einige an, andere stimmten ihn für schuldig und ließen ihn hinrichten, ihn, der damals an der verbrecherischen Entführung eines der verbannten Freunde nicht hatte teilnehmen wollen, als es ihnen selbst in der Verbannung schlecht ging. Als ich mir dies nun anschaute: die, die Politik trieben, die Gesetze und Sitten, desto schwieriger kam es mir vor – je mehr ich das durchschaute und zugleich an Alter zunahm –, eine Stadt richtig zu verwalten.
  • Platon: Brief 7 (Epistula 7) 330de

    Platons Überlegungen zum Erteilen politischer Ratschläge
    [1] Wer einem Mann raten will, der krank ist und für seine Gesundheit schädliche Lebensgewohnheiten hat, der darf wohl nicht anders handeln, als dass er erst seine Lebensweise zu ändern sucht und ihm erst dann, wenn er ihm folgen will, weitere Hinweise gibt. Will er es aber nicht, so halte ich nur den, der diese Behandlung sofort aufgibt, für einen Mann und einen Arzt, den jedoch, der trotzdem dabei bleibt, für unmännlich und nicht fachgerecht.
    [2] Dasselbe gilt auch für einen Stadtstaat, ob nun einer sein Herr ist oder mehrere: Wenn seine Verfassung sich auf dem rechten Weg befindet und dann Rat eingeholt würde über etwas, was ihr förderlich wäre, würde, wer Verstand hat, solche Leute beraten; andere jedoch, die sich ganz außerhalb der rechten Verfassung befinden und gar nicht auf ihre Spur kommen wollen, dem Berater aber vorweg sagen, er solle die Verfassung in Ruhe lassen und nicht verändern, ja er müsse sterben, wenn er sie verändere – wenn diese Leute beföhlen, ihrem Wollen und ihren Begierden dienend zu raten, auf welche Weise sie für alle Zukunft am leichtesten und schnellsten zu allem kämen; wer sich darauf einlässt, solche Ratschläge zu erteilen, den halte ich für unmännlich, wer sich nicht darauf einlässt, für einen Mann.