Ibn Sīnā (Avicenna) erklärt den Status und die Grundbegriffe der Logik
[1] Das Ziel der Logik besteht darin, dass sie für den Menschen ein regelsetzendes Werkzeug (āla qanūniyya) ist, dessen Berücksichtigung ihn davor bewahrt, in seinem Nachdenken fehlzugehen. Dabei meine ich hier mit Nachdenken das, was bei den meisten Menschen vorliegt, dass man von Dingen, die im Verstand als Begriff präsent sind oder die man – auf die Weise eines wissenschaftlichen, eines meinenden oder eines hypothetischen Billigens und Akzeptierens – billigt, zu Dingen voranschreitet, die nicht in ihm präsent sind. […]
[2] Die Methoden, die in den Wissenschaften und derartigem von uns gefordert sind, bringen etwas entweder auf die Weise hervor, dass sich ein Begriff (taṣawwur) einstellt, oder so, dass sich eine Billigung (taṣdīq) einstellt. Und die Gewohnheit hat sich etabliert, dass etwas, das zum gesuchten Begriff führt, eine erläuternde Aussage genannt wird – dazu gehören eine Definition und eine Umschreibung und derartiges – und dass etwas, das zu der geforderten Billigung führt, Argument genannt wird – und dazu gehört der Syllogismus und Induktion und derartiges.
Ibn Sīnā erklärt, was einen wissenschaftlichen Syllogismus ausmacht, und unterscheidet zwischen gültigen und wahren Schlüssen
Und was den Syllogismus angeht, so ist er das Hauptsächliche. Und er ist eine aus Aussagen zusammengeführte Aussage, aus der, wenn die Aussagesätze, die in sie eingebracht werden, zutreffend sind, in sich selbst auf notwendige Weise eine andere Aussage folgt. […] Und das, was sich aus den Prämissen auf die Weise ergibt, die wir dargestellt haben, so dass sich aus ihr auf notwendige Weise dieses Resultat ergibt, das ist der Syllogismus. Und dass die Aussagesätze zutreffend sind, ist nicht dafür erforderlich, dass [formal] ein [gültiger] Syllogismus entsteht, sondern es ist dafür erforderlich, dass aus den Aussagesätzen, insoweit sie zutreffend sind, auf notwendige Weise eine andere Aussage folgt.