Thomas von Aquin behauptet in der Auseinandersetzung mit den sogenannten Averroisten, diese nähmen eine doppelte Wahrheit an:
Es ist jedoch größerer Verwunderung oder sogar Entrüstung würdig, dass jemand, der sich als Christ bezeichnet, [...] sagt: „Dies ist das Argument, durch welches die Katholiken ihre Ansicht besitzen“, womit der die Lehre des Glaubens eine Ansicht nennt. [...]
Noch schwerwiegender aber ist, was er später sagt: „durch die Vernunft folgere ich notwendig, dass der Intellekt der Zahl nach einer ist; das Gegenteil halte ich aber standhaft durch den Glauben fest“. Also meint er, dass sich der Glaube auf einiges richte, dessen Gegenteil notwendig erschlossen werden kann. Weil aber nur etwas notwendig Wahres notwendig erschlossen werden kann, dessen Gegenteil etwas unmögliches Falsches ist, folgt aus seinem Wort, dass sich der Glaube auf etwas unmögliches Falsches richtet, was auch Gott nicht herstellen kann – dies können die Ohren der Gläubigen nicht ertragen.
Thomas von Aquin argumentiert gegen die These von
der Einheit des Intellekts
[1] Wir beabsichtigen aber zu zeigen, dass die genannte Position nicht
weniger gegen die Prinzipien der Philosophie ist als gegen die Zeugnisse des
Glaubens. [...]
[2] Denn es ist klar, dass dieser einzelne Mensch denkt: Wir würden nämlich
niemals über den Intellekt fragen, wenn wir nicht denken würden. Noch
stellen wir, wenn wir über den Intellekt fragen, Fragen zu einem anderen
Prinzip als dem, womit wir denken. [...]
[3] Wenn also der Intellekt nichts ist, was zu dem einzelnen Menschen
gehört, so dass er mit diesem wahrhaft eines ist, [...] wird es in diesem
Menschen keinen Willen geben, sondern in einem separaten Intellekt. Und
so wird dieser Mensch nicht Herr seines Handelns sein, und kein Akt von
ihm wird lobenswert oder tadelnswert sein – und das heißt, die Prinzipien
der Moralphilosophie einzureißen.