Der christliche Philosoph Justin der Märtyrer (ca. 100-165) beschreibt seine Erfahrung der Verbindung von wahrer Erkenntnis und Liebe zur Weisheit
Da entzündete sich mir auf einmal ein Feuer in meiner Seele, und mich ergriff Liebe zu den Propheten und zu den Leuten, die Christus’ Freunde sind. Als ich seine Argumente mit mir selbst diskutierte, fand ich, dass nur diese Philosophie zuverlässig und von Nutzen ist. So bin ich nun auch dadurch Philosoph.
Die Methodik der jüngeren Akademie laut Cicero
„[1] Arkesilaos [Begründer der ,Jüngeren‘ Akademie; ca. 315-240 v. Chr.] bestritt, dass es irgendetwas gebe, was gewusst werden könne – nicht einmal das, was Sokrates für sich übriggelassen hatte, nämlich zu wissen, dass er nichts wisse. [...] Daher dürfe man weder etwas bekennen noch bejahen noch durch Zustimmung billigen. [...]
[2] Er tat das, was mit diesem Argument übereinstimmte, indem er durch Argumentationen gegen die Meinungen aller sehr viele von ihrer Meinung wegführte. Denn, weil in ein und derselben Angelegenheit gleichgewichtige Aspekte von Argumenten für die einander widersprechenden Seiten gefunden würden, würde die Zustimmung leichter von jeder der beiden Seiten zurückgehalten.
[3] Diese Akademie nennt man die ,jüngere‘“.
Die Lehre vom Beweis nach den Stoikern
a) Ein Argument ist eine
Zusammenstellung aus Prämissen und Konsequenz. Dabei sind die Prämissen,
wie sie sagen, die zur Begründung des Schlusssatzes einhellig angenommenen
Aussagen, und die Konsequenz oder der Schlusssatz ist die aus ihnen
begründete Aussage. [...] Daher sagen sie auch, ein wahres Argument sei
dasjenige, was aus wahren Prämissen einen wahren Schlusssatz schlüssig
folgert. Von den wahren Argumenten sind wiederum die einen beweisend, die
anderen nicht beweisend.
b) Beweisend sind diejenigen,
die aus Offensichtlichem etwas nicht Offensichtliches folgern [...]. Nicht
beweisend ist z.B. das Argument ,wenn es Tag ist, ist es hell; nun aber ist es
Tag; also ist es hell‘; denn dass es hell ist – der Schlusssatz des Arguments –
ist offensichtlich. Beweisend ist aber ein Argument wie ,wenn Schweiß durch
die Haut fließt, gibt es gedanklich erfassbare Poren; nun aber fließt Schweiß
durch die Haut; also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘, denn es hat den nicht
offensichtlichen Schlusssatz ,also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘. [...] Ein
Beweis muss demnach ein Argument sein, außerdem schlüssig und auch noch
wahr, und er muss einen Schlusssatz haben, der nicht offensichtlich ist und
durch die Kraft der Prämissen enthüllt wird; und das ist der Grund, weswegen
gesagt wird: Der Beweis ist ein Argument, das aus akzeptierten Prämissen
vermittels einer schlüssigen Folgerung eine nicht offensichtliche Konsequenz
enthüllt.