Richard von Sankt Viktor (gest. 1173) über das Streben des Gläubigen nach Verständnis
Denn einiges von dem, was uns zu glauben aufgetragen ist, scheint nicht nur über die Vernunft hinauszugehen, sondern auch gegen die menschliche Vernunft zu sein, wenn es nicht in einer tiefen und höchst feinen Untersuchung erörtert wird [...]. Zwar sollen wir durch den Glauben eintreten, aber keineswegs sofort am Eingang stehenbleiben, sondern immer weiter zum Inneren und Tieferen des Verständnisses eilen und mit aller Mühe und höchster Sorgfalt darauf achten, dass wir durch tägliches Wachstum zum Verständnis dessen gelangen können, was wir im Glauben festhalten.
Fortentwicklung der Persondefinitionen im 12. Jahrhundert durch Richard von Sankt Viktor
Eine personale spezifische Eigenschaft nennen wir die, durch welche jeder Einzelne von allen anderen verschieden ist. Denn niemals nennen wir etwas anderes ,Person‘ als jemand Einzelnen, der von allen übrigen durch eine einzigartige spezifische Eigenschaft verschieden ist. Wenn Du also behauptest, eine personale spezifische Eigenschaft sei mitteilbar, ist das dasselbe, als würdest Du sagen, eine Person könnte zwei sein. [...] Hieraus ergibt sich für uns klarerweise [...], dass eine personale spezifische Eigenschaft überhaupt nicht mitteilbar ist.
Richard von Sankt Viktor
Vielleicht lachst Du, wenn Du dies hörst oder liest, aber ich will lieber, dass Du lachst, als dass Du nicht richtig verstehst, was ich sagen will, und es unbedacht verspottest.