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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Die freie Entscheidung, Augustinus von Hippo

4 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) 2, 20f.; p. 239, 6-240, 16 Green

    Augustinus über die Evidenz des eigenen Seins <br /><br /> Typisch für Augustinus sind Reflexionen, die aus der eigenen Selbsterfahrung auf notwendige ontologische Folgen schließen. In diesem Sinne nimmt er bereits in der Frühschrift De libero arbitrio (Die freie Entscheidung) Descartes’ Cogito-Argument vorweg. In dem er die drei neuplatonischen Grundbegriffe Sein, Leben und Denken/Erkennen aus der Selbsterfahrung ableitet, könnte man meinen, das Denken werde nicht, wie bei Descartes, direkt, sondern erst im dritten Schritt bewiesen – aber ist es nicht in der Erfahrung der eigenen Irrtumsfähigkeit bereits enthalten?
    Augustinus: Zuerst frage ich dich, um vom Offensichtlichsten den Anfang zu nehmen, ob du selbst bist. Oder fürchtest du vielleicht, dass du in dieser Frage getäuscht wirst? Denn wenn Du nicht wärest, könntest du deswegen überhaupt nicht getäuscht werden.
    Evodius: Schreite ruhig zum Weiteren voran.
    A.: Weil also offensichtlich ist, dass du bist, und es dir nicht anders klar wäre, wenn Du nicht lebtest, ist auch dies klar, dass du lebst. Erkennst du, dass diese zwei am allerwahrsten sind?
    E.: Ganz und gar verstehe ich das.
    A.: Also ist auch dieses dritte offensichtlich, d.h. dass du erkennst.
  • Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) I 82f. 86

    Augustinus entwickelt das Konzept eines guten Willens
    Augustinus: Ich frage Dich, ob es in uns irgendeinen Willen gibt.
    Evodius: [...] Es kann nicht bestritten werden, dass wir einen Willen haben. [...]
    A. Sage auch [...], ob Du meinst, dass Du auch einen guten Willen hast.
    E. Was ist ein guter Wille?
    A. [...] Sieh nur, ob Du ein richtiges und ehrbares Leben nicht anstrebst [...] oder etwa zu bestreiten wagst, dass wir, wenn dies wollen, einen guten Willen haben. [...] Was nämlich liegt so sehr im Willen wie der Wille selbst? Ein jeder, der diesen als guten hat, hat gewiss das, was allen irdischen Königreichen und allen Lüsten des Körpers lange vorzuziehen ist.
  • Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) I 48-51

    Augustinus über das ewige und das zeitliche Gesetz
    Jenes Gesetz, das die höchste Vernunft genannt wird, dem immer zu gehorchen ist und durch welches sich die Bösen das unglückliche, die Guten aber das glückliche Leben verdienen, und durch das schließlich das zeitlich zu nennende Gesetz zu Recht erlassen und zu Recht geändert wird – kann dieses Gesetz irgendeinem Einsichtigen anders als unwandelbar und ewig erscheinen? [...] Ich glaube, du siehst zugleich auch ein, dass in diesem zeitlichen [Gesetz] nichts gerecht und richtig ist, was sich die Menschen nicht aus dem ewigen Gesetz hergeleitet haben. Denn wenn dieses Volk zu einer Zeit gerechterweise Ämter verliehen hat, zu einer anderen wiederum nicht, dann ist diese zeitliche Veränderung, um gerecht zu sein, aus jener Ewigkeit abgeleitet, durch die es immer gerecht ist, dass ein würdevolles Ämter verleiht, ein ungefestigtes aber nicht. [...] Um also kurz den Begriff des ewigen Gesetzes, der uns eingeprägt ist, in Worten auszudrücken, soweit ich das vermag: Das ewige Gesetz ist das, wodurch es gerecht ist, dass alles bestens geordnet ist.
  • Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) I 48-51

    Augustinus über das ewige und das zeitliche Gesetz
    Augustinus: Wenn es dir recht ist, wollen wir also jenes Gesetz zeitlich nennen, welches, wenn es auch gerecht sein mag, dennoch im Verlaufe der Zeit gerechterweise geändert werden kann?
    Evodius: Nennen wir es so.
    Aug.: Wie? Jenes Gesetz, das die höchste Vernunft genannt wird, dem immer zu gehorchen ist und durch welches sich die Bösen das unglückliche, die Guten aber das glückliche Leben verdienen, und durch das schließlich das zeitlich zu nennende Gesetz zu Recht erlassen und zu Recht geändert wird – kann dieses Gesetz irgendeinem Einsichtigen anders als unwandelbar und ewig erscheinen? [...] Ich glaube, du siehst zugleich auch ein, dass in dem zeitlichen Gesetz nichts gerecht und richtig ist, was sich die Menschen nicht aus dem ewigen Gesetz hergeleitet haben. Denn wenn dieses Volk zu einer Zeit gerechterweise Ämter verliehen hat, zu einer anderen wiederum nicht, dann ist diese zeitliche Veränderung, um gerecht zu sein, aus jener Ewigkeit abgeleitet, durch die es immer gerecht ist, daß ein würdevolles Ämter verleiht, ein ungefestigtes aber nicht. [...] Um also kurz den Begriff des ewigen Gesetzes, der uns eingeprägt ist, in Worten auszudrücken, soweit ich das vermag: Das ewige Gesetz ist das, wodurch es gerecht ist, dass alles bestens geordnet ist