Origenes erklärt die Trinität mithilfe eines stark (mittel-)platonisch beeinflussten Modells, bei dem die Personen der Trinität unterschiedlich und unterschiedlich weit in die Welt wirken
[1] Dies von der unkörperlichen Natur auch nur leicht zu vermuten zeugt nicht nur von äußerster Respektlosigkeit, sondern auch von maximaler Dummheit [...]: dass eine substantielle Teilung von einer unkörperlichen Natur begriffen werden kann. Also muss man eher glauben, dass der Vater auf die Weise, wie ein Wollen aus dem Verstand hervorgeht und weder irgendeinen Teil des Verstandes abschneidet noch von ihm abgetrennt und abgeteilt wird, den Sohn gezeugt habe, nämlich sein Bild, so dass er so, wie er selbst von Natur aus unsichtbar ist, auch ein unsichtbares Bild gezeugt hat. [...]
[2] Dass aber das Wirken des Vaters und des Sohnes sich sowohl in den Heiligen als auch in den Sündern findet, wird dadurch klar, dass alle, die vernunftbegabt sind, an Gottes Wort, d.h. an der Vernunft, teilhaben und sie dadurch gleichsam bestimmte ihnen eingegebene Samen der Weisheit und Gerechtigkeit in sich tragen – ,was Christus ist‘. Aus dem aber, der wahrhaft ist, der durch Mose sagte: „Ich bin der, der ich bin“, bezieht alles, was ist, eine Teilhabe [...] Die Teilhabe am Heiligen Geist aber, stellen wir fest, wird nur von den Heiligen besessen.
Origenes, der berühmteste griechische Kirchenvater (ca. 185-254), über die Vernichtung des Todes
Darum heißt es denn auch, "der letzte Feind", welcher "der Tod" genannt wird, werde vernichtet [vgl. 1 Kor 15, 26]; es gibt also keine "Traurigkeit" mehr, wo der Tod nicht ist [vgl. Offb 21, 4], und keine Verschiedenheit, wo kein Feind ist. Dass "der letzte Feind vernichtet werde", ist so zu verstehen, dass nicht seine Substanz, die von Gott geschaffen ist, vergeht, sondern dass seine feindliche Willensrichtung, die nicht aus Gott, sondern aus ihm hervorging, untergeht. [...] Denn dem Allmächtigen "ist nichts unmöglich" [vgl. Ijob 42, 2], und nichts ist für den eigenen Schöpfer unheilbar. Denn er hat alles geschaffen, damit es sei, und was geschaffen ist, damit es sei, kann nicht nicht sein.
Eine spezifische und kontroverse Lehre des Origenes betrifft die langsame Wiederherstellung aller Dinge
[1] So meinen die Törichten und die Ungläubigen, unser Fleisch vergehe nach dem Tode in der Weise, dass es nichts von seiner Substanz übrig behalte; wir aber, die wir an seine Auferstehung glauben, verstehen, dass im Tod nur eine Umwandlung des Fleisches geschieht, seine Substanz aber, das steht fest, bleibt und wird durch den Willen des Schöpfers zu einer bestimmten Zeit wieder zum Leben bereitet [...].
[2] In diesen Zustand, so ist anzunehmen, wird all unsere körperliche Substanz überführt werden, zu der Zeit, wenn alles wiederhergestellt wird, so dass es eines ist, und wenn Gott "alles in allem" sein wird. Dies muss man aber nicht als ein plötzliches Geschehen verstehen, sondern als ein allmähliches, stufenweises [...], wobei der Besserungsprozess langsam einen nach dem anderen erfasst; einige eilen voraus und streben rascher zur Höhe, andere folgen in kurzem Abstande, und wieder andere weit hinten.