Epikur erläutert Grundlagen der Anerkennung von Meinungen
Von den
Meinungen sind nun nach Epikur die einen wahr und die anderen falsch. Wahr
sind die, die durch die Evidenz bestätigt werden, und die, die durch sie ein
Nicht-Gegenzeugnis erhalten. Falsch sind dagegen die Meinungen, die durch
die Evidenz ein Gegenzeugnis, und die, die durch sie eine Nicht-Bestätigung
erhalten. Eine Bestätigung ist ein Auffassen dessen, dass das, was man meint,
so ist, wie man meinte, dass es sei, durch Evidenz. Zum Beispiel: Wenn Platon
aus der Ferne herankommt, schätze ich zunächst und meine, dass es Platon ist;
wenn er nähergekommen ist, gibt es ein stärkeres Zeugnis, dass es Platon ist;
und wenn die Entfernung überbrückt ist, wird es auch durch die Evidenz selbst
bestätigt. [...] Genauso steht auch die Nicht-Bestätigung der Bestätigung
entgegen. Dabei handelt es sich um eine Konfrontation durch die Evidenz der
Tatsache, dass das Gemeinte in Wirklichkeit nicht so ist, wie man meinte, dass
es sei. Zum Beispiel: Wenn von weitem jemand herankommt, und wir schätzen
aus der Entfernung, dass es Platon ist, aber wenn die Entfernung überbrückt
ist, erkennen wir durch Evidenz, dass es nicht Platon ist. [...] Somit sind
Bestätigung und Nicht-Gegenzeugnis das Kriterium dafür, dass etwas wahr ist,
die Nicht-Bestätigung und das Gegenzeugnis hingegen das Kriterium dafür,
dass etwas falsch ist.
Die stoische Theorie des unkörperlichen lekton
Die einen legten ,wahr‘
und ,falsch‘ in das Bezeichnete [...] wobei die Stoiker sagten, es sei dreierlei
miteinander verbunden, das Bezeichnete, das Bezeichnende und das
Aufnehmende. Dabei ist das Bezeichnende das Lautgebilde, z.B. ,Dion‘; das
Bezeichnete ist die Sache selbst, die von ihm verdeutlicht wird [...]; das
Aufnehmende schließlich ist der äußere Gegenstand, z.B. Dion. Zwei von
diesen sind Körper, nämlich das Lautgebilde und das Aufnehmende; eines
hingegen ist unkörperlich, nämlich das Bezeichnete, d.h. Sagbare (lekton), das
eben wahr oder falsch wird.
Sextos Empirikos erklärt, warum Selbsterkenntnis unmöglich ist
Wenn der Mensch erfassbar ist, dann sucht und erfasst er sich selbst entweder als ganzer oder er ist als ganzer das Gesuchte und der Erfassung unterfallende. [...] Wenn der Mensch sich nun durchgängig selbst suchte und mit diesem gedacht würde (indem er sich als ganzer aufs Ganze selbst denkt), dann würde das Erfassende nichts mehr sein, was abwegig ist. Wenn er aber als ganzer das Gesuchte wäre mit diesem ganz gedacht würde (mit dem Gesucht-Werden), dann wird wiederum nichts Suchendes und die Erfassung Herstellendes übrigbleiben. Gewiss ist auch das nicht möglich.