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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Glück

9 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) I 5, 1097a 30-b 5

    Aristoteles‘ Definition des Glücks bzw. der Eudaimonie als Ziel allen Handelns:
    Wir nennen [...] vollendet schlechthin dasjenige, was immer als solches und nie um etwas anderen willen gewählt wird. Von dieser Art scheint aber am meisten das Glück zu sein. Dieses nämlich wählen wir immer um seiner selbst willen und niemals um etwas anderen willen, während wir Ehre, Lust, Geist und jede Tugend zwar um ihrer selbst willen wählen [...], aber auch des Glücks wegen, weil wir annehmen, dass wir durch sie glücklich sein werden.
  • Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) V 32, 95

    Ciceros Position zu der Frage, ob Glück allein in den Tugenden besteht
    Das ist also unser Argument, das Dir inkonsequent zu sein scheint. Denn [...] dort, wo es Tugend gibt und große, zuhöchst löbliche Tage, die durch Tugend verbracht werden, kann es kein Elend und keine Qual geben, aber es kann Mühe geben, kann Beschwerden geben, es kann trotz alledem geschehen, dass einer glücklicher ist als der andere.
  • Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 6, 10f.

    Das kynische Glücksideal des Antisthenes
    [Antisthenes] bewies, dass die Tugend lehrbar ist. Diejenigen seien adlig, die tugendhaft seien. Die Tugend sei in sich hinreichend/autark zum Glück, sie benötige nichts außer sokratischer Kraft. Die Tugend gehöre zu den Werken, sie benötige weder viele Worte noch Lehren. Und der Weise sei in sich hinreichend/autark. Ihm gehöre alles, was den anderen gehöre. Das schlechte Ansehen sei gut und gleich der Bemühung. Der Weise führe sein Leben nicht gemäß den gegeben Gesetzen, sondern nach demjenigen der Tugend. Er solle heiraten, um Kinder zu zeugen und mit den wohlgestaltetsten Frauen zusammenkommen. Und er solle lieben. Denn der Weise allein wisse, was man lieben müsse.
  • Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) 5, 95

    Cicero referiert den Glücksbegriff der aristotelischen bzw. peripatetischen Schule
    Das ist also unser Argument, das Dir uneinheitlich scheint, [...] dass dort, wo die Tugend ist sowie große und in höchstem Maße lobenswerte, aus Tugend vollbrachte Taten, Elend und Leid nicht bestehen kann, aber sehr wohl Mühe und Belastung. Ich sage ohne Zweifel, dass alle Weisen glückselig sind, es aber doch geschehen kann, dass einer glückseliger ist als der andere.
  • Plotin: Enneade I 5 (36), 10, 15-22

    Der Vorrang des theoretischen Glücks vor dem praktischen bei Plotin
    Denn auch die Rettung des Vaterlands kann gewiss auch durch einen unvollkommenen Menschen geschehen, und das, was an der Rettung des Vaterlands freudvoll ist, kommt ihm gewiss auch dann zu, wenn ein anderer so handelt. Nicht dies ist ja das, was die Freude des Glücklichen bewirkt, sondern der Habitus bewirkt sowohl die Eudaimonie als auch, wenn etwas durch sie freudvoll ist. Den Zustand der Eudaimonie in den Handlungen anzusetzen ist Sache von jemandem, der sie in den Dingen außerhalb der Tugend und der Seele ansetzt. Denn die Aktivität der Seele besteht im Denken (ἐν τῷ φρονῆσαι) und darin, in sich selbst so aktiv zu sein.
  • Marinos von Neapolis: Proklos oder das Glück (Proclus sive de beatitudine) § 2

    Marinos möchte Proklos als den glücklichsten Menschen beschreiben
    Ich möchte die Rede beginnen [...], indem ich das Glück als, glaube ich, Fundament des seligen Mannes als das würdigste der Rede angebe. Ja, ich glaube, dass er der glücklichste Menschen geworden ist, die schon in langer Zeit vorher gelobt wurden, ich meine nicht nur auf die Weise des Glücks der Weisen, wenn er dieses auch in herausragender Weise besaß, auch nicht, als sei ihm die Tugend hinreichend zum guten Leben gewesen, auch nicht im Hinblick auf den bei der Masse gelobten Wohlstand, obwohl das Schicksal ihm auch diesen gut verschafft hatte [...]. Ich möchte beschreiben, dass ihm ein vollkommenes und in jeder Hinsicht makelloses Glück von beiden Seiten zur Verfügung stand. Nachdem wir die Tugenden zunächst in natürliche, ethische und politische, sowie dann die höheren, die kathartischen und theoretischen, auch die sogenannten theurgischen aufgeteilt haben, wobei wir die noch höheren verschweigen, weil sie schon übermenschlich geordnet sind, werden wir von den natürlicheren den Anfang machen.
  • Boethius von Dakien: Über das höchste Gut (De summo bono) p. 369, 1-8. 11-14

    Boethius von Dakien, Philosophiedozent an der Artistenfakultät der Universität Paris, vertritt aktiv das philosophische Glücksideal im lateinischen Mittelalter
    [1] Weil es für jede Art des Seienden irgendein mögliches höchstes Gut gibt, und der Mensch eine Art des Seienden ist, muss irgendein höchstes Gut für den Menschen möglich sein. Ich meine nicht das höchste Gut schlechthin, sondern das höchste für ihn [...].
    [2] Was aber dieses höchste Gut ist, das dem Menschen möglich ist, wollen wir durch die Vernunft untersuchen.
    [3] Das höchste Gut, das dem Menschen möglich, steht ihm gemäß seiner besten Tugend zu. [...] Die beste Tugend des Menschen aber sind die Vernunft und der Intellekt; denn die höchste menschliche Lebensführung besteht sowohl im Nachdenken als auch im Handeln. Also steht das höchste Gut, das dem Menschen möglich ist, ihm gemäß dem Intellekt zu.
  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Der Trost der Philosophie (Consolatio philosophiae ) III Prosa 3. 8

    Die Philosophie erklärt Boethius die unvollkommenen Güter
    [1] Erwäge nun, ob die Menschen durch das, wodurch sie Glück zu erreichen hoffen, zum festgesetzten Ziel zu gelangen vermögen. [...] Ich frage zuerst dich selbst, der du noch eben in Reichtum schwammst: Hat unter jenem Überfluss von Schätzen deinen Geist niemals Angst getrübt, die aus irgendeinem Unrecht erwuchs? – In der Tat, sagte ich, kann ich mich nicht erinnern, jemals so freien Geistes gewesen zu sein, dass mich nicht irgendeine Sorge geängstigt hätte. [...]
    [2] Aus alledem dürfen wir zusammenfassend sagen: Das, was weder die Güter, die es verspricht, beschaffen kann, noch durch die Vereinigung aller Güter vollendet ist, führt weder als Weg zum Glück noch macht es die Menschen glücklich.
  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Der Trost der Philosophie (Consolatio philosophiae ) III Prosa 10

    Die Philosophie zeigt auf, dass Gott das vollendete Glück ist
    Dass Gott, der Ursprung aller Dinge, gut ist, billigt ein allgemeiner Begriff des menschlichen Geistes. [...] Die Vernunft zeigt aber, dass Gott so gut ist, dass das vollendete Gut in ihm enthalten ist. [...] Wir haben aber festgestellt, dass das vollendete Gute auch die wahre Glückseligkeit ist; also muss notwendig in dem höchsten Gott auch die wahre Glückseligkeit gelegen sein.