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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Zusammenstellung der Lehrsätze, Robert von Melun

3 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze (Sententiae ) Sententiae I, II, [0], 93 und 95; Hs. Brügge 191, f. 175vb

    Robert von Melun (ca. 1100-1167) benennt die Freiheit als typisches Merkmal des Menschen
    [1] Denn es ist nicht so, wie manche Leute glauben, dass die freie Entscheidung als die Fähigkeit zu definieren ist, sich zum Guten und zum Bösen zu wenden. Denn wenn diese Definition der freien Entscheidung ausreichend wäre, dann hätten weder die gefestigten noch die verdammten Geister freie Entscheidung, weil sich weder die gefestigten Geister zum Bösen wenden können noch die verdammten Geister zum Guten. [...] Die freie Entscheidung ist ein Gut der Schöpfung und eine große Würde der rationalen Natur, ohne die sie überhaupt nicht rational sein könnte.
    [2] Aber wenn diese die Teile der freien Entscheidung sind, ohne welche es diese nicht geben kann, kann offensichtlich keine Definition der freien Entscheidung angegeben werden, der gemäß die freie Entscheidung in Gott vorhanden sein kann. Denn in ihm kann es keine Macht zu sündigen geben. Denn er allein tut, bar jeglichen Zwangs und ohne eine Verpflichtung durch irgendeine Rechenschaft, was er tun will, und unterlässt, was er unterlassen will, und daher besteht in ihm nicht nur eine freie Entscheidung, sondern sogar die allerfreieste.
  • Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze (Sententiae ) Sententiae I, II, [0], 36

    Robert von Melun über das Problem der menschlichen Identität
    [1] Seele und Fleisch sind nämlich eine Person aus der personalen Vereinigung und nicht aus der substantiellen Identität heraus, so wie auch ein Mensch die menschliche Seele und das menschliche Fleisch ist, weil sich aus ihrer Vereinigung miteinander der Grund ergibt, warum etwas ein Mensch ist und so genannt werden kann.
    [2] Es ist aber ein Mensch, der sagt, er diene dem Gesetz Gottes und im Fleisch dem Gesetz der Sünde (Röm 7) [...]. Denn der innere und äußere Mensch ist ein Mensch, weil in der Einheit der Person das zusammenkommt, was ein Mensch ist, über den Verschiedenes ausgesagt wird wegen der verschiedenen Substanzen, die in der Identität der Person in diesem Menschen verbunden sind. [...]
    [3] Denn nicht auf falsche Weise wird gesagt, Petrus sei in Rom und im Himmel, sondern wir bitten ihn, der im Himmel existiert, für uns zu beten, wenn wir sagen „Heiliger Petrus, bitte für uns“, und wir verehren ihn, der in Rom liegt, mit der schuldigen Frömmigkeit und sagen, dass der, der im Himmel verherrlicht ist, kein anderer ist als der, der in Rom begraben ruht.
  • Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze (Sententiae ) I, II, [0], 121. 143 [L 114va-b. 116va; B 179rb. 181vb]

    Der Universitätslehrer Robert von Melun (ca. 1100-1167) begründet die Verschiedenheit von Wille und Vernunft aus dem Sprachgebrauch heraus
    Denn die ganze Bibel und jeglicher Sprachgebrauch von Leuten, die mit Bedacht sprechen, schreibt der Vernunft das Unterscheidungsvermögen (discretio) zu und dem Willen das Streben (appetitus), und das nicht zu Unrecht, denn wir unterscheiden mit der Vernunft und streben mit dem Willen, und daher gehört die Unterscheidung zur Vernunft und das Streben zum Willen. [...] Es ist klar, dass diejenigen, die Seelenkräfte durcheinanderbringen, die sagen, der Vernunft komme das Wollen zu und dem Willen das Urteilen.