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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Freude

5 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) X 5, 1175b 24-29. 1176a 3-19

    Aristoteles’ Gründe dafür, die Freude nicht für den Inhalt der Eudaimonie zu halten
    Jeder Aktivität ist eine eigentümliche Freude zugeordnet; die der tugendhaften [Aktivität] zugeordnete [Freude] ist tugendhaft, die der verwerflichen [zugeordnete] schlecht. Denn auch die Begierde nach Edlem ist lobenswert, die nach Schändlichem tadelnswert. [...] Es scheint aber jedem Lebewesen eine eigentümliche Freude zugeordnet zu sein, so wie auch eine Tätigkeit. [...] Denn für die Esel ist die Nahrung freudvoller als Gold. [...] Bei den Menschen freilich gibt es keine geringen Unterschiede. Denn dasselbe erfreut den einen und bereitet dem anderen Leid und ist für die einen leidvoll und verhasst, für die anderen aber freudvoll und willkommen. [...] Es ist für den Fieberkranken nicht dasselbe wie für den Gesunden. [...] Wenn dies richtig ist [...] und das Maß von allem die Tugend und der gute [Mensch] als solcher sind, so wird auch Freude sein, was ihm so scheint, und freudvoll, voran er Vergnügen hat.
  • Cicero: Gespräche in Tuskulum (Tusculanae disputationes ) 3, 41f. = LS 21L

    Epikurs Begründung und Erklärung des Vorrangs der Freude (wörtlich zitiert von Cicero)
    Ich für meinen Teil kann nichts als das Gute begreifen, wenn ich die Genüsse abziehe, die man durch den Geschmack wahrnimmt, die abziehe, die durch das Liebesleben vermittelt werden, die abziehe, die durch das Hören von Gesängen entstehen, und auch die abziehe, die sich beim Wahrnehmen von Gestalten als angenehme Bewegungen durch die Augen bilden, oder auch alle Genüsse, welche sonst noch von irgendeiner Sinneswahrnehmung im ganzen Menschen hervorgebracht werden. Man kann aber sicherlich nicht sagen, dass nur die Freude des Geistes ein Gut sei. Denn einen freudigen Geist erkenne ich an der Erwartung all der Dinge, die ich eben erwähnt habe – dass sie ihrer Natur nach so sind, dass er, wenn er sie sich aneignet, vom Schmerz frei ist. [...] Männer, die man weise nannte, habe ich oft gefragt, was sie an Gütern denn noch übrig ließen, wenn sie all jenes abzögen, außer sie wollten bloß leere Worte verbreiten. Ich habe nichts von ihnen erfahren können. Wenn sie weiter von Tugenden und Weisheiten schwatzen wollen, werden sie von nichts anderem reden als dem Weg, auf dem eben die Genüsse hervorgebracht werden, von denen ich oben sprach.
  • Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) I 30 = LS 21A

    Die Verbindung der Freude mit der menschlichen Natur nach Epikur
    Jedes Lebewesen strebt, sobald es geboren ist, nach Genuss, freut sich daran als an dem höchsten Gut und verschmäht Schmerz als das größte Übel und weist ihn von sich, soweit es kann; dies tut es, wenn es noch nicht verdorben ist, dadurch, dass seine Natur selbst unverfälscht und integer urteilt. Deshalb bestreitet [Epikur], dass ein Argument oder eine Erörterung darüber benötige, weshalb der Genuss anzustreben und der Schmerz zu meiden sei. Er ist der Meinung, dass man diese Dinge ebenso merkt wie, dass Feuer heiß, der Schnee weiß und der Honig süß ist. [...] Weil nämlich nichts mehr übrig ist, wenn man vom Menschen die Sinne abzieht, muss notwendig von der Natur selbst beurteilt werden, was ihr gemäß oder was wider die Natur ist. Was nimmt sie nun wahr oder urteilt sie, was anzustreben oder zu meiden ist, außer Genuss und Schmerz.
  • Epikur: Brief an Menoikeus (Epistula ad Menoecum) 127-132 = LS 21B

    Epikurs Theorie der Unterscheidung verschiedener Freuden
    (1) Von den Begierden sind die einen natürlich, die anderen leer. Und von den natürlichen sind die einen notwendig, die anderen nur natürlich. Von den notwendigen wiederum sind die einen notwendig zum Glück, andere notwendig zur störungsfreien Funktion des Körpers und die dritten notwendig zum Leben selbst. (2) Denn eine unbeirrte Betrachtung hiervon weiß jedes Wählen und Meiden auf die Gesundheit des Körpers und die Freiheit der Seele von Verwirrung zurückzubeziehen. [...] Um dessentwillen nämlich tun wir alles, damit wir weder Schmerzen erleiden noch Verwirrung empfinden. (3) Eben deswegen [...] erkennen wir die Freude als das erste und verwandte Gut [...], und wir kehren zu ihr zurück, indem wir jedes Gut anhand der Empfindung als Richtmaß beurteilen.
    (4) Aber wir übergehen gelegentlich viele Freuden, wenn aus ihnen mehr Unangenehmes für uns folgt; auch halten wir viele Schmerzen für besser als Freuden, wenn daraus für uns eine größere Freude folgt. [...] (5) Wenn wir also sagen, die Freude sei das Ziel, meinen wir damit nicht die Lüste der Hemmungslosen und jene, die im Genuss bestehen [...], sondern: weder Schmerz im Körper noch Erschütterung in der Seele zu empfinden. Denn nicht Trinken und Gelage [...] bringen das freudvolle Leben hervor, (6) sondern die nüchterne Überlegung, welche sowohl die Ursachen jeden Wählens und Meinens aufspürt als auch die Meinungen ausmerzt, aufgrund derer die Seelen besonders große Verwirrung befällt. Der Anfang für all dies und das größte Gute ist die Klugheit [...], aus der alle übrigen Tugenden hervorgehen.
  • Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) I 37

    Eine epikureische Definition der Freude bzw. Lust
    Jetzt werde ich erklären, was und wie beschaffen die Freude in sich ist. [...] Die Freude, der wir nachgehen, ist nämlich nicht bloß die, die durch irgendeine Annehmlichkeit unsere Natur bewegt und deren sinnliche Wahrnehmung von einem gewissen Wohlbefinden begleitet ist. Als die größte Freude sehen wir vielmehr diejenige an, die wahrgenommen wird, wenn einmal aller Schmerz verschwunden ist. Da wir nämlich, wenn wir von Schmerz befreit werden, uns eben über die Befreiung und das Lossein von von aller Beschwernis freuen und da alles, worüber wir uns freuen, Freude ist – ebenso wie alles das Schmerz ist, was uns wehtut – deswegen wird zu Recht jede Befreiung von Schmerz als Freude bezeichnet.