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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Das Gastmahl / Symposion, Platon

6 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 202a

    Platon reflektiert die wahre Meinung als eine mögliche Lösung für das Menon-Paradox
    Seherin Diotima: "Hast du nicht gemerkt, dass es etwas in der Mitte zwischen Weisheit und Unverstand gibt?"
    Sokrates: "Was wäre das?"
    Seherin Diotima: "Wenn man das Richtige meint, ohne jedoch einen Grund (logon) dafür angeben zu können, weißt du nicht […], dass das weder Wissen ist – denn wie soll eine Tatsache ohne Grund (alogon pragma) ein Wissen sein – noch auch Unbelehrtheit – denn da sie die Realität trifft, wie soll sie Unverstand sein? Also ist offenbar die richtige Meinung so etwas, in der Mitte zwischen Klugheit und Unverstand."
  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 189e-190a

    Der Komödiendichter Aristophanes erklärt in Platons Symposion narrativ die Unvollkommenheit des Menschen:
    Aristophanes: Die ganze Gestalt eines Menschen war rund, so dass Rücken und Brust im Kreise herumgingen. Und vier Hände hatte jeder und ebenso viele Schenkel wie Hände und zwei Gesichter auf einem kreisrunden Hals, einander genau gleich, und einen gemeinschaftlichen Kopf für beide einander gegenüberstehenden Gesichter und vier Ohren, auch zweifache Schamteile und alles übrige, wie es sich hieraus ein jeder weiter ausbilden kann.
  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 204a-b

    Die Seherin Diotima klärt Sokrates auf, dass Liebe (ἔρως) das ideale Bild für den Philosophen ist:
    Diotima: Kein Gott philosophiert oder begehrt, weise zu werden, er ist es ja, noch auch, wenn sonst jemand weise ist, philosophiert dieser. Ebensowenig philosophieren auch die Unverständigen oder streben, weise zu werden. Denn das ist eben das Arge am Unverstande, dass er, ohne schön und gut und vernünftig zu sein, doch sich selbst ganz genug zu sein dünkt. [...]
    Sokrates: Wer also, Diotima, sprach ich, sind denn die Philosophierenden, wenn es weder die Weisen sind noch die Unverständigen?
    Diotima: Das muss ja schon, sagte sie, jedem Kinde deutlich sein, dass es die zwischen beiden sind, zu denen auch Eros gehören wird. Denn die Weisheit gehört zu den Schönsten, und Eros ist Liebe zum Schönen; so dass Eros notwendig philosophisch ist und als philosophischer zwischen den Weisen und den Unverständigen in der Mitte steht.
  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 204e-205a

    Diotima erklärt das Gute als das der Glückseligkeit Zuträgliche:
    Sprich, Sokrates, wer das Gute liebt, was liebt der?
    Dass es ihm zuteil werde, sagte ich.
    Und was wird folglich der werden, dem das Gute zuteil wird?
    Das kann ich leichter beantworten, sagte ich, er wird glückselig werden.
    Durch den Besitz des Guten, sagte sie, sind die Glückseligen glückselig. Und hier bedarf es keiner weiteren Frage mehr, weshalb doch der glückselig sein will, der es will, sondern die Antwort scheint vollendet zu sein.
  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 210c-e

    Diotimas Schilderung des mystischen Aufstiegs:
    Diotima: Nach den Unternehmungen aber muss er weiter zu den Arten des Wissens gehen, damit er auch die Schönheit der Arten des Wissens schaut und, in Anbetracht des Blicks auf vielerlei Schönes, nicht mehr nur auf eines […], viele schöne und prachtvolle Reden und Gedanken in einer unermesslichen Philosophie erzeugt, bis er, hierin gestärkt und gewachsen, ein einziges solches Wissen erblickt, das sich auf ein Schönes der folgenden Art bezieht.
    Hier aber, sprach Diotima, bemühe dich möglichst stark auf mich zu achten: Wer nämlich bis hierhin zu den Objekten der Liebe hin erzogen wurde, dass er das einzelne Schöne der Reihe nach und richtig schaut sowie zum höchsten Objekt der Liebe geht, der schaut ganz plötzlich ein Schönes von einer wunderbaren Natur, genau dasjenige, Sokrates, auf das alle vorherigen Mühen abzielten.
  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 204ab

    Platons klassische Definition der Philosophie
    Diotima: Kein Gott philosophiert oder begehrt, weise zu werden, er ist es ja, noch auch, wenn sonst jemand weise ist, philosophiert dieser. Ebensowenig philosophieren auch die Unverständigen oder streben, weise zu werden. Denn das ist eben das Arge am Unverstande, dass er, ohne schön und gut und vernünftig zu sein, doch sich selbst ganz genug zu sein dünkt. [...]
    Sokrates: Wer also, Diotima, sprach ich, sind denn die Philosophierenden, wenn es weder die Weisen sind noch die Unverständigen?
    Diotima: Das muss ja schon, sagte sie, jedem Kinde deutlich sein, dass es die zwischen beiden sind, zu denen auch Eros gehören wird. Denn die Weisheit gehört zu den Schönsten, und Eros ist Liebe zum Schönen; so dass Eros notwendig philosophisch ist und als philosophischer zwischen den Weisen und den Unverständigen in der Mitte steht.