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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Plan Gottes

6 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) III 27f.

    Peter Abaelard über die Grenzen der göttlichen Handlungsmöglichkeiten
    [1] Ich denke es ist zu fragen, ob Gott mehr oder besseres tun kann, als er tut, oder ob er auch mit dem, was er tut, auf irgendeine Weise aufhören könnte, so dass er es nämlich niemals täte. [...]
    [2] Wenn es also
    a), weil es gut ist, dass etwas getan wird, nicht gut ist, dass es unterlassen wird, und wenn
    b) Gott nichts tun oder unterlassen kann außer dem, von dem es gut ist, dass er es tut oder unterlässt,
    c) dann scheint er gewiss nur das tun oder unterlassen zu können, was er tut oder unterlässt, weil es nur bei diesem allein gut ist, dass er es tut oder unterlässt. [...]
    [3] Oder wer würde ihn nicht, wenn er das unterlässt, von dem gut ist, dass er es tut, und sich von einigem, was zu tun wäre, zurückzieht, als feindlich und ungerecht anklagen?
  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Der Trost der Philosophie (Consolatio philosophiae ) V, Prosa 3, 1-3. Prosa 4, 1

    Boethius (ca. 480-524) weist auf das philosophische Problem der Providenz Gottes hin: „Boethius: Wieder werde ich durch eine noch schwierigere Zweideutigkeit verwirrt
    Boethius: Wieder werde ich durch eine noch schwierigere Zweideutigkeit verwirrt.
    Philosophie: Welche […] ist das denn?
    Boethius: Es scheint sich allzu sehr zu widersprechen und einander entgegenzustehen, dass Gott alles vorherweiß und dass es irgendein Urteil in Freiheit gibt. Denn wenn Gott alles vorhersieht und sich auf keine Weise irren kann, dann ist das notwendig, was er durch die Vorsehung als zukünftig vorhergesehen hat. Wenn er daher seit ewigen Zeiten nicht nur die Taten der Menschen, sondern auch ihre Überlegungen und Willenstendenzen vorhersieht, dann gibt es folglich keine Freiheit. […]
    Philosophie: Das ist die alte und von Marcus Tullius Cicero […] heftig betriebene Frage nach der Vorsehung
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) I-II 19, 10 resp

    Die Möglichkeit des Konflikts guter Willensrichtungen
    Der Wille bewegt sich zu seinem Objekt, insofern es ihm von der Vernunft vorgeschlagen wird. Es kommt aber vor, dass etwas von der Vernunft in unterschiedlicher Weise betrachtet wird, so dass es in einer Hinsicht gut und in einer anderen Hinsicht nicht gut ist. Und daher ist der Wille von jemanden gut, wenn er das Geschehen von etwas in der Hinsicht will, in der es gut ist, und der Wille eines anderen, wenn er das Geschehen von genau demselben in der Hinsicht nicht will, in der es schlecht ist, ist sein Wille folglich ebenfalls gut. Zum Beispiel hat ein Richter einen guten Willen, wenn er die Tötung eines Verbrechers will, weil sie gerecht ist, der Wille von jemand anderem, zum Beispiel der Ehefrau oder des Sohnes, der nicht will, dass er getötet wird, insofern die Tötung von Natur aus schlecht ist, ist aber ebenfalls gut.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) I-II 19, 10 resp.

    Inhalt und Form eines guten Willens
    a) „[1] Das Gut des gesamten Universums ist aber das, was von Gott aufgefasst wird, der der Schöpfer und Verwalter des Universums ist. Alles was er will, will er deswegen im Hinblick auf das Gemeinwohl, das seine eigene Güte ist, welche das Gut für das gesamte Universum ist. Die Auffassung des Geschöpfes aber bezieht sich seiner Natur entsprechend auf ein konkretes Gut, das seiner Natur angemessen ist. [...]
    [2] Und daher kommt es vor, dass ein bestimmter Wille gut ist, weil er etwas will, dass er gemäß einem konkreten Blickwinkel betrachtet, während Gott es gemäß dem universalem Blickwinkel nicht will, und umgekehrt. Und daran liegt es auch, dass unterschiedliche Willenstendenzen unterschiedlicher Menschen in Bezug auf Gegenteiliges beide gut sein können, insofern sie unter unterschiedlichen Blickwinkeln wollen, dass dies geschieht oder nicht geschieht.

    b) [3] Aber der Wille irgendeines Menschen ist nicht richtig, wenn er irgendetwas Konkretes will, wenn er es nicht auf das Gemeinwohl als auf das Ziel richtet, weil ja auch das natürliche Streben eines jeden Teiles auf das Gemeinwohl des Ganzen gerichtet ist.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) I-II 18, 10 resp.

    Für Thomas ist der Zugang der Vernunft auf die Welt nichts anderes als eine komplette Neudeutung der Wirklichkeit durch die Vernunft
    [1] Weil die Natur auf eines festgelegt ist und ihr Prozess nicht ins Unendliche gehen kann, muss sie zu irgendeiner letzten Form gelangen, der die spezifische Differenz entnommen wird. [...]
    [2] Aber der Prozess der Vernunft ist nicht auf irgendetwas eines festgelegt, sondern kann, wenn irgendetwas gegeben ist, weiter voranschreiten; und daher kann das, was in einer Handlung als Umstand begriffen wird, der zum Objekt hinzukommt [...], von der ordnenden Vernunft als Hauptbedingung für das Objekt genommen werden, das die Art der Handlung festlegt.
    [3] Zum Beispiel wird ,etwas Fremdes Wegnehmen‘ [...] unter die Art ,Diebstahl‘ eingeordnet. [...] Aber weil die Vernunft auch im Hinblick auf den Ort, die Zeit und anderes Derartige ordnen kann, kommt es vor, dass eine Bedingung des Ortes im Hinblick auf ein Objekt als der Vernunftordnung entgegengesetzt begriffen wird. [...] Deswegen fügt ,etwas Fremdes von einem heiligen Ort Wegnehmen‘ einen besonderen Widerspruch zur Vernunftordnung hinzu.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) 92, 3 resp., ad 1, ad 3

    Thomas von Aquin über die Funktionsweise der regelsetzenden menschlichen Vernunft und ihr Verhältnis zum göttlichen Plan
    [Antwort] Aus den Vorschriften des Naturgesetzes, gleichsam wie aus allgemeinen und nicht beweisbaren Prinzipien, muss die menschliche Vernunft dazu vorgehen, einiges Konkretere anzuordnen. Und diese konkreten Anordnungen, die gemäß der menschlichen Vernunft hinzu erfunden werden, werden menschliche Gesetze genannt.
    [Zu 1] Die menschliche Vernunft kann nicht vollständig Anteil haben an der Regelungsmacht der göttlichen Vernunft, sondern auf ihre Weise und unvollkommen. […] Von seiten der praktischen Vernunft hat der Mensch am ewigen Gesetz gemäß bestimmten allgemeinen Prinzipien teil, nicht aber gemäß konkreten Anweisungen für Einzelnes, die jedoch im ewigen Gesetz enthalten sind. Und daher ist es notwendig, dass die menschliche Vernunft fortschreitet zu bestimmten konkreten Strafanordnungen der Gesetze. […]
    [Zu 3] Die praktische Vernunft bezieht sich auf mögliche Handlungen, welche einzelne und kontingent sind, aber nicht auf Notwendiges, wie die theoretische Vernunft. Und daher könnten die menschlichen Gesetze nicht die Unfehlbarkeit haben, welche die beweiskräftigen Folgerungen der Wissenschaften haben. Aber es ist nicht nötig, dass jedes Maß in jeder Hinsicht unfehlbar und sicher ist, sondern soweit es in seiner Art möglich ist.