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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Universalienstreit

6 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Abaelard, Peter: Leidensgeschichte (Historia calamitatum) S. 65f

    Peter Abaelard über die Kernpunkte des Universalienstreits
    Als ich damals zu Wilhelm von Champeaux zurückgekehrt war [...], zwang ich ihn im Rahmen anderer Streitgespräche mit vollkommen überzeugenden Argumenten, seine alte Auffassung über die Universalien zu ändern, ja sogar zu widerlegen. Diese These zur Allgemeinheit der Universalien besagte, dass eine im Wesen identische Sache ganz und zugleich allen ihr zugehörigen Einzeldingen innewohne, zwischen denen es keinen Unterschied im Wesen, sondern nur eine Variation in der Menge der Akzidenzien gebe. Er hat diese seine These dahingehend korrigiert, dass er nicht mehr von einer ,im Wesen‘ identischen Sache, sondern von einer ,indifferent‘ identischen Sache sprach. Und weil bei den Dialektikern das Universalienproblem [...] immer herausragend ist [...], ist deswegen, weil er diese These korrigierte, seine Vorlesung auf eine solche Missachtung gestoßen, dass er Schwierigkeiten hatte, zu den übrigen Gebieten der Logik zugelassen zu werden.
  • Porphyrios von Tyros : Eisagoge S. 1, 10-15

    Porphyrios von Tyros enthält sich des Urteils über die Universalien
    Jetzt aber werde ich in Bezug auf die Gattungen und Arten darauf verzichten zu sagen, ob sie vorhanden sind, sei es dass sie nur in bloßen geistigen Auffassungen gegeben sind, sei es dass sie auch vorhandene Körper sind oder unkörperlich, ferner ob sie abtrennbar oder in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen oder in Bezug auf sie vorhanden sind. Dieses Thema ist sehr tiefgehend und bedarf einer anderen, größeren Untersuchung.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) Opera philosophica I p. 7f

    Wilhelm von Ockham über das Verhältnis sprachlicher und nichtsprachlicher Zeichen:
    Ich sage aber nicht deswegen, gesprochene Worte seien Zeichen [...], weil die gesprochenen Worte die Konzepte der Seele in erster Linie und eigentlich repräsentieren würden, sondern weil die gesprochenen Worte eingesetzt werden, um genau dasselbe zu bezeichnen, was durch die Konzepte des Geistes bezeichnet wird. Das geschieht so, dass ein Konzept etwas von Natur aus in erster Linie bezeichnet und in zweiter Linie das gesprochene Wort eben dasselbe bezeichnet.
  • Walter Burley : Die Reinheit der Kunst der Logik (De puritate artis logicae) I 3

    Walter Burley vertritt gegen Ockham die allgemeine Bedeutung bestimmter Substantive
    Das Substantiv ,Mensch‘ bezeichnet etwas in erster Linie, und es bezeichnet in erster Linie weder Sokrates noch Platon. Denn jemand, der dieses gesprochene Wort hören würde und wüsste, was durch dieses gesprochene Wort bezeichnet werden soll, der würde bestimmt und unterschieden Sokrates erkennen – was falsch ist. Also bezeichnet dieses Substantiv ,Mensch‘ nicht in erster Linie etwas Einzelnes; also bezeichnet es etwas Allgemeines; und dieses Allgemeine ist eine Art.
  • Wilhelm von Ockham: Kommentar zu Aristoteles’ Hermeneutik Prolog, nr. 26

    Wilhelm von Ockham präsentiert seine Fictum-Theorie über Allgemeinbegriffe:
    Eine Erkenntnis, die etwas Einzelnes erfasst, bildet etwas ähnliches Einzelnes nach. Dieses so nachgebildete Einzelne existiert nirgendwo real, nicht mehr als eine Burg, die ein Künstler nachbildet, real existiert, bevor er sie herstellt. Und aus diesem Grund kann es in einem Aussagesatz für ein Ding supponieren.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) I 15, Opera philosophica I p. 53

    Wilhelm von Ockham präsentiert seine Qualitas-mentis-Theorie der Universalien
    Jedes Universale [...] ist nichts anderes als ein Erkenntnisakt. Die Erkenntnis, durch die ich einen Menschen erkenne, ist ein natürliches Zeichen für Menschen, ebenso natürlich, wie das Seufzen ein Zeichen für Schwäche, Trauer oder Schmerz ist. Und es ist ein solches Zeichen, das in mentalen Aussagesätzen für Menschen stehen kann.