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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Phaidon, Platon

11 Zitate aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Platon: Phaidon (Phaedo) 61d-e

    Platon reflektiert den Sinn von Mythen
    Nun ziemt es sich ja vielleicht am besten, dass der, der dorthin übersiedeln soll, über die Übersiedlung nachdenkt und in Mythen darüber spricht, wie wir sie zu sein annehmen. Was soll jemand auch sonst in der Zeit bis zum Sonnenuntergang tun?
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 72e

    Eine klassische Formulierung der Anamnesis- (Wiedererinnerungs-)Lehre
    Sokrates: Unser Lernen ist nichts anderes als Wiedererinnerung, und auch hiernach müssen wir in einer früheren Zeit gelernt haben, wessen wir uns jetzt erinnern. Das ist aber unmöglich, wenn unsere Seele nicht schon war, ehe sie in unsere menschliche Gestalt kam.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 75b

    Platon nähert sich der Ideenlehre an über den Strukturbegriff ,gleich‘
    Sokrates: Ehe wir also anfangen zu sehen oder zu hören oder die anderen Sinne zu gebrauchen, mussten wir schon irgendwoher die Erkenntnis bekommen haben des Gleichen, was es ist, wenn wir doch das Gleiche in den Wahrnehmungen so auf jenes beziehen sollten, dass dergleichen alles zwar strebt zu sein wie jenes, aber doch immer schlechter ist.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 75cd. 76de

    Platon geht von der Idee des Gleichen zu denjenigen des Schönen und Guten über
    [1] Und es ist uns ja jetzt nicht mehr von dem Gleichen die Rede als auch von dem Schönen selbst und dem Guten selbst und dem Rechten und Frommen und, wie ich sage, von allem, was wir bezeichnen als ,dies selbst, was es ist‘ in unseren Fragen, wenn wir fragen, und in unseren Antworten, wenn wir antworten. [...]
    [2] Wenn das etwas ist, was wir immer im Mund führen, das Schöne und Gute und jegliches Sein dieser Art, und hierauf alles, was uns durch die Sinne erreicht, beziehen als auf ein vorher Gehabtes, was wir als uns Gehöriges wieder auffinden, und diese Dinge damit vergleichen, so muss notwendig, ebenso wie dieses ist, so auch unsere Seele sein, auch ehe wir noch geboren worden sind.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 101bc

    Platon begründet die Stellung der Ideen als universale Ursachen
    Sokrates: Wenn eines zu einem anderen hinzugefügt wurde […], würdest du dich nicht hüten zu behaupten, dass die Hinzufügung Ursache für des Zwei-Seins sei? Würdest du nicht vielmehr laut rufen, dass du keine andere Weise der Entstehung von etwas Einzelnem kennst als die Teilhabe jedes Einzelnen an seinem eigenen Wesen, an dem es teilhat? Kannst du nicht folglich in diesen Dingen keine andere Ursache für die Entstehung des Zwei-Seins angeben als nur die Teilhabe an der Zweiheit?
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 58e

    Sokrates‘ eigener Tod wird geschildert
    Mir erging es dabei ganz erstaunlich. Bedauern berührte mich nämlich nicht wie einem, der beim Tod eines Freundes anwesend ist. Denn glückselig erschien mir der Mann, o Echekrates, in seinem Benehmen und seinen Reden, wie furchtlos und edel er endete, so dass ich vertraute, er gehe auch in die Unterwelt nicht ohne göttliche Schickung, sondern auch dort werde er sich wohl befinden, wenn jemals einer sonst. Darum berührte mich nun weder irgendein Bedauern, wie man doch denken sollte bei einem solchen Trauerfall, noch auch waren wir fröhlich, wie in unseren philosophischen Beschäftigungen [...], sondern in einem gar nicht festzulegenden Empfinden befand ich mich, das aus Lust zugleich und Trauer zusammengesetzt war.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 64a. 67de

    Platon (427-347 v. Chr.) charakterisiert die Philosophie als Sorge um das rechte Sterben
    Diejenigen, die sich auf rechte Art mit der Philosophie befassen, dürften gewiss, vor den anderen verborgen, nach gar nichts anderem streben, als zu sterben und tot zu sein [...] und [...] danach, die Seele [vom Körper] zu lösen, und genau dies ist die Sorge der Philosophen, die Lösung und Abtrennung der Seele vom Körper. Oder etwa nicht?
    Simmias: Anscheinend.
    Sokrates: Dann wäre es also, wie ich am Anfang sagte, lächerlich, wenn ein Mann, der sich im Leben darauf ausrichtet, so zu leben, dass er am Sterben möglichst nah ist, dann, wenn ihm genau dies zustößt, zu erschrecken?
    Simmias: Lächerlich. Was sonst?
    Sokrates: In Wahrheit also, sagte Sokrates, o Simmias, sorgen sich die wahrhaft Philosophierenden darum zu sterben, und das Sterben ist für sie von allen Menschen am wenigsten schrecklich.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 81cd

    In der Darstellung im Phaidon erscheinen viele für Platon (vielleicht nicht für Sokrates) typische Ideen, z.B. im Hinblick auf die Seele
    Sokrates: Wenn eine Seele aber, meine ich, befleckt und unrein von dem Leibe scheidet, weil sie eben immer mit dem Leibe verkehrt und ihn gepflegt und geliebt hat und von ihm bezaubert gewesen ist und von den Lüsten und Begierden, so dass sie auch glaubte, es sei überhaupt gar nichts anderes wahr als das Körperliche, was man betastet und sieht, isst und trinkt und zur Liebe gebraucht, und weil sie gewohnt gewesen ist, das für die Augen Dunkle und Unsichtbare, der Vernunft hingegen Fassliche und mit Weisheitsliebe zu Ergreifende zu hassen, zu scheuen und zu fürchten, meinst du, dass eine so beschaffene Seele sich rein für sich absondern kann?
    Kebes: Nicht im mindesten. [...]
    Sokrates: Und, o Freund, man muss doch glauben, dies sei unbeholfen und schwerfällig, irdisch und sichtbar, so dass auch die Seele, die es an sich hat, schwerfällig ist und wieder zurückgezogen wird in die sichtbare Gegend aus Furcht vor dem Unsichtbaren und dem Hades, wie man sagt, an den Denkmälern und Gräbern umherschleichend, an denen daher auch allerlei dunkle Erscheinungen von Seelen gesehen worden sind.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 62ab

    Die Bindung an die Götter als Argument gegen die Selbsttötung
    Und für die es nun besser wäre zu sterben, da kommt es Dir vielleicht erstaunlich vor, dass es für diese Menschen nicht recht sein sollte, sich selbst wohlzutun, sondern sie einen anderen Wohltäter erwarten sollen. [...] Aber es hat doch wieder einigen Grund. Denn was darüber in den Geheimnissen [der Pythagoreer oder der Orphiker] gesagt wird, dass wir Menschen in einer Art Gefängnis sind und man sich aus dieser nicht selbst losmachen und davonlaufen dürfe, das erscheint mir doch als eine gewichtige Rede und gar nicht leicht zu durchschauen. Wie denn auch folgendes, o Kebes, mir ganz richtig gesprochen zu sein scheint, dass die Götter unsere Hüter und wir Menschen eines der Besitztümer der Götter sind.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 84ab

    Die besondere Würde der Seele wurde nicht zuletzt von Platon in einflussreicher Weise herausgestellt, namentlich in seinem Dialog <i>Phaidon</i>, in dem er die Hoffnung der Seele des Philosophen darstellt
    [1] Die Seele eines philosophischen Menschen […] glaubt gewiss nicht, die Philosophie müsse sie erlösen, wenn sie sie aber erlöse, sei sie gezwungen, sich selbst wiederum den Freuden und Beschwernissen hinzugeben und das unermüdliche Werk der Penelope zu vollziehen, die einen Webstuhl in umgekehrter Weise gebraucht [und nachts das am Tage Gewobene wieder löst]. Sondern sie glaubt, sie besorge sich Ruhe davon, folge dem Denken, befinde sich immer in diesem, in Betrachtung des Wahren, Göttlichen und von Meinungen Freien sowie davon genährt, und müsse so leben, so lange sie lebt.
    [2] Und wenn sie sterbe, werde sie, beim Verwandten und Derartigem angelangt, von den menschlichen Übeln erlöst. Aus der so beschaffenen Nahrung heraus, müsse sie nichts Schreckliches fürchten […], so dass sie nicht infolge der Trennung vom Körper durch die Winde auseinandergerissen werde, und zerstreut und verteilt dahingehe und nichts mehr irgendwo sei.
  • Platon: Phaidon (Phaedo) 87c-88e

    Im <i>Phaidon</i> spricht der Thebaner Kebes unter anderem mit folgendem Bild über die Seele und weist damit auf die Schwierigkeit einer adäquaten Beschäftigung mit der Seele und ihrer Unsterblichkeit hin
    [1] Der Weber nämlich […], der viele Gewänder verbraucht und gewoben hat, ist als letzter gestorben, während diese viele waren, aber, glaube ich, vor dem allerletzten […] Genau dasselbe Bild, denke ich, sollte auf die Seele im Verhältnis zum Körper passen […], dass die Seele langlebig ist, der Körper hingegen schwächer und kurzlebiger.
    [2] Aber wenn man sagen will, dass jede der Seelen viele Körper verbraucht […] – denn wenn sich der Körper auflöste und zugrunde ginge, während der Mensch noch lebt, würde die Seele doch stets den verbrauchten neu weben –, dann wird es gewiss notwendig sein, dass die Seele, wenn sie zugrunde geht, das letzte Webstück zu diesem Zeitpunkt besitzt und lediglich vor diesem zugrunde geht. Wenn aber die Seele zugrunde gegangen ist, dann wird gewiss der Körper bereits die Natur der Schwäche zeigen und schnell verfaulend vergehen.
    [3] Folglich ist es, wenn man dieser Rede glaubt, noch nicht angemessen, zuversichtlich zu sein, dass dann, wenn wir sterben, unsere Seele irgendwie noch ist.