Cicero referiert die Einteilung der Ziele der Philosophie nach dem Skeptiker
Karneades
Unser Lucius handelt also klug, wenn er in erster Linie vom
höchsten Gut hören will; denn wenn dieses festgelegt ist, ist in der Philosophie
alles festgelegt. [...] Wenn das höchste Gut unbekannt ist, dann muss
notwendigerweise der Gehalt des Lebens unbekannt sein. [...] Was es aber ist,
dass so bewegt und von Natur aus so seit der ersten Entstehung erstrebt wird,
steht nicht fest, und hierüber herrscht unter den Philosophen [...] größte
Uneinigkeit. [...] Einige meinen, das primäre Streben und das primäre
Vermeiden von Schmerz richte sich auf die Lust. Andere als sie erstreben das,
was sie Primäres der Natur nach nennen, wozu sie Unversehrtheit rechnen [...].
Diesem ähnlich ist das Primäre in den Seelen, wie die Funken und Samen der
Tugenden.
Die Verbindung der Freude mit der menschlichen Natur nach Epikur
Jedes
Lebewesen strebt, sobald es geboren ist, nach Genuss, freut sich daran als an
dem höchsten Gut und verschmäht Schmerz als das größte Übel und weist ihn
von sich, soweit es kann; dies tut es, wenn es noch nicht verdorben ist,
dadurch, dass seine Natur selbst unverfälscht und integer urteilt. Deshalb
bestreitet [Epikur], dass ein Argument oder eine Erörterung darüber benötige,
weshalb der Genuss anzustreben und der Schmerz zu meiden sei. Er ist der
Meinung, dass man diese Dinge ebenso merkt wie, dass Feuer heiß, der Schnee
weiß und der Honig süß ist. [...] Weil nämlich nichts mehr übrig ist, wenn man
vom Menschen die Sinne abzieht, muss notwendig von der Natur selbst
beurteilt werden, was ihr gemäß oder was wider die Natur ist. Was nimmt sie
nun wahr oder urteilt sie, was anzustreben oder zu meiden ist, außer Genuss
und Schmerz.
Eine epikureische Definition der Freude bzw. Lust
Jetzt werde ich
erklären, was und wie beschaffen die Freude in sich ist. [...] Die Freude, der
wir nachgehen, ist nämlich nicht bloß die, die durch irgendeine
Annehmlichkeit unsere Natur bewegt und deren sinnliche Wahrnehmung von
einem gewissen Wohlbefinden begleitet ist. Als die größte Freude sehen wir
vielmehr diejenige an, die wahrgenommen wird, wenn einmal aller Schmerz
verschwunden ist. Da wir nämlich, wenn wir von Schmerz befreit werden, uns
eben über die Befreiung und das Lossein von von aller Beschwernis freuen und
da alles, worüber wir uns freuen, Freude ist – ebenso wie alles das Schmerz ist,
was uns wehtut – deswegen wird zu Recht jede Befreiung von Schmerz als
Freude bezeichnet.
Cicero bewundert das System der stoischen Philosophie
Cato [der in diesem Dialog die stoische Position vertritt]: Aber ich merke schon, dass ich länger gesprochen habe, als das gegenwärtige Thema verlangte. Aber die bewundernswerte Zusammenstellung (compositio = systēma?) der Lehre und die unglaubliche Ordnung der Dinge zog mich fort – bewunderst Du sie nicht, bei den unsterblichen Göttern? Was nämlich kann entweder in der Natur, im Vergleich zu der nichts geeigneter ist, nichts besser ausgearbeitet, oder in den menschgemachten Werken gefunden werden, das so zusammengesetzt und zusammengefügt und aneinander angepasst ist? Welches Spätere passt nicht zum Vorhergehenden? Was folgt, was nicht einem Früheren entspricht? Wo ist nicht das eine so mit dem anderen verbunden, dass dann, wenn Du einen Buchstaben veränderst, alles ins Rutschen kommt? Und doch gibt es nichts, was verändert werden kann!
Cicero referiert die Einteilung der Ziele der Philosophie nach dem Skeptiker Karneades
Unser Lucius handelt also klug, wenn er in erster Linie vom höchsten Gut hören will; denn wenn dieses festgelegt ist, ist in der Philosophie alles festgelegt. [...] Wenn das höchste Gut unbekannt ist, dann muss notwendigerweise der Gehalt des Lebens unbekannt sein. [...] Was es aber ist, dass so bewegt und von Natur aus so seit der ersten Entstehung erstrebt wird, steht nicht fest, und hierüber herrscht unter den Philosophen [...] größte Uneinigkeit. [...] Einige meinen, das primäre Streben und das primäre Vermeiden von Schmerz richte sich auf die Lust. Andere als sie erstreben das, was sie Primäres der Natur nach nennen, wozu sie Unversehrtheit rechnen [...]. Diesem ähnlich ist das Primäre in den Seelen, wie die Funken und Samen der Tugenden.
Cicero über die Vorzüge des Philosophierens in Anbetracht der kritischen Haltung vieler Römer
Ich wusste durchaus, Brutus, als wir das, was die Philosophen mit höchsten Talenten und einer ausgezeichneten Lehre auf Griechisch behandelten, auf Latein niederschrieben, dass diese unsere Arbeit sich verschiedenen Tadel zuziehen werde. Denn einigen [...] missfällt dies im Ganzen, zu philosophieren. [...] Und doch wird der, der sich angewöhnt zu lesen, was wir über die Philosophie niederschreiben, zu dem Urteil kommen, dass diesem nichts zur Lektüre vorzuziehen ist. Was muss man nämlich im Leben so sehr erstreben als überhaupt alles in der Philosophie, ganz besonders aber das, was im vorliegenden Werk gesucht wird: Was ist das Ziel, was das Äußerste, was das Letzte, auf das alle Ratschläge zum guten Leben und zum richtigen Handeln zu beziehen sind?
Ciceros Position zu der Frage, ob Glück allein in den Tugenden besteht
Das ist also unser Argument, das Dir inkonsequent zu sein scheint. Denn [...] dort, wo es Tugend gibt und große, zuhöchst löbliche Tage, die durch Tugend verbracht werden, kann es kein Elend und keine Qual geben, aber es kann Mühe geben, kann Beschwerden geben, es kann trotz alledem geschehen, dass einer glücklicher ist als der andere.
Cicero über das Verhältnis von Naturerkenntnis und Gotteserkenntnis
Der Physik kommt ebenfalls nicht ohne Grund dieselbe Abgabe und Ehre zu, denn wer der Natur gemäß leben möchte, der muss von der ganzen Welt und ihrer Verwaltung her aufbrechen. Aber niemand kann über das Gute und das Böse richtig urteilen, es sei denn, er hat jeden vernünftigen Inhalt der Natur und auch des Lebens der Götter erkannt, und ob die Natur des Menschen mit der des Universums übereinstimmt oder nicht.
Cicero erklärt die Bedeutung des Glücks bzw. der Eudaimonie als Lebensziel, die für jede philosophische Schule der hellenistischen Zeit gelten soll
Unser Lucius handelt also klug, wenn er in erster Linie vom höchsten Gut hören will; denn wenn dieses festgelegt ist, ist in der Philosophie alles festgelegt. Denn wenn in den übrigen Dingen etwas entweder ausgelassen oder nicht gewusst wird, bringt das keinen Nachteil mit sich, der die Bedeutung von jedem dieser Sachen überschreitet, von denen etwas vernachlässigt wurde; wenn aber das höchste Gut unbekannt ist, dann muss notwendigerweise der Gehalt des Lebens unbekannt sein. Daraus folgt ein solcher Irrtum, dass man nicht wissen kann, in welchen Hafen man sich zurückzieht.
Cicero referiert die Einteilung der philosophischen Meinungen über das Glück bzw. letzte Ziel, die Karneades, der bedeutendste Vertreter des akademisch-skeptischen Platonismus, aufgrund der Situation der hellenistischen Zeit gegeben hatte
Was es aber ist, dass so bewegt und von Natur aus so seit der ersten Entstehung erstrebt wird, steht nicht fest, und hierüber herrscht unter den Philosophen [...] größte Uneinigkeit. [...] Einige meinen, das primäre Streben und das primäre Vermeiden von Schmerz richte sich auf die Lust. Andere als sie erstreben das, was sie Primäres der Natur nach nennen, wozu sie Unversehrtheit rechnen [...]. Diesem ähnlich ist das Primäre in den Seelen, wie die Funken und Samen der Tugenden.
Cicero referiert den Glücksbegriff der aristotelischen bzw. peripatetischen Schule
Das ist also unser Argument, das Dir uneinheitlich scheint, [...] dass dort, wo die Tugend ist sowie große und in höchstem Maße lobenswerte, aus Tugend vollbrachte Taten, Elend und Leid nicht bestehen kann, aber sehr wohl Mühe und Belastung. Ich sage ohne Zweifel, dass alle Weisen glückselig sind, es aber doch geschehen kann, dass einer glückseliger ist als der andere.