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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Politik

8 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Aristoteles: Politik (politica) III 6, 1279a 17-21; 7, 1279a 32-39; b 4-9

    Aristoteles über gerechte und ungerechte Verfassungen
    [1] Soweit also die Staatsformen das Gemeinwohl anstreben, sind sie im Hinblick auf das schlechthin Gerechte richtig; diejenigen aber, die nur das Wohl der Regierenden anstreben, sind verfehlt und allesamt Abweichungen von den richtigen Staatsformen; denn sie sind despotisch, der Staat ist aber eine Gemeinschaft von Freien. [...]
    [2] Wir nennen nun gewöhnlich von den Alleinherrschaften die, die auf das Gemeinwohl schaut, das Königtum, diejenige, die von wenigen, aber mehr als einem regiert wird, Aristokratie [...] Wenn aber die Menge im Hinblick auf das Gemeinwohl Politik treibt, so wird dies mit dem gemeinsamen Namen aller Verfassungen, nämlich Politie, bezeichnet. [...]
    [3] Abweichungen von den genannten sind für das Königtum die Tyrannis, für die Aristokratie die Oligarchie und für die Politie die Demokratie. Denn die Tyrannis ist eine Alleinherrschaft zum Nutzen des Herrschers, die Oligarchie eine Herrschaft zum Nutzen der Reichen und die Demokratie eine solche zum Nutzen der Armen.
  • Platon: Brief 7 (Epistula 7) 325a-d

    Platons weitere Erfahrungen mit der Politik
    Nach nicht langer Zeit wurden die dreißig gestürzt, und mit ihnen die ganze damalige Verfassung. [...] Durch irgendeien Zufall holten einige der [neuen] Machthaber unseren erwähnten Gefährten Sokrates vor Gericht und erhoben eine äußerst ruchlose Anklage gegen ihn, die am allerwenigsten für Sokrates angemessen war. Wegen Gottlosigkeit nämlich klagten ihn einige an, andere stimmten ihn für schuldig und ließen ihn hinrichten, ihn, der damals an der verbrecherischen Entführung eines der verbannten Freunde nicht hatte teilnehmen wollen, als es ihnen selbst in der Verbannung schlecht ging. Als ich mir dies nun anschaute: die, die Politik trieben, die Gesetze und Sitten, desto schwieriger kam es mir vor – je mehr ich das durchschaute und zugleich an Alter zunahm –, eine Stadt richtig zu verwalten.
  • Aristoteles: Politik (politica) I 2, 1252b 27-1253a 4

    Aristoteles definiert den Staat als natürlich und den Mensch als politisches Lebewesen
    Endlich ist die aus mehreren Dörfern bestehende vollendete Gemeinschaft bereits ein Staat, der sozusagen das Maß der gesamten Autarkie besitzt, zunächst um des Lebens willen entstanden, dann aber um des guten Leben willens bestehend. Darum besteht der Gesamtstaat von Natur aus. [...] Die Autarkie ist aber das Ziel und das Beste. Daraus ergibt sich, dass der Staat zu den natürlichen Dingen gehört und dass der Mensch von Natur aus ein politisches Lebewesen ist; derjenige, der [...] außerhalb des Staates lebt, ist entweder schlecht oder stärker als ein Mensch.
  • Platon: Brief 7 (Epistula 7) 330de

    Platons Überlegungen zum Erteilen politischer Ratschläge
    [1] Wer einem Mann raten will, der krank ist und für seine Gesundheit schädliche Lebensgewohnheiten hat, der darf wohl nicht anders handeln, als dass er erst seine Lebensweise zu ändern sucht und ihm erst dann, wenn er ihm folgen will, weitere Hinweise gibt. Will er es aber nicht, so halte ich nur den, der diese Behandlung sofort aufgibt, für einen Mann und einen Arzt, den jedoch, der trotzdem dabei bleibt, für unmännlich und nicht fachgerecht.
    [2] Dasselbe gilt auch für einen Stadtstaat, ob nun einer sein Herr ist oder mehrere: Wenn seine Verfassung sich auf dem rechten Weg befindet und dann Rat eingeholt würde über etwas, was ihr förderlich wäre, würde, wer Verstand hat, solche Leute beraten; andere jedoch, die sich ganz außerhalb der rechten Verfassung befinden und gar nicht auf ihre Spur kommen wollen, dem Berater aber vorweg sagen, er solle die Verfassung in Ruhe lassen und nicht verändern, ja er müsse sterben, wenn er sie verändere – wenn diese Leute beföhlen, ihrem Wollen und ihren Begierden dienend zu raten, auf welche Weise sie für alle Zukunft am leichtesten und schnellsten zu allem kämen; wer sich darauf einlässt, solche Ratschläge zu erteilen, den halte ich für unmännlich, wer sich nicht darauf einlässt, für einen Mann.
  • Dion von Prusa: Rede über die Verweigerung eines Amtes (Oratio 49 De recusatione magistratus) § 3f.

    Dion von Prusa über die politische Aufgabe des Philosophen
    ὁ δὲ τῷ ὄντι φιλόσοφος οὐκ ἄλλο τι φανήσεται διαπονούμενος ἢ ὅπως ἄρχειν καλῶς δυνήσεται καὶ αὑτοῦ καὶ οἰκίας καὶ πόλεως τῆς μεγίστης καὶ συλλήβδην ἁπάντων ἀνθρώπων, ἂν ἐπιτρέπωσι, καὶ αὐτὸς μὲν οὐ προσδεήσεται οὐδενὸς ἄρχοντος ἀλλ’ ἢ τοῦ λόγου καὶ τοῦ θεοῦ, τῶν δὲ ἄλλων ἀνθρώπων ἐπιμελεῖσθαι καὶ φροντίζειν ἱκανὸς ἔσται. καὶ τοῦτο οὐδὲ τοὺς βασιλέας αὐτοὺς λέληθεν οὐδὲ τῶν ἐν ταῖς δυναστείαις ὅσοι μὴ τελέως ἄφρονες. τῶν γὰρ πεπαιδευμένων ἐν τοῖς μεγίστοις δέονται συμβούλους σφίσι γίγνεσθαι, καὶ τοῖς ἄλλοις προστάττοντες αὐτοὶ παρ’ ἐκείνων προστάγματα λαμβάνουσιν ἃ δεῖ πράττειν καὶ τίνων ἀπέχεσθαι.
  • Dion von Prusa: Rede über die Verweigerung eines Amtes (Oratio 49 De recusatione magistratus) § 13f.

    Dion von Prusa lobt und verweigert die politische Verantwortung
    ἀλλὰ τοῦ γε ὄντως φιλοσόφου τὸ ἔργον οὐχ ἕτερόν ἐστιν ἢ ἀρχὴ ἀνθρώπων. ὅστις δὲ ὀκνεῖ τὴν αὑτοῦ πόλιν ἑκοῦσαν καὶ ἐπικαλουμένην διοικεῖν, οὐ φάσκων ἱκανὸς εἶναι, ὅμοιός ἐστιν ὥσπερ εἴ τις τὸ μὲν ἑαυτοῦ σῶμα θεραπεύειν μὴ θέλοι, ἀξιῶν ἰατρὸς εἶναι, ἄλλους δὲ ἀνθρώπους ἰατρεύοι προθύμως ἀργύριον ἢ τιμὰς λαμβάνων. [...] ‘οὐκοῦν τό γε ἀκόλουθόν ἐστι τοῖς λόγοις τούτοις ἄρχειν αὐτὸν βουλομένων ἡμῶν’. ἀλλ’ εὖ ἴστε ὅτι εἰ μή τι ἦν ἀδύνατον, οὐκ ἂν περιέμενον ὥστε ὑμᾶς ἀξιοῦν, ἀλλ’ αὐτὸς ἂν ἠξίουν καὶ παρεκάλουν.
  • Marinos von Neapolis: Proklos oder das Glück (Proclus sive de beatitudine) § 13

    Marinos über die politischen Tugenden und Aktivitäten des Proklos
    Gewiss übernahm er auch die politischen [Tugenden] aus Aristoteles‘ politischen Schriften sowie Platons Nomoi und Politeia. Damit aber nicht der Eindruck entsteht, dass in diesem Bereich nur Lehre gewesen sei, er aber keine Arbeit berührt habe, forderte er, da er – wegen seiner Beschäftigung mit dem Höheren – an politischem Handeln gehindert wurde, Archiadas, den Liebling der Götter hierzu auf, indem er ihn lehrte und unterwies in den politischen Tugenden und Methoden. [...] Auch der Philosoph [Proklos] selbst befasste sich manchmal mit politischem Ratschluss, wenn der den allgemeinen Versammlungen über die Stadt [Athen] beiwohnte, verständig Ansichten äußerte sowie bei Treffen mit den Herrschenden diese nicht nur zu gerechten Dingen aufforderte, sondern sie durch philosophischen Freimut auf gewisse Weise zwang, jedem Einzelnen das Angemessene zuzuteilen.
  • Aspasios : Kommentar zur Nikomachischen Ethik p. 1, 1-11

    Möglich wird die aristotelische Ausformulierung einer platonischen Position, indem man an die Vorstellung älterer Aristoteliker anschließt, z.B. dem platonisierenden Aspasios in seinem Kommentar zur Nikomachischen Ethik
    Die Behandlung der Sitten, und insbesondere die Politik, ist im Hinblick auf die Notwendigkeit früher als die theoretische Philosophie, im Hinblick auf die Ehrwürdigkeit später. Denn insofern es unmöglich ist, gut zu leben, wenn man nicht besonnen und gerecht ist und überhaupt gut verfasst im Hinblick auf den Charakter und die Leidenschaften der Seele in eine gewisse Symmetrie gebracht hat, insofern erscheint die Politik und Ethik notwendig und deswegen früher zu sein [...]. Insofern aber die Weisheit über das Ehrwürdigste und Göttlichste handelt und die Werke der Natur betrachtet sowie noch Weiteres, viel Besseres und Bedeutenderes als das, was aus der Natur existiert (dies betrachtet die Erste Philosophie), insofern wird die theoretische Philosophie früher und ehrwürdiger genannt werden.