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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Kulturtransfer

8 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Paul der Perser : Abhandlung über die Logik des Philosophen Aristoteles (Tractatus de opere logico Aristotelis philosophi) 1, 3f.; 9f.; 2, 9-23-3, 3 (Text leicht korrigiert)

    Paul der Perser (6. Jhdt.) widmet Chosrau III. eine Einführung in die aristotelische Logik
    [1] Glückseliger Chosrau, König der Könige, Bester unter den Menschen, Dich grüßt Dein Diener Paul. Die Philosophie (filosofūṯā), das wahre Wissen von allem, ist in Euch, und aus ihr, aus der Philosophie, die in Euch ist, sende ich Euch ein Geschenk. [...] Diese ist besser als alle anderen Geschenke. [...]
    [2] Es zeigt sich aber, dass die Menschen sich gegenseitig bekämpfen und ein jeder dem anderen widerspricht. Denn die einen unter ihnen sagen, es gebe nur einen Gott, andere aber, er sei nicht einzig. [...]. (Die einen) sagen, die Menschen seien frei in ihrem Wollen, die anderen widersprechen dem. Noch vieles dieser Art bringen sie vor und geben ihm Platz in ihren Überlieferungen, aus denen hervorgeht, dass sie einander widersprechen. [...]
    [3] Und hierüber [...] ist es für uns nicht leicht, ja sogar nicht möglich, dass wir eines bevorzugen und das andere verlassen, das eine wählen und das andere zurückweisen. [...] Deswegen wird der Gegenstand dieser Dogmen im Hinblick auf den Glauben und im Hinblick auf das Wissen (īḏaʿtā) untersucht. [...] Der eine ist nun an den Zweifel (pulāǥā) gebunden, das andere ist ohne Zweifel. Jeder Zweifel schafft Spaltung, Abwesenheit des Zweifels aber Einheit. Demnach ist das Wissen (mächtiger) als der Glaube und eher zu wählen als dieser.
  • Al-Ğāḥiz : Widerlegung der Christen (Ar-radd ʿalā an-naṣārī) 314f

    Der arabische Literat al-Ğāḥiz (776-869) erklärt die Araber, und nicht die Byzantiner, zu den einzigen legitimen Erben der antiken Wissenschaft
    Wenn doch das einfache Volk wüsste, dass die Christen und Byzantiner keine Weisheit und keine Erklärung und keinerlei herausragende Einsicht haben [...], wegen ihrer Abkehr von den Begriffen der Gebildeten und der Erleuchtung durch die Überzeugungen der Philosophen und Weisen! Denn das Buch der Logik und Über Werden und Vergehen und die Meteorologie und die übrigen sind von Aristoteles, und er ist weder ein Byzantiner noch ein Christ. Und das Buch Almagest ist von Ptolemaios, und er ist weder ein Byzantiner noch ein Christ. Und das Buch Euklids ist von Euklid, und er ist weder ein Byzantiner noch ein Christ. Und das Buch der Medizin ist von Galen, und er ist weder ein Byzantiner noch ein Christ. Und ebenso steht es mit den Büchern von Demokrit, Hippokrates und Platon, und von vielen anderen. Und diese Leute sind gewiss aus ihrem Volk verschwunden, und es blieben nur Spuren ihrer Gedanken.
  • Ḥunain ibn Iṣḥāq: Über die seines Wissens übersetzten Bücher Galens und einige der nicht nr. 115; Arab. 47, 12-17; dt. 38

    Ḥunain ibn Iṣḥāq berichtet über seine Suche nach einem Werk Galens
    Bis zu diesem Zeitpunkt ist keinem von unseren Zeitgenossen eine vollständige Handschrift von Galens Buch „Über den Beweis“ (kitāb al-burhān) auf Griechisch in die Hände gekommen. [...] Ich habe [...], um es zu suchen, die Länder von ganz Mesopotamien und Syrien, Palästina und Ägypten bereist, bis ich nach Alexandrien gelangte, habe aber nichts davon gefunden, außer in Damaskus ungefähr die Hälfte davon, jedoch nicht aufeinanderfolgende und unvollständige Teile.
  • Ḥunain ibn Iṣḥāq: Über die seines Wissens übersetzten Bücher Galens und einige der nicht Prooemium; Arab. 2, 14-3, 2; dt. p. 2

    Ḥunain ibn Iṣḥāq (gest. 873), über das Interesse der Araber an Büchern
    Wir und die übrigen [...] Leser von Büchern auf Syrisch und Arabisch haben das Bedürfnis zu erfahren, welche von jenen Büchern in die syrische und arabische Sprache übersetzt sind und welche nicht übersetzt sind, [...] von welchen von diesen Büchern, so weit sie bis zu diesem Zeitpunkte noch nicht übersetzt sind, eine Handschrift auf Griechisch vorhanden ist, und von welchen von ihnen keine Handschrift vorhanden ist oder nur ein Stück. Denn dies ist etwas, was man braucht, um sich um die Übersetzung der Bücher, die vorhanden sind, zu bemühen, und um die zu suchen, die nicht vorhanden sind.
  • Ibn Abī ʿUṣaibiʾa: Geschichte der Medizin (Historia medicinae) (p. 558f.)

    Al-Fārābī gibt offensichtlich eine verlorene griechische Quelle über die Entstehung des Corpus Aristotelicum wieder
    [1] Die Sache der Philosophie war in den Tagen der hellenischen Könige nach dem Tod des Aristoteles in Alexandrien bis zu den letzten Tagen der Frau [= Kleopatra] verbreitet. Und als er starb, ging die Lehre in dieser Weise während der Regierung von 13 Königen durch weiter, und es folgten während der Dauer ihrer Regierung zwölf Lehrer der Philosophie aufeinander, von denen der letzte als Andronikos bekannt war.
    Und der letzte dieser Könige war die Frau, und sie besiegte der König Augustus aus dem Volk der Römer und tötete sie und bemächtigte sich der Herrschaft.
    [2] Und als sie für ihn gesichert war, richtete er die Aufmerksamkeit auf die Bibliotheken und die Produktion von Büchern. Und er fand Kopien der Bücher des Aristoteles, die in dessen Tagen und denen des Theophrast kopiert worden war. Und er fand Lehrer und Philosophen, die Bücher über die Themen erarbeitet hatten, über die auch Aristoteles gearbeitet hatte. Und er befahl, dass die Bücher, die in den Tagen des Aristoteles und seiner Schüler kopiert worden waren, kopiert werden sollten und dass auf ihrer Basis Lehre stattfinden solle und dass sie vom Rest getrennt werden sollten. Und er befahl Andronikos die Anordnung (tadbīr = σύνταξις ?) hiervon. Und er befahl ihm, Kopien zu erstellen, die er mit sich nach Rom nehmen solle, sowie Kopien, die er am Ort der Lehre in Alexandrien lassen solle. Und er befahl ihm, dass er einen Gelehrten als Vertreter einsetzen solle, um seine Stelle in Alexandrien einzunehmen, und selbst mit ihm nach Rom fahren solle. Und die Lehre erfolgte an beiden Orten.
  • Ibn Abī ʿUṣaibiʾa: Geschichte der Medizin (Historia medicinae) (p. 558f. = Bd. 2, S. 134f. Müller)

    Al-Fārābī über den Weg der Philosophie von der griechischen Spätantike in die islamischen Länder
    [1] Und so lief die Sache [der Philosophie], bis das Christentum kam, und dann verschwand die Lehre aus Rom und blieb in Alexandrien bestehen [...]. Und die Bischöfe [...] meinten, dass aus den Büchern der Logik bis zum Ende der assertorischen Syllogismen (Analytica priora I 7) gelehrt werden soll [...]. Und der offizielle Umfang der Lehre blieb dieser, und was man von dem Rest untersuchte, war privat, bis nach langer Zeit der Islam kam.
    [2] Da wurde der Unterricht aus Alexandrien nach Antiochien überführt und blieb dort eine lange Zeit, bis ein einziger Lehrer übrigblieb. Von ihm lernten zwei Männer und zogen fort, wobei sie die Bücher mitnahmen. Der eine von ihnen stammte aus Harran und der andere aus Marw. Von dem aus Marw lernten zwei Männer, der eine war Ibrāhīm al-Marwazī, der andere war Yūḥannā ibn Hailān. [...] Und Ibrāhīm al-Marwazī begab sich nach Bagdad. [...].
    [3] Abū Naṣr al-Fārābī berichtet von sich selbst, dass er bei Yūḥannā ibn Ḥailān bis zum Ende des Buches vom Beweis (kitāb al-burhān = Analytica posteriora) lernte.
  • Ibn an-Nadīm : Fihrist (p. 251, 25-28 Flügel)

    Ibn an-Nadīm informiert in seinem Werk <i>al-Fihrist</i> über die auf Arabisch erhältlichen Versionen von Aristotelesʼ <i>Metaphysik</i>
    Das Buch der Buchstaben (kitāb al-ẖurūf). Es informiert über das Göttliche Fragen (al-Ilahīyāt). Die Anordnung dieses Buches folgt der Anordnung der Buchstaben der Griechen, deren erster das kleine Alpha (al-alif aṣ-ṣuġrā = ἀλφά ἔλαττον [Aristoteles, Metaphysik, Buch II nach griechischer Überlieferung]) ist, den Isḥāq übersetzte. Alles, was es davon gibt, geht bis zum Buchstaben My. Diesen Buchstaben übersetzte Abū Zakarīyāʾ Yaḥyā ibn ʿAdī. Ferner liegt der Buchstabe Ny auf Griechisch vor, mit dem Kommentar des Alexander [von Aphrodisias]. Diese Buchstaben übersetzte ferner Ustāṯ für al-Kindī; und von ihm gibt es eine Nachricht hierüber. Ferner übersetzte Abū Bišr Mattā das Buch Lam mit dem Kommentar des Alexander […] ins Arabische. Ḥunain ibn Isḥāq übersetzte dieses Buch ins Syrische. Ferner kommentierte Themistios das Buch Lam, und Abū Bišr Mattā übersetzte es mit dem Kommentar des Themistios. Vorher hatte es Šamlī übersetzt. Isḥāq ibn Ḥunain übersetzte mehrere Bücher.
  • Abraham Ibn Daud: Vorwort zur Übersetzung von Avicennas De anima p. 3f

    Ibn Daud berichtet über das Zustandekommen und den Sinn seiner Avicenna-Übersetzung im Rahmen der aristotelischen Philosophie
    Deswegen habe ich Sorge getragen, Herr, Euren Befehl, das Buch des Philosophen Avicenna über die Seele zu übersetzen, zu Ende zu führen, damit […] für die Lateiner gewiss wird, was bisher unbekannt war. […] Ihr habt also das Buch, wobei wir vorsprachen und die einzelnen Wörter in der Volkssprache vortrugen, und der Erzdiakon Dominicus [Gundisalvi bzw. Gundissalinus] das Einzelne ins Lateinische übersetzte, das aus dem Arabischen übertragen war. Ihr sollt wissen, dass hierin all das, was Aristoteles in seinem Buch „Über die Seele“ sagte […], vom Autor versammelt wurde.