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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: erste Ursache

9 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Duns Scotus, Johannes: Das erste Prinzip (De primo principio ) III, 2. Satz

    Der Beweis der ersten Ursache nach Johannes Duns Scotus
    Es gibt ein Wirkfähiges, welches schlechthin das Erste ist, das heißt weder bewirkbar non in Kraft eines anderen wirkfähig. [...] Entweder schreitet man in der Reihe der Wirkfähigen ins Unendliche fort [...], oder man bleibt bei einem stehen, das kein früheres mehr hat. Eine Unendlichkeit im Aufstieg ist unmöglich; also ist eine Erstheit notwendig.
  • Thierry von Chartres : Abhandlung über die Werke der sechs Tage (Tractatus de sex dierum operibus) § 2

    Thierry v. Chartres (fl. 1130) über die vier Ursachen der Weltentstehung
    AM ANFANG SCHUF GOTT HIMMEL UND ERDE usw. (Genesis/1 Mose 1, 1).
    [1] Die Ursachen, aus denen die Welt ihre Existenz hat, und die Anordnung der Zeiten, in denen dieselbe Welt begründet und geschmückt wurde, zeigt [Mose] auf vernünftige Weise. [...]
    [2] Es gibt also vier Ursachen für die Weltsubstanz: die bewirkende, nämlich Gott, die formale, nämlich die Weisheit Gottes, die finale, nämlich sein Wohlwollen, und die materiale, die vier Elemente [Feuer, Wasser, Erde, Luft]. Denn es ist notwendig, dass die Dinge der Welt einen Schöpfer haben, weil sie veränderlich und vergänglich sind. Weil sie aber vernünftig und auf wunderschöne Weise angeordnet sind, ist es notwendig, dass sie gemäß der Weisheit geschaffen sind.
    [3] Weil aber der Schöpfer selbst gemäß einem wahren Vernunftargument nichts nötig hat [...], muss man annehmen, dass er das, was er schafft, ausschließlich aus Wohlwollen und Liebe schafft, damit er etwas hat, dem er seine Seligkeit auf die Weise der Liebe mitteilen kann. Weil aber jede Ordnung auf etwas Ungeordnetes angewandt wird, war es erforderlich, dass zunächst etwas Ungeordnetes voranging.
  • Thierry von Chartres : Abhandlung über die Werke der sechs Tage (Tractatus de sex dierum operibus) § 16f.

    Thierry von Chartres über die vier Ursachen in der Natur
    [1] GOTT RUHTE AM SIEBTEN TAG (Genesis/1 Mose 2,2), das heißt er übte keine neue Weise der Schöpfung aus. [...] Wir behaupten, dass er alles, was er später schuf oder noch schafft, aus den Ursprungsursachen herstellte, die er im Zeitraum dieser sechs Tage den Elementen eingegeben hatte. [...]
    [2] Das Feuer ist gleichsam der Künstler und die Wirkursache, die zugrundeliegende Erde aber gleichsam die Materialursache. Aber die zwei Elemente, die in der Mitte sind, sind gleichsam ein Werkzeug und etwas Ausgleichendes [...] Denn sie mildern durch ihr Dazwischentreten sowohl die allzu große Leichtigkeit des Feuers als auch die unmäßige Schwere der Erde und verbinden sie. Diese Kräfte und weitere, die ich Ursprungsursachen nennen, gab Gott der Schöpfer von allem den Elementen ein und passte sie entsprechend an, damit aus diesen Kräften der Elemente die Ordnung und Mischung der Zeiten hervorgeht und die körperlichen Geschöpfe durch diese Kräfte zu den passenden Zeiten, die aufeinander folgen, hervorgebracht werden.
  • Alexander von Aphrodisias: Über die Ursachen des Universums nach der Meinung des Aristoteles (De principiis universi secundum Aristotelem) § 2-3

    Die Prinzipien aristotelischer Kosmologie nach Alexander von Aphrodisias
    Das Beste, durch das derartige Dinge meiner Meinung nach nachgewiesen werden, ist, dass man verdeutlicht, dass die Prinzipien, die sie vorbereiten, mit den Dingen übereinstimmen und notwendig verbunden sind, die klar, sichtbar und bekannt sind. Denn es ist nicht möglich, dass man hierüber beweisende Aussagen verwendet, denn die Beweismethode geht von Dingen aus, die von größerer Priorität und die Ursachen sind, während den ersten Prinzipien keine frühere Sache vorangeht und sie überhaupt keine Ursache haben. Die gesuchten Dinge sind folgende: 1. dass gewusst wird, was die erste Ursache ist und 2. welche Akte sie ausübt; 3. auf welche Weise der Bewegung der Körper bewegt wird, den sie bewegt; 4. weswegen die Bewegungen des sphärischen Körpers viele und unterschiedlich sind; 5. ob die Dinge, die an den Orten unterhalb der Mondsphäre vor sich gehen, aufgrund der Bewegungen dieser Körper nur aufgrund von Wahl und Wissen vor sich gehen.
  • Philon von Alexandrien: Die Herstellung der Welt Mose zufolge (De opificio mundi secundum Moysem) 7-9

    Philon von Alexandrien über den Schöpfer als erste Ursache
    Es haben nämlich manche, weil sie die Welt mehr als den Welthersteller bewunderten, jene für ungeworden und ewig erklärt, Gott aber dichteten sie in unwürdiger Weise große Untätigkeit an. [...] Moses aber, der bis zum höchsten Gipfelpunkt der Philosophie vorgedrungen und durch Orakel über die meisten und wichtigsten Ursachen der Natur belehrt worden ist, erkannte sehr wohl, dass unter dem Seienden eines die wirkende Ursache, das andere aber passiv sein muss, und dass jenes Wirkende der ganz reine und lautere Geist des Ganzen ist, der besser ist als Tugend, besser als Wissen, besser als das Gute an sich und das Schöne an sich, dass das Leidende dagegen aus sich heraus unbeseelt und unbeweglich ist, sich aber, nachdem es vom Geist bewegt, gestaltet und beseelt wurde in das vollendetste Werk verwandelte, in diese Welt.
  • Bibel: Jüdisches / Altes Testament: Buch vom reinen Guten (Liber de causis) § 8 [lat. 9]

    Der Liber de causis (9. Jhdt.; im 12. Jhdt. lateinische Übersetzung) über die erste Ursache und ihre Wirkungen
    a) [1] Jeder Intellekt hat seine Dauerhaftigkeit und seinen Bestand durch das reine Gute (al-ḥair al-maḥṣ); dieses ist die erste Ursache (al-ʿilla al-ūlā).
    Die Kraft des Intellekts ist von stärkerer Einheit als die sekundären Dinge [...], ja, der Intellekt umfasst alle Dinge.
    [2] Und der Intellekt ist nur so geworden von seiten der ersten Ursache, welche alle Dinge überragt, weil sie die Ursache des Intellekts, der Seele, der Natur und all der anderen Dinge ist. Die erste Ursache ist weder Intellekt noch Seele noch Natur, sondern sie ist über dem Intellekt, der Seele und der Natur, weil sie Urheberin sämtlicher Dinge ist, mit dem Unterschied, dass sie die Urheberin des Intellekts ist ohne irgendwelche Vermittlung, die Urheberin der Seele, der Natur und aller anderen Dinge hingegen durch die Vermittlung des Intellekts. Das göttliche Wissen ferner ist nicht wie das Wissen des Intellekts noch wie das Wissen der Seele, sondern es ist über dem Wissen des Intellekts und dem Wissen der Seele, weil es der Urheber der Wissensformen ist.
    [3] Die göttliche Kraft ist über jeder Intelligenz-, jeder Seelen und jeder Naturkraft, weil sie die Ursache jeder Kraft ist. Der Intellekt besitzt Schmuck (ḥilya), weil er Dasein (annīya) und Form ist; und ebenso hat auch die Seele Schmuck und die Natur Schmuck. Aber die erste Ursache hat keinen Schmuck, weil sie nur Dasein hat. [4] Und wenn jemand sagt, sie müsse notwendig Schmuck haben, so erwidern wir: Ihr Schmuck ist ihre Unendlichkeit und ihr eigentümliches Wesen ist das reine Gute, welches alles Gute auf den Intellekt und durch die Vermittlung des Intellekts auf alle anderen Dinge ausströmen lässt (mufīḍ).
  • Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt I, 1. 5

    Al-Fārābī über das erste Seiende als die eine erste Ursache
    Das erste Seiende (al-mawǧūd al-awwal) ist die erste Ursache für die Existenz von allem übrigen Existierenden. [...] Wenn das Erste in seiner Substanz unteilbar ist, so kann seine Existenz, durch die es sich von allem anderen Seienden unterscheidet, nichts anderes sein als das, wodurch es wesentlich (fī-ḏātihi) ist. Daher besteht der Unterschied zu allem anderen in der Einheit in seinem Wesen.
  • Al-Fārābī : Die Prinzipien der Ansichten der Bewohner der vortrefflichen Stadt II, 1. 2

    Al-Fārābī über die kausale Wirkung der ersten Ursache und die Ordnung der Dinge
    [1] Und seine Existenz [Gottes] (wuǧūd) ist aufgrund seines Wesens (ḏāt), und seine Substanz und seine Existenz hängen zusammen, und aus ihm folgt, dass von ihm her etwas anderes als es da ist. [...]
    [2] Es gibt vielerlei Existierendes, und zusätzlich zu seiner Vielheit ist dieses auch unterschiedlich exzellent. Und die Substanz des Ersten ist die Substanz, aus der jede Existenz so ausströmt, wie diese Existenz ist, sei sie nun vollkommen oder mangelhaft. Und seine Substanz ist ebenfalls die Substanz, von der alles Existierende, wenn es von ihr ausströmt, seinen jeweiligen Rang erhält und von der jedem Seienden sein Anteil, der ihm angemessen ist, an Existenz und Rang im Vergleich zum Ersten zukommt.
  • Ibn Sīnā (Avicenna): Buch der Genesung Metaphysik VIII 7 § 3. 6, p. 363. 365

    Avicenna über die Struktur der ersten Ursache als Intellekt
    [1] Und es [das erste Prinzip] liebt sein Wesen, das das Prinzip (mabdaʾ) jeder Ordnung ist und gut ist, insofern es so ist. Dabei wird die Ordnung des Guten (niżām al-ḫair) von ihm akzidentell mitgeliebt. Aber das erste Prinzip wird hierzu nicht von der Liebe bewegt, ja es erfährt von ihr überhaupt keine Wirkung, und es ersehnt und erstrebt nichts. Das ist sein Wille (īrāda), der frei ist vom Mangel, den die Liebe bewirkt, und von der Störung durch das Streben zu einem Ziel hin [...].
    [2] Zu der Menge der Verstandesgegenstände (al-maʿqūlāt) gehört derjenige Verstandesgegenstand, dessen Prinzip das Erste unmittelbar ist. Aber seine Existenz fließt (jafīḍu) primär aus ihm. Und der Verstandesgegenstand, dessen Prinzip das Erste mittelbar ist, dies fließt sekundär aus ihm [...]. Einiges von diesem geht jedoch dem anderen voraus in der Rangfolge des Verursachenden und des Verursachten.