Augustinus berichtet über seine Bekehrung zur Philosophie als Gottsuche nach der Lektüre von Ciceros <i>Hortensius</i>
[1] Durch die übliche Ordnung des Lernens war ich zu einem Buch eines gewissen Cicero gelangt, dessen Sprache fast alle bewundern, seinen Gehalt hingegen nicht so sehr. Aber dieses Buch von ihm enthält eine Ermunterung zur Philosophie und wird Hortensius genannt.
[2] Dieses Buch aber veränderte meine Geisteshaltung und verwandelte meine Bitten, Herr, zu Dir hin und machte meine Gebote und Begierden andere. [...]
[3] Wie sehr brannte ich, mein Gott, wie sehr brannte ich danach, vom Irdischen zu Dir zurückzufliegen und wusste doch nicht, was Du mit mir tatest! Denn „bei Dir ist die Weisheit“ (Ijob 12, 13). Die Liebe zur Weisheit hat aber als griechische Bezeichnung, 'Philosophie', zu der mich diese Schrift entbrannte.
[4] Es gibt Leute, die durch Philosophie verführen, indem sie ihre Irrtümer mit diesem großen, verführerischen und in sich guten Namen färben und kolorieren [...], und hierbei wird die heilsmäßige Ermahnung Deines Geistes klar [...]: „Seht zu, dass Euch niemand durch leere Philosophie täuscht“ (Kolosser 2, 8). [...]
[5] Weil mir dieses Apostelwort noch nicht bekannt war, freute ich mich trotzdem allein hierdurch an dieser Ermahnung [zur Philosophie], dass ich [...] die Weisheit selbst, worin sie auch immer bestehe, liebte und suchte [...], und allein das [...] machte mich stutzig, dass der Name Christi dort nicht zu finden war.
Ḥunain ibn Iṣḥāq (gest. 873), über das Interesse der Araber an Büchern
Wir und die übrigen [...] Leser von Büchern auf Syrisch und Arabisch haben das Bedürfnis zu erfahren, welche von jenen Büchern in die syrische und arabische Sprache übersetzt sind und welche nicht übersetzt sind, [...] von welchen von diesen Büchern, so weit sie bis zu diesem Zeitpunkte noch nicht übersetzt sind, eine Handschrift auf Griechisch vorhanden ist, und von welchen von ihnen keine Handschrift vorhanden ist oder nur ein Stück. Denn dies ist etwas, was man braucht, um sich um die Übersetzung der Bücher, die vorhanden sind, zu bemühen, und um die zu suchen, die nicht vorhanden sind.
Ḥunain ibn Iṣḥāq berichtet über seine Suche nach einem Werk Galens
Bis zu diesem Zeitpunkt ist keinem von unseren Zeitgenossen eine vollständige Handschrift von Galens Buch „Über den Beweis“ (kitāb al-burhān) auf Griechisch in die Hände gekommen. [...] Ich habe [...], um es zu suchen, die Länder von ganz Mesopotamien und Syrien, Palästina und Ägypten bereist, bis ich nach Alexandrien gelangte, habe aber nichts davon gefunden, außer in Damaskus ungefähr die Hälfte davon, jedoch nicht aufeinanderfolgende und unvollständige Teile.
Al-Fārābī gibt offensichtlich eine verlorene griechische Quelle über die Entstehung des Corpus Aristotelicum wieder
[1] Die Sache der Philosophie war in den Tagen der hellenischen Könige nach dem Tod des Aristoteles in Alexandrien bis zu den letzten Tagen der Frau [= Kleopatra] verbreitet. Und als er starb, ging die Lehre in dieser Weise während der Regierung von 13 Königen durch weiter, und es folgten während der Dauer ihrer Regierung zwölf Lehrer der Philosophie aufeinander, von denen der letzte als Andronikos bekannt war.
Und der letzte dieser Könige war die Frau, und sie besiegte der König Augustus aus dem Volk der Römer und tötete sie und bemächtigte sich der Herrschaft.
[2] Und als sie für ihn gesichert war, richtete er die Aufmerksamkeit auf die Bibliotheken und die Produktion von Büchern. Und er fand Kopien der Bücher des Aristoteles, die in dessen Tagen und denen des Theophrast kopiert worden war. Und er fand Lehrer und Philosophen, die Bücher über die Themen erarbeitet hatten, über die auch Aristoteles gearbeitet hatte. Und er befahl, dass die Bücher, die in den Tagen des Aristoteles und seiner Schüler kopiert worden waren, kopiert werden sollten und dass auf ihrer Basis Lehre stattfinden solle und dass sie vom Rest getrennt werden sollten. Und er befahl Andronikos die Anordnung (tadbīr = σύνταξις ?) hiervon. Und er befahl ihm, Kopien zu erstellen, die er mit sich nach Rom nehmen solle, sowie Kopien, die er am Ort der Lehre in Alexandrien lassen solle. Und er befahl ihm, dass er einen Gelehrten als Vertreter einsetzen solle, um seine Stelle in Alexandrien einzunehmen, und selbst mit ihm nach Rom fahren solle. Und die Lehre erfolgte an beiden Orten.
Al-Fārābī über den Weg der Philosophie von der griechischen Spätantike in die islamischen Länder
[1] Und so lief die Sache [der Philosophie], bis das Christentum kam, und dann verschwand die Lehre aus Rom und blieb in Alexandrien bestehen [...]. Und die Bischöfe [...] meinten, dass aus den Büchern der Logik bis zum Ende der assertorischen Syllogismen (Analytica priora I 7) gelehrt werden soll [...]. Und der offizielle Umfang der Lehre blieb dieser, und was man von dem Rest untersuchte, war privat, bis nach langer Zeit der Islam kam.
[2] Da wurde der Unterricht aus Alexandrien nach Antiochien überführt und blieb dort eine lange Zeit, bis ein einziger Lehrer übrigblieb. Von ihm lernten zwei Männer und zogen fort, wobei sie die Bücher mitnahmen. Der eine von ihnen stammte aus Harran und der andere aus Marw. Von dem aus Marw lernten zwei Männer, der eine war Ibrāhīm al-Marwazī, der andere war Yūḥannā ibn Hailān. [...] Und Ibrāhīm al-Marwazī begab sich nach Bagdad. [...].
[3] Abū Naṣr al-Fārābī berichtet von sich selbst, dass er bei Yūḥannā ibn Ḥailān bis zum Ende des Buches vom Beweis (kitāb al-burhān = Analytica posteriora) lernte.
Ibn an-Nadīm informiert in seinem Werk <i>al-Fihrist</i> über die auf Arabisch erhältlichen Versionen von Aristotelesʼ <i>Metaphysik</i>
Das Buch der Buchstaben (kitāb al-ẖurūf). Es informiert über das Göttliche Fragen (al-Ilahīyāt). Die Anordnung dieses Buches folgt der Anordnung der Buchstaben der Griechen, deren erster das kleine Alpha (al-alif aṣ-ṣuġrā = ἀλφά ἔλαττον [Aristoteles, Metaphysik, Buch II nach griechischer Überlieferung]) ist, den Isḥāq übersetzte. Alles, was es davon gibt, geht bis zum Buchstaben My. Diesen Buchstaben übersetzte Abū Zakarīyāʾ Yaḥyā ibn ʿAdī. Ferner liegt der Buchstabe Ny auf Griechisch vor, mit dem Kommentar des Alexander [von Aphrodisias]. Diese Buchstaben übersetzte ferner Ustāṯ für al-Kindī; und von ihm gibt es eine Nachricht hierüber. Ferner übersetzte Abū Bišr Mattā das Buch Lam mit dem Kommentar des Alexander […] ins Arabische. Ḥunain ibn Isḥāq übersetzte dieses Buch ins Syrische. Ferner kommentierte Themistios das Buch Lam, und Abū Bišr Mattā übersetzte es mit dem Kommentar des Themistios. Vorher hatte es Šamlī übersetzt. Isḥāq ibn Ḥunain übersetzte mehrere Bücher.
Die Fragen des Königs Kosrau an den Philosophen Priskian von Lydien
[1] Lösungen des Philosophen Priskian von demjenigen, worüber Chosrau, der König der Perser, fragte. Weil viele und unterschiedliche Sätze infrage stehen [...], ist es notwendig, auf ähnliche Weise einzeln abtrennend, den Fragen in geeigneter Weise Lösungen gegenüberzustellen und für sie [...], soweit es möglich ist, die exzerpierten Bücher der Alten heranzuziehen. [...]
[2] Erstens: Was ist die Natur der Seele, und gibt es in allen Körpern ein und dieselbe oder besteht ein Unterschied? [...] Man muss aber auch wissen, aus welcher Ursache die Unterschiedlichkeit einer Seele stammt. Wenn nämlich der Körper die Seele verwandelt und hierdurch jede Seele sich von der anderen unterscheidet, da scheint es so, dass der Körper die Seele beherrscht. Wenn aber die Seele den Körper verwandelt und die Unterschiedlichkeit der Form aus genau dieser Ursache stammt, da ist es offenbar klar, dass die Seele den Körper beherrscht. [...] Da dies vorliegt, muss man zuerst über die Seele Untersuchungen anstellen. [...]
[3] Das zweite Kapitel des Gefragten behandelt den Schlaf und seine Natur [...]: Was ist der Schlaf und von welcher Natur? Und was ist schlafen und was wach sein? [...] Aber auch dies ist zu bedenken: Warum gibt es in jeder Klimazone vier Veränderungen des Sonnenjahrs, Frühling, Sommer, Herbst und Winter? [...].
Begleitbrief König Manfred von Siziliens (reg. 1250-1266) zu einigen übersetzten Büchern
[1] Den allgemeinen Lehrern des Pariser Studiums, die auf den Quadrigen der philosophischen Disziplin sitzen, Manfred, von Gottes Gnaden etc.
[2] Obwohl uns die mühevolle Masse der Geschäfte häufig hinwegzieht, lassen wir nicht zu, dass irgendein bisschen Zeit, das wir der Beschäftigung mit den vertrauten Dingen entzogen haben, müßig abläuft. Vielmehr investieren wir es voll und ganz gerne in die unbezahlte Einübung des Lesens [...], zum Erwerb der Wissenschaft, ohne die das Leben der Menschen nicht geleitet wird. [...]
[3] Als wir also einige Bücher [...] aufschlugen [...], kamen uns einige unter die Augen, die [...] entweder ein Fehler dieses Werkes oder eines Menschen noch nicht in die Kenntnis der lateinischsprachigen Welt geführt hatte. Da wir nun wollten, dass die altehrwürdige Autorität solcher Werke bei nicht durch eine mündliche Übersetzung, ohne einen Vorteil für viele, wieder jung wird, haben wir sogleich angeordnet, dass sie durch ausgewählte und beider Sprachen mächtige Männer, unter treuer Bewahrung der Jungfräulichkeit der Worte, übersetzt werden. [...]
[4] Hier nun haben wir mit Überlegung vorgesehen, vor allem Euch, als den hochberühmten Zöglingen der Philosophie [...], einige Bücher vorzulegen, die das neugierige Studium und die treue Sprache der Übersetzter schon herrichten konnten.
In der Einleitung zu seiner Übersetzung des <i>Buchs vom Apfel</i> berichtet Manfred von Sizilien (gest. 1266) von dessen Nutzen und Geschichte
[1] Wir, Manfred, Sohn [...] des Kaisers Friedrich [II., gest. 1250] und allgemeiner Stellvertreter des Königs Konrad II. in Sizilien, unterlagen den Zufällen der menschlichen Schwäche, als die Beschwerde einer schweren Krankheit uns so sehr quälte, dass man keineswegs glaubte, wir könnten weiterleben. Aber da wir die theologisch-philosophischen Überlieferungen, welche uns am Kaiserhof [...] unseres Vaters eine Schar ehrwürdiger Lehrer gelehrt hatte, [...] fest im Geist trugen, waren wir über unser Hinscheiden nicht so sehr besorgt, wie es die Meinung jener [d.h. der Umstehenden] war. [...]
[2] Unter diesen [Überlieferungen] begegnete uns ein Buch des Aristoteles, der Ersten der Philosophen, von ihm am Ende seines Lebens herausgegeben, welches „Über den Apfel“ genannt wird. Darin beweist er, dass die Weisen […] über das Ende nicht besorgt sind, sondern mit Freude zum Preis der Vollkommenheit eilen. […]
[3] Dieses Buch war unter den Christen nicht aufzufinden, daher haben wir es auf Hebräisch gelesen, aus dem Arabischen übersetzt […]. Deshalb haben wir es, als die Gesundheit wiederhergestellt war, für die Bildung vieler aus der hebräischen Sprache in die lateinische übersetzt.