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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Natur

14 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Wilhelm von Conches : Dragmaticon philosophiae (Dragmaticon philosophiae ) I 7, 2f. p. 30

    Wilhelm von Conches (ca. 1080-1155) über die Definition der Natur
    „[1] Jedes Werk stammt entweder vom Schöpfer oder von der Natur oder von einem Künstler.
    [2] Das Werk des Schöpfers ist die Schöpfung der Elemente und Seelen aus dem Nichts, die Auferweckung der Toten, die Jungfrauengeburt und ähnliches. [...]
    [3] Wie Cicero sagt, ,ist es schwierig, die Natur zu definieren‘ [De inventione I 34], aber trotzdem ist die Natur, so wie dieser Begriff hier verstanden wird, eine gewisse Kraft, die Dingen innewohnt und an Ähnlichem Ähnliches bewirkt. Es ist also das Werk der Natur, dass Menschen von Menschen geboren werden und Esel von Eseln usw.
    [4] Das Werk eines Künstlers aber ist das, was von einem Menschen gegen die ntürlichen Mängel zusammengestellt wird, so wie Kleidung gegen die Kälte oder ein Haus gegen die Unausgewogenheit des Wetters.
  • Thierry von Chartres : Abhandlung über die Werke der sechs Tage (Tractatus de sex dierum operibus) § 16f.

    Thierry von Chartres über die vier Ursachen in der Natur
    [1] GOTT RUHTE AM SIEBTEN TAG (Genesis/1 Mose 2,2), das heißt er übte keine neue Weise der Schöpfung aus. [...] Wir behaupten, dass er alles, was er später schuf oder noch schafft, aus den Ursprungsursachen herstellte, die er im Zeitraum dieser sechs Tage den Elementen eingegeben hatte. [...]
    [2] Das Feuer ist gleichsam der Künstler und die Wirkursache, die zugrundeliegende Erde aber gleichsam die Materialursache. Aber die zwei Elemente, die in der Mitte sind, sind gleichsam ein Werkzeug und etwas Ausgleichendes [...] Denn sie mildern durch ihr Dazwischentreten sowohl die allzu große Leichtigkeit des Feuers als auch die unmäßige Schwere der Erde und verbinden sie. Diese Kräfte und weitere, die ich Ursprungsursachen nennen, gab Gott der Schöpfer von allem den Elementen ein und passte sie entsprechend an, damit aus diesen Kräften der Elemente die Ordnung und Mischung der Zeiten hervorgeht und die körperlichen Geschöpfe durch diese Kräfte zu den passenden Zeiten, die aufeinander folgen, hervorgebracht werden.
  • Albertus Magnus: Physik (Albertus Magnus) (Physica) II 1 3 [XIV 1 p. 79f.]

    Albertus Magnus‘ aristotelische Definition der Natur
    Weil das Natürliche sich vom Künstlichen und Gewaltsamen dadurch unterscheidet, dass das Prinzip für ihre Bewegung in ihm ist, und vom Beseelten dadurch, dass die Natur das nächste Prinzip für die Bewegung ist, und weil es sich vom Akzidentellen dadurch unterscheidet, dass die Natur ein Bewegungsprinzip an sich und kein akzidentelles ist, [...] möchten wir sagen: ,Die Natur ist für etwas, in dem sie primär an sich und nicht akzidentell ist, das Prinzip und die Ursache der Bewegung und Ruhe‘.
  • Albertus Magnus: Physik (Albertus Magnus) (Physica) II 1 3 [XIV 1 p. 79f.]

    Albertus Magnus über das Verhältnis von Natur, Seele und Bewegung
    [1] Weil aber jede Bewegung von einem Gegenteil in ein Gegenteil erfolgt und weil etwas, das sich von einem Gegenteil in ein Gegenteil bewegt, notwendigerweise irgendwann ruht, daher kann die Natur nicht die Ursache für eine unendliche Bewegung sein. [...] Deswegen ist die Natur die Ursache und das Prinzip für das Bewegen und Ruhen. [...]
    [2] Nun bewegt auch die Seele, aber nicht als nächste [Ursache]. Denn wenngleich die Pflanzenseele auf [nur] eine Weise und gleichsam notwendig bewegt, so bewegt sie doch nicht als nächste [Ursache], sondern vermittelt durch erste Qualitäten.
    [3] Die Natur aber ist das erste [...] Bewegende, das heißt das Nächste von Seiten des Bewegbaren, obwohl sie nicht immer das erste in der Weise ist, dass es vor ihr kein anderes Bewegendes gäbe. Denn das Bewegende, vor dem es kein anderes gibt, ist nicht die Natur [...], sondern eine Intelligenz höherer und erster Ordnung oder die erste Ursache.
  • Albertus Magnus: Physik (Albertus Magnus) (Physica) III

    Albertus Magnus über den Unterschied von Seele und Natur
    Die Philosophen, die über die Natur der Seele disputieren, sehen den Unterschied zwischen der Seele und der Natur darin, dass die Natur an sich nur auf eines hin ausgerichtet ist, indes die Seele an sich Mehreres zu wirken und auch Gegensätzliches sowie Widersprüchliches zu wählen fähig ist.
  • Duns Scotus, Johannes: Probleme betreffend das Buch der Metaphysik (Quaestiones super librum Metaphysicorum) IX 15, nr. 21-24

    Johannes Duns Scotus erklärt den Unterschied von Natur und Freiheit als nicht hintergehbar
    Die grundlegendste Unterscheidung zwischen aktiven Vermögen betrifft verschiedene Weisen, wie sie ihre Tätigkeit ausüben. [...]„Entweder ist ein Vermögen aus sich heraus auf ein Handeln festgelegt, so dass es, hinsichtlich des ,aus sich heraus‘, nicht nicht handeln kann [...]. Oder es ist nicht aus sich heraus festgelegt, sondern es kann einen bestimmten Akt hervorbringen oder den entgegengesetzten, ebenso auch entweder handeln oder nicht handeln. Das erste Vermögen wird allgemein ,Natur‘ genannt, das zweite wird ,Wille‘ genannt. [...] Wenn [...] eine Ursache für diesen Unterschied gesucht wird, [...], kann gesagt werden, dass es hierfür keine Ursache gibt. Man kann keine Ursache dafür angeben warum [eine Ursache] ihre Tätigkeit auf diese Weise ausübt, außer dass sie eine Ursache von dieser Art ist.
  • Epikur: Brief an Herodotos (Epistula ad Herodotum) 75f. = LS 19A

    Der natürliche Ursprung von Sprache nach Epikur
    Ferner müssen wir annehmen, dass sogar die Natur von den Tatsachen selbst in vielfacher und vielerlei Hinsicht belehrt und gezwungen worden ist und dass ihre Lektionen dann später vom Verstand genauer ausgearbeitet und mit neuen Entdeckungen erweitert worden sind, bei den einen schneller, bei den anderen langsamer. [...] Daher sind auch die Bezeichnungen ursprünglich nicht durch Einsetzung entstanden. Sondern in jedem Erfolg erfuhren die Naturen der Menschen eigene Empfindungen und nahmen eigene Vorstellungen auf und sandten daher auf jeweils eigene Weise den von den einzelnen Empfindungen und Vorstellungen verursachten Luftstrom aus, so wie die Völker sich eben von Ort zu Ort unterscheiden.
  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Gegen Eutyches und Nestorius (Contra Eutychen et Nestorium ) 3, p. 214, 168-173

    Boethius (480-524) definiert den Begriff ,Person‘
    Wenn es daher eine Person nur unter den Substanzen gibt, und zwar unter den vernunftbegabten, und wenn jede Substanz eine Natur ist und wenn sie nicht in Allgemeinem, sondern in Einzelnem besteht, so ist die Definition von Person gefunden: ,eine einzelne Substanz der rationalen Natur‘. Mit dieser Definition haben wir aber diejenige bezeichnet, die die Griechen Hypostase nennen.
  • Abaelard, Peter: Römerbriefkommentar II, p. 207f.

    Peter Abaelard über die natürliche Gesetzgebung der Vernunft
    Paulus (Römer 7) sagt nicht einfach ,nicht ich tue das‘, sondern er sagt ,nicht ich, sondern die Sünde‘, was besagen will: Ich werde dazu nicht aus der Natur, sondern aus einem Laster der Natur, das sie schon beherrscht gezogen, aber aus der Natur, durch die ich von Gott vernünftig geschaffen bin, widerstrebe ich der Begierde. [...] Dieses ,Gesetz‘ der Begierde nenne ich ,widerstrebend‘, d.h. entgegengesetzt zu, dem natürlichen ,Gesetz meines Geistes‘, d.h. der Vernunft, die mich gleichsam wie ein Gesetz regieren muss.
  • Tertullian (Quintus Septimius Florens Tertullianus: Gegen Markion (Contra Marcionem ) II 6, 4f.

    Tertullians Antwort: Die libertas arbitrii als Bedingung der Güte des Menschen
    Von Natur aus gut ist allein Gott. Denn wer das, was er ist, anfanglos besitzt, hat dies nicht durch ein Einrichten, sondern von Natur aus. [...] Damit also der Mensch sein eigenes Gut besitze, als ein für ihn von Gott freigegebenes, und eine Eigenschaft bzw. in gewissem Sinne eine Natur des Guten entstehe, wurde ihm durch Einrichtung [...] die Freiheit und Macht der Entscheidung zugeschrieben, die bewirkte, dass vom Menschen aus eigenem Antrieb schon ein gleichsam eigentümliches Gut bereitgestellt wurde, weil dies der Gehalt der Güte erforderte, die freiwillig ausgeübt werden musste, nämlich aus der Freiheit der Entscheidung heraus.
  • Alexander von Aphrodisias: Über das Schicksal (De fato) 2, p. 169, l. 13-170, l. 14

    Nach dem Peripatetiker Alexander von Aphrodisias (um 200) sind neben dem Schicksal auch die Wahl und die Natur Ursachen die das Weltgeschehen mit bestimmen
    [1] Und worüber die Vorzugswahl bestimmt (das ist das, was gemäß Tugend und Schlechtigkeit getan wird), auch dies scheint von uns abhängig zu sein. Wenn dies aber von uns abhängig ist, über dessen Getan-Werden und Nicht-Getan-Werden wir anscheinend bestimmen [...], bleibt zu sagen übrig, dass das Schicksal in dem von Natur aus Geschehenden ist, so als ob das Schicksal und die Natur dasselbe wären. [...]
    [2] Deswegen nennen sie auch die ersten der für das Geschehen der Natur gemäß verantwortlichen Ursachen [...] Ursachen des Schicksals. Denn das Prinzip für jedes Geschehen ist ein irgendwie geartetes Verhalten des Göttlichen zum Hiesigen gemäß der Bewegung. [...]
    [3] Aber das gemäß der Natur Geschehende geschieht nicht aus Notwendigkeit, sondern das Entstehen des so Geschehenden wird manchmal [...] verhindert. [...] Deswegen wird jemand auch zu Recht sagen, die eigene Natur eines jeden sei der Ursprung und die Ursache für die Ordnung des gemäß der Natur in ihm Geschehenden. [...] Wir sehen nämlich, dass der Körper, weil seine Natur so oder so ist, sich in Krankheiten und Bedrängnissen der natürlichen Zusammensetzung folgende verhält, aber nicht aus Notwendigkeit.
  • Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) II 1, 192b 8-19. 33-193a 1

    Aristoteles definiert den Begriff „Natur“
    Von dem Seienden ist das von Natur aus, das andere aus anderen Ursachen, und zwar von Natur aus die Tiere und ihre Teile, die Pflanzen und die einfachen Körper, wie z.B. Erde, Feuer, Wasser und Luft [...], all dies aber scheint verschieden vom nicht von Natur aus Bestehenden zu sein. Denn jedes von diesem besitzt in sich ein Prinzip der Bewegung und Ruhe, das eine in Bezug auf den Ort, das andere in Bezug auf Wachstum und Verminderung, wieder anderes in Bezug auf Veränderung. Und jede beliebige andere Gattung, insofern jede Kategorie auf sie zutrifft und insoweit sie hergestellt ist, besitzt keinen innewohnenden Drang zur Veränderung. [...] Und all dieses [Natürliche] ist Substanz. Denn es ist etwas Zugrundeliegendes, und die Natur ist immer in etwas Zugrundeliegendem. „Naturgemäß“ ist aber dieses und alles, was diesem an sich zukommt, wie z.B. dem Feuer, sich nach oben zu bewegen; denn dieses ist keine Natur, noch hat es Natur, sondern es ist von Natur aus bzw. naturgemäß.
  • Albertus Magnus: Kommentar zu Pseudo-Dionysios, Über die göttlichen Namen (Super Dionysium, De divinis nominibus) cap. 4

    Albertus Magnus über natura naturans und natura naturata
    Hieraus scheint entnommen werden zu können, dass ,die universale Natur‘, aus der alle ,natürlichen Gehalte‘ stammen, wie im Text [des Pseudo-Dionyios] gesagt wird, eine göttliche Kunst sei und die gesamte Natur die Gesamtheit der Kreaturen, und dass die Einzelnatur die Natur eines jeden [Einzeldings] ist.
    (1) Aber das scheint falsch zu sein. Denn wozu die Definition der Natur nicht passt, das kann nicht Natur genannt werden. Aber die Definition der Natur, die vom Philosophen [Aristoteles] angegeben wird, nämlich dass sie ,das Prinzip der Bewegung und Ruhe in dem ist, in dem sie an sich ist und nicht akzidentell‘, passt nicht zur göttlichen Kunst, die keiner Sache innewohnend ist und nicht an sich ein Prinzip der Bewegung und der Ruhe. Also kann sie nicht Natur genannt werden [...]
    Lösung: [...] Averroes nennt die göttliche Kunst universale Natur anscheinend [...] gemäß der Meinung derer, die eine zweifache Natur unterscheiden, nämlich eine ,wirkende Natur‘ (natura naturans) und eine ,bewirkte Natur‘ (natura naturata), wobei sie die wirkende Natur Gott nennen. Dass Gott die Natur genannt wird, wird aber wird weder bei einem Philosophen noch bei einem Heiligen gefunden. [...]
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit S. 419

    Der deutsche Idealist Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854), von 1798-1803 Professor an der Universität Jena, formuliert die Problematik, vor deren Hintergrund er arbeitet, anhand des Gegensatzes, der sich aus dem Vergleich von Spinoza und Kant ergibt
    Der spinozische Grundbegriff, durch das Prinzip des Idealismus vergeistigt [...], erhielt [...] eine lebendige Basis, woraus Naturphilosophie erwuchs, die [...] in Bezug auf das Ganze der Philosophie aber jederzeit nur als der eine Teil derselben [...] betrachtet wurde. [...] In [...] der Freiheit[,] wurde behauptet, finde sich der letzte potenzierende Akt, wodurch sich die ganze Natur in Empfindung, in Intelligenz, endlich in Willen verkläre.