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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Gottesbeweis

16 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Anselm von Canterbury: Proslogion (Proslogion) II

    Anselm von Canterburys ontologischer Gottesbeweis
    Der Tor sprach in seinem Herzen: Es gibt Gott nicht‘ (Psalm 13, 1). [...] Auch der Tor ist davon überzeugt, dass es im Denken etwas gibt, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann. Denn, wenn er dies hört, denkt er es, und was er denkt, ist im Denken. Nun kann das, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann, nicht nur im Denken existieren. Denn wenn es nur im Denken ist, dann kann erdacht werden, es sei zusätzlich in der Wirklichkeit, was größer ist. Wenn also das, im Vergleich zudem nichts Größeres erdacht werden kann, nur im Denken existiert, so ist das, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann‘, etwas, im Vergleich wozu sehr wohl etwas Größeres erdacht werden kann. Aber das kann gewiss nicht sein. Also existiert ohne Zweifel etwas, im Vergleich zu dem nichts Größeres gedacht werden kann, sowohl im Denken als auch in der Wirklichkeit.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) III 8

    Peter Abaelards wahrscheinliches Argument für Gottes Existenz
    Es steht fest, dass das, das von sich selbst her ist, von Natur aus würdiger ist als das, was von einem anderen her ist. Und es besteht keine Diskussion darüber, dass alles, was zu Vernunft und Verständnis fähig ist, über alle anderen hervorragt. [...] Es steht aber fest, dass der Mensch, obwohl er vernünftig ist, keineswegs zur eigenen Leitung fähig ist, da er nicht vermag, sich selbst im Meer dieses Lebens so zu leiten, wie er will. Noch viel weniger ist es also angemessen, dass das eigener Leitung anvertraut ist, was mit Sicherheit keine Vernunft hat, mit der es sich leiten könnte. Das aber ist die Welt [...]. Und ich denke, dass durch diese oder ähnliche Vernunftgründe deutlich ist, dass alles, was in der Welt ist, einen Schöpfer oder Leiter hat. Den nennen wir Gott.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin (1225-1274) über die fünf Wege, Gott zu beweisen (der zweite Weg)<br /> Thomas von Aquins zweiter Weg (um 1265) beweist Gott aus der Endlichkeit der Wirkursachen (Gott und die Welt)
    [1] Dass es Gott gibt, kann auf fünf Wegen bewiesen werden. [...]
    [2] Der zweite Weg ergibt sich aus dem Konzept der Wirkursache. Denn wir finden, dass es in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen eine Ordnung von Wirkursachen gibt. Aber wird nicht gefunden und ist auch nicht möglich, dass etwas die Wirkursache seiner selbst ist. Denn das wäre es früher als es selbst, und das ist unmöglich. [...] Wenn es nichts Erstes bei den Wirkursachen gibt, wird es auch nichts letztes und nichts Mittleres geben. Aber wenn in den Wirkursachen ins Unendliche gegangen wird, wird es keine erste Wirkursache geben. Und so wird es keine letzte Wirkung geben, mittlere Wirkursachen. Was offensichtlich falsch ist. [...].
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin über den dritten Weg des Gottesbeweises
    Der dritte Weg wird aus dem Möglichen und Notwendigen genommen und funktioniert folgendermaßen: Wir finden nämlich in den Dingen einige, die möglich sind, d.h. sein und nicht sein können [...]. Was nicht sein kann, ist zu manchmal nicht. [...] Was nicht ist, beginnt nicht zu sein, es sei denn durch irgendetwas, das ist. [...] Also ist es notwendig etwas anzunehmen, dass in sich notwendig ist, ohne dass es eine Ursache für die Notwendigkeit woanders her hat. [...] Das nennen alle ,Gott‘.
  • Sextos Empirikos: Pyrrhonische Hypotyposen (Pyrrhoneae Hypotyposes) III 9-11, Auszüge

    Eine pyrrhoneische Argumentation zur Existenz Gottes (Antike Philosophie I)<br /> Eine Argumentation zur Existenz Gottes, zeigt wie die pyrrhoneischen Skeptiker einzelne Streitfragen behandeln (können) (Antike Philosophie II)
    [1] Wer sagt, es gebe Gott, der meint entweder, a) er übe eine Vorsehung über das im Kosmos Vorhandene aus oder b) er übe keine Vorsehung aus,
    [2] und wenn a) eine Vorsehung ausübe, dann a1) über alles oder a2) über einiges.
    [Gegen a] Aber wenn er über alles eine Vorsehung ausüben würde, dann gäbe es gewiss weder etwas Schlechtes noch Schlechtigkeit im Kosmos. [...] Wenn er aber über einiges Vorsehung ausübt, warum übt er sie dann über einiges aus, über anderes nicht? [...]
    [Gegen b] Wenn er aber über nichts eine Vorsehung besitzt und es weder ein Werk noch eine Wirkung von ihm gibt, wird niemand sagen können, wie er darauf kommt, dass es Gott gibt.
  • Johannes Philoponos : Die Schöpfung der Welt (De opificio mundi) 28, 21-29, 3

    Johannes Philoponos nimmt eine Selbstbewegungskraft von Körpern an (Impetus-Theorie)
    Konnte Gott denn nicht dem Mond, der Sonne und den übrigen Sternen, als er sie schuf, eine Bewegungskraft eingeben, wie den schweren und leichten Körpern ihre Bewegungstendenzen und allen Lebewesen die Bewegungen von der ihnen innewohnenden Seele?
  • Barḥaḏbǝšabbā von Ḥalwān : Ursache der Gründung von Schulen (Causa fundationis scholarum) p. 334, l. 7-15

    Barḥaḏbǝšabbā von Ḥalwān beweist Gott aus der Notwendigkeit einer ewigen Ursache heraus
    Denn auch wenn dieses Wort ‚es ist‘ (īṯāw) für die Gesamtheit (gāwā) und für das Spezifische (īḥīdāyā) gleich ist, so ist es doch in eigentlicher Weise für Gott allein treffend und passend. Denn alles was ,ist‘, ist entweder geworden (hāwyā = γενητόν) oder nicht geworden (lā hāwyā = ἀγένητον). Und so wie bei dem, was geworden ist, das was war, früher ist, als das, was ,ist‘ – indem es die Ursache von diesem ist –, ebenso ist auch bei dem, was ,ist‘, ohne geworden zu sein, das ewige Sein (īṯyā mettōmāyā) früher als das, was ,ist‘ – indem es die Ursache von dem ist, was ist. Denn wenn es kein ewiges Sein ist und es doch ,ist‘, dann ist es geworden. Wenn dies wahr ist, dann hat es einen Ursprung und empfängt von etwas anderem das Gewordensein, und es hat mit allem, was geworden ist, diese beiden (Aspekte) gemein, zum einen den, dass es geworden ist, und zum anderen den, dass ,es ist‘. Wenn es absurd ist, dies für den jenseitigen Bereich zu denken, folgt daraus, dass er (= Gott) ,ist‘, weil er Sein ist, während die Schöpfung ,ist‘, weil sie geworden ist und einen Ursprung hat.
  • Yūsuf al-Baṣīr : Das Buch der Unterscheidung I 8, § 1. 3b

    Elemente eines muʿtazilitischen Gottesbeweises
    [1] „Über das Bestehen des Neu-Machers. Der Beweis hierfür beruht auf vier Grundsätzen, wovon einer lautet: Es gibt Neu-Entstandenes. Der zweite von ihnen lautet: Dies benötigt uns für seine Neu-Entstehung. Der dritte von ihnen lautet: Die Ursache dafür, dass es uns benötigt, ist sein Sein als Neu-Entstandenes. Der vierte von ihnen lautet: Der Körper hat mit diesen das Neu-Entstandensein gemeinsam, folglich muss er mit ihnen auch das Benötigen eines Herstellers gemeinsam haben. [...]
    [2] Der Unterschied zwischen unserem Aufstehen und der Größe unseres Körpers ist zwingend bekannt. Denn wenn wir nicht aufstehen wollen, dann bleibt das Sitzen bestehen, vorbehaltlich normaler Bedingungen. Anders hingegen bei etwas, das wir zwingend vorfinden, wie etwa die Farbe oder die Körpergröße.
  • Al-Ġazālī : Die Inkohärenz der Philosophen IV § 15-20, S. 81f.

    Avicennas Gottesbeweis aus der Notwendigkeit und al-Ġazālīs Kritik daran
    a) Wenn gesagt wird:
    ,Der entscheidende Beweis (al-burhān al-qātiʿ) für die Unmöglichkeit von Ursachen bis in die Unendlichkeit besteht in der Aussage: ,Jede einzelne der individuellen Ursachen ist in sich entweder möglich oder notwendig. Aber wenn sie notwendig sind, dann brauchen sie keine Ursache. Aber wenn sie möglich sind, dann ist das Ganze (al-kull) durch Möglichkeit charakterisiert. Und jedes Mögliche braucht eine Ursache außerhalb seiner selbst. Also braucht das All eine Ursache außerhalb seiner selbst,‘
    dann sagen wir:
    ,Die Ausdrücke ,möglich‘ und ,notwendig‘ sind unklare Ausdrücke, es sei denn, man versteht unter ,notwendig‘ ,das, dessen Existenz keine Ursache hat‘ und unter ,möglich‘ ,das, dessen Existenz eine Ursache hat‘. Wenn sie aber so verstanden werden, dann kehren wir zu dieser Aussage zurück, so dass wir sagen: Jedes Einzelne ist möglich in dem Sinn, dass es eine Ursache zusätzlich zu sich selbst hat; doch das All ist nicht möglich, und zwar in dem Sinn, dass es keine Ursache zusätzlich zu sich selbst hat, die außerhalb von ihm wäre [folglich ist es notwendig]. Aber wenn ich mit ,möglich‘ etwas anderes meine, als wir darunter gemeint haben, so ist dies unverständlich´.
    b) Wenn dann gesagt wird:
    ,Aber das würde dazu führen, dass das notwendig Existierende (wāǧib al-wuǧūd) die möglich existierenden Dinge für seinen Bestand voraussetzte, und das ist unmöglich‘,
    dann sagen wir:
    ,Wenn ihr mit ,notwendig‘ und ,möglich‘ das meint, was wir genannt haben, ist das genau das Ergebnis. Aber wir geben nicht zu, dass es unmöglich ist. [...] Man kann über jedes Einzelne sagen, dass es eine Ursache hat und doch der Gesamtheit keine Ursache zusprechen. Denn nicht alles, was für die Individuen richtig ist, ist zwingend auch für die Gesamtheit richtig‘.
  • Moses Maimonides: Wegweiser für die Verwirrten (Dux neutrorum sive perplexorum) II 16 [lat. 17] § 212. 214f.

    Die wissenschaftstheoretische Situation des religiösen Menschen, wie sie aus dem Scheitern der Gottesbeweise der Mutakallimūn resultiert, und Maimonides‘ Lösungsansatz
    [1] Die Situation von etwas, worüber es keinen Beweis gibt,
    [Textvariante a)] bleibt bloß dadurch, dass es ein Problem ist, dass hierüber einer der beiden widersprüchlichen Standpunkte vorrangig angenommen wird.
    [Textvariante b)] bleibt bloß wegen seiner Situation als Problem offen, oder es wird hierüber einer der beiden widersprüchlichen Standpunkte vorrangig angenommen.
    [2] Und wenn [...] diese Frage, d.h. die nach der Ewigkeit der oder ihrer Neuentstehung, offen bleibt, dann wird für mich von seiten der Prophetie, welche Dinge klärt, die nicht innerhalb der Möglichkeit der Theorie liegen, der Zugang zu ihr angenommen, so wie wir zeigen wollen, dass die Prophetie nicht abzulehnen ist, und zwar gegebenenfalls selbst nicht nach der Meinung derer, die von der Ewigkeit der Welt überzeugt sind.
    [3] Und nachdem ich die Möglichkeit unserer Behauptung klargemacht habe, gehe ich nun, ebenfalls mittels eines theoretischen Arguments, zu ihrer Überlegenheit über die Gegenposition über.
  • Moses Maimonides: Wegweiser für die Verwirrten (Dux neutrorum sive perplexorum) I 71 § 65. 68-70

    Maimonides über die Notwendigkeit und Durchführung eines philosophischen Gottesbeweises
    [1] Der richtige Ansatz ist nach meiner Ansicht – und dies ist die Methode des apodeiktischen Beweises, über den es keine Unsicherheit gibt –, dass die Existenz Gottes, seine Einheit und seine Freiheit von Körperlichkeit mit den Methoden der Philosophen nachgewiesen wird, [...] ohne die Entscheidung der Frage zu betrachten, ob die Welt ewig oder neu gemacht ist. [...]
    [2] Ich sage nun: Die Welt ist entweder ewig oder neu entstanden. Wenn sie neu entstanden ist, so hat sie ohne Zweifel einen Schöpfer (muḥdiṯ); und dies ist das erste Gedachte, dass das Neue sich nicht selbst neu entstehen lässt, sondern dass sein Neu-Macher verschieden ist von ihm. Und der Neu-Macher der Welt ist Gott. Und wenn die Welt ewig ist, dann folgt notwendig aus der einen oder anderen Argumentation, dass es dann ein Existierendes gibt, das von allen Körpern der Welt verschieden ist: Es ist kein Körper und keine Kraft in einem Körper, es ist eines, immerwährend und ewig, es hat keine Ursache und eine Veränderung an ihm ist unmöglich. Und dies ist Gott.
  • Moses Maimonides: Wegweiser für die Verwirrten (Dux neutrorum sive perplexorum) III 51, p. 714, 11-715, 5. 11f.; 716, 3-5

    Maimonides erklärt am Ende seines Werkes mit einem Gleichnis, in welchen Stufen man Gott nahe oder von ihm entfernt sein kann und betont den Vorzug des Beweiswissens
    a) [1] Der Sultan ist in seinem Schloss, und zum untertänigen Volk im Ganzen gehören Menschen innerhalb der Stadt und außerhalb der Stadt; und zu denen, die in der Stadt sind, gehören solche, die sich vom Sultan abgewandt und ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Weg gerichtet haben; sowie solche, die das Haus des Sultans anstreben und sich ihm zuwenden; [...] aber bis jetzt haben sie die Mauer des Hauses noch nicht erblickt; und zu denen, die es anstreben, gehören solche, die zum Haus gelangt sind, aber sie gehen rings um es herum, um die Tür zu suchen; [...] und auch dadurch, dass jemand ins Innere des Hauses gelangt, sieht er den König nicht oder spricht mit ihm, sondern nachdem er ins Innere des Hauses gelangt ist, ist für ihn weiteres Bemühen erforderlich, das er leisten muss, und dann ist er unmittelbar beim Sultan zugegen, [...] hört entweder die Worte des Sultans oder spricht mit ihm [...].
    b) Die Erklärung des Gleichnisses: [2] Was die betrifft, die außerhalb der Stadt sind, so sind sie all die menschlichen Personen, die nicht einer Richtung anhängen; [...] und was die betrifft, die in der Stadt sind, sich aber vom Haus des Sultans abgewandt haben, so sind sie Leute mit Meinungen und theoretischen Ansichten, denen jedoch unrichtige Meinungen zu eigen sind; [...] und was die betrifft, die das Haus des Sultans und den Eingang hierzu anstreben, das Haus des Sultans aber nicht erblickt haben, so sind sie die Masse der Leute des [jüdischen] Gesetzes; [...] uns was den betrifft, dem ein Beweis für alles zu eigen ist, was dem Beweis zugänglich ist, und der Gewissheit über die alle göttlichen Dinge erworben hat, über die der Erwerb von Gewissheit möglich ist, und wer der Gewissheit über das nahe ist, worüber nichts anderes als Annäherung an die Gewissheit möglich ist, der ist zusammen mit dem Sultan ins Innere des Hauses gelangt.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 2, 3

    Thomas von Aquin (um 1265) beweist Gott aus dem Gegensatz von Kontingenz und Notwendigkeit
    Wir finden nämlich in den Dingen einige, die möglich sind, d.h. sein und nicht sein können [...]. Was nicht sein kann, ist zu manchmal nicht. [...] Was nicht ist, beginnt nicht zu sein, es sei denn durch irgendetwas, das ist. [...] Also ist es notwendig etwas anzunehmen, dass in sich notwendig ist, ohne dass es eine Ursache für die Notwendigkeit woanders her hat. [...] Das nennen alle ,Gott‘.
  • Leibniz, Gottfried Wilhelm : Prinzipien der Natur und der Gnade § 7f. [Philosoph. Schriften 6, S. 602]

    G.W. Leibniz (nach 1700)
    Die erste Frage, die man zu Recht stellt, lautet: Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? Denn das Nichts ist einfacher und leichter als etwas. […] Aber dieser hinreichende Grund für die Existenz des Universums kann sich nicht in der Reihe der kontingenten Ursachen finden […], und er findet sich in einer Substanz, die die die Ursache dafür ist, bzw. die ein notwendiges Seiendes ist, das den Grund für seine Existenz in sich trägt; […] und dieser letzte Grund der Dinge wird Gott genannt.
  • Descartes, René: Meditationen über die Erste Philosophie (Meditationes de prima philosophia ) 5

    René Descartes (1641)
    Daraus […], dass ich Gott nicht anders als existierend denken kann, folgt, dass die Existenz von Gott untrennbar ist, dass also Gott wirklich existiert. […] Die Notwendigkeit der Sache, nämlich der Existenz Gottes, zwingt mich so zu denken.
  • Descartes, René: Meditationen über die Erste Philosophie (Meditationes de prima philosophia ) III 22. 24

    Descartes‘ erster Gottesbeweis aus dem Gedanken, dass die Idee Gottes zu groß ist, um aus seinem Verstand zu stammen
    Daher bleibt allein die Idee Gottes übrig, bei der untersucht werden muss, ob sie etwas ist, das aus mir selbst nicht hervorgehen konnte. Als Gott bezeichne ich eine unendliche, unabhängige, allweise, allmächtige Substanz, von der sowohl ich selbst als auch alles andere – wenn es irgendetwas anderes gibt, was es gibt – geschaffen worden ist. All dies ist nun so beschaffen, dass es, je sorgfältiger ich es ins Auge fasse, umso weniger aus mir selbst hervorgegangen denken kann. So ist aus dem oben Gesagten zu schließen, dass Gott notwendig existiert. [...] Auch darf ich nicht etwa glauben, ich erfasste das Unendliche nicht durch eine wahre Idee, sondern nur durch Negation des Endlichen, ähnlich wie ich die Ruhe und die Finsternis durch Negation der Bewegung und des Lichtes erfasse; denn ich erkenne im Gegenteil ganz klar, dass die unendliche Substanz mehr Realität enthält als die endliche und dass folglich in gewissem Sinne die Idee des Unendlichen der des Endlichen, d.h. die Gottes der des Ich vorausgeht.