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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Glauben

18 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) I 1-2 p. 318, 1-6

    Peter Abaelard (1079-1142) über den Glauben:
    Drei Dinge sind es, worin, wie ich meine, die Summe des menschlichen Heils besteht, nämlich Glaube, Liebe (caritas) und Sakramente. [...] „Glaube“ ist eine Einschätzung über „nicht erscheinende Dinge“ (Hebr 11, 1), das heißt über solche, die den körperlichen Sinnen nicht unterliegen [...].
  • Bernhard von Clairvaux: Brief (Epistula) 190

    Bernhard von Clairvaux’ (ca. 1090-1153) Kritik an Abaelards Glaubensbegriff:
    Abaelard bezeichnet ganz am Beginn seiner „Theologie“ – oder eher „Dummheits-Logie“ (stultilogia) – den Glauben als eine Meinung. So kann es darin gewissermaßen jedem freistehen zu denken und zu sagen, was ihm beliebt [...]. Aber fern sei es, dass in unserem Glauben [...] irgendetwas aufgrund einer zweifelhaften Meinung auf unsicheren Füßen steht, dass sich nicht vielmehr jeder Glaubensinhalt auf sichere und feste Wahrheit stützt [...]. Diese Ansichten mögen bei den Akademikern [d.h. den skeptischen Philosophen] bleiben, deren Eigenheit es ist, an allem zu zweifeln und nichts zu wissen.
  • Abaelard, Peter: Leidensgeschichte (Historia calamitatum) p. 63-65

    Peter Abaelard (1079-1142) über seinen Weg zur Philosophie:
    [1] Da mein Vater mich, den Erstgeborenen, besonders ins Herz geschlossen hatte, achtete er sehr sorgfältig auf meine Erziehung. Je schneller und leichter ich im Studium der Schriften vorankam, desto größer wurde meine Begeisterung für sie. Diese Liebe ging so weit, dass ich auf den Glanz ritterlichen Ruhmes samt meinem Erbe und den Vorrechten der Erstgeburt zugunsten meiner Brüder verzichtete und vom Gefolge des Mars ganz Abschied nahm, um im Schoß der Minerva aufgezogen zu werden.
    [2] Da ich die Bewaffnung mit dialektischen Argumenten allen Zeugnissen der Philosophie vorzog, vertauschte ich die anderen Waffen mit diesen und zog die Konflikte des Streitgesprächs allen allen Kriegstrophäen vor. Also wurde ich, indem ich disputierend durch verschiedene Provinzen zog – überall hin, wo ich von einer Blüte dieser Technik gehört hatte –, zu einem Nachahmer der Peripatetiker.
    [3] Schließlich kam ich nach Paris, wo diese Disziplin schon länger einen großen Aufschwung genommen hatte, zu Wilhelm von Champeaux, meinem Lehrer, der damals in diesem Fach an Können und Ansehen herausragte. Ich blieb einige Zeit bei ihm und war ihm zunächst willkommen. Später wurde ich ihm außerordentlich lästig, da ich manche seiner Ansichten zu widerlegen versuchte, immer wieder argumentative Angriffe gegen ihn führte und manchmal im Streitgespräch überlegen erschien. [...]
    [4] Hier nahm die Serie meiner Schicksalsschläge, die bis heute andauert ihren Anfang. Je mehr sich mein Ruhm ausbreitete, desto stärker loderte der Neid anderer.
  • Manfred (König von Sizilien): Begleitbrief (Epistula) Revue d. sc. philosoph. et théologiques 66, 1982

    Begleitbrief König Manfred von Siziliens (reg. 1250-1266) zu einigen übersetzten Büchern:
    [1] Den allgemeinen Lehrern des Pariser Studiums, die auf den Quadrigen der philosophischen Disziplin sitzen, Manfred, von Gottes Gnaden etc.
    [2] Obwohl uns die mühevolle Masse der Geschäfte häufig hinwegzieht, lassen wir nicht zu, dass irgendein bisschen Zeit, das wir der Beschäftigung mit den vertrauten Dingen entzogen haben, müßig abläuft. Vielmehr investieren wir es voll und ganz gerne in die unbezahlte Einübung des Lesens [...], zum Erwerb der Wissenschaft, ohne die das Leben der Menschen nicht geleitet wird. [...]
    [3] Als wir also einige Bücher [...] aufschlugen [...], kamen uns einige unter die Augen, die [...] entweder ein Fehler dieses Werkes oder eines Menschen noch nicht in die Kenntnis der lateinischsprachigen Welt geführt hatte. Da wir nun wollten, dass die altehrwürdige Autorität solcher Werke bei nicht durch eine mündliche Übersetzung, ohne einen Vorteil für viele, wieder jung wird, haben wir sogleich angeordnet, dass sie durch ausgewählte und beider Sprachen mächtige Männer, unter treuer Bewahrung der Jungfräulichkeit der Worte, übersetzt werden. [...]
    [4] Hier nun haben wir mit Überlegung vorgesehen, vor allem Euch, als den hochberühmten Zöglingen der Philosophie [...], einige Bücher vorzulegen, die das neugierige Studium und die treue Sprache der Übersetzter schon herrichten konnten.
  • Albertus Magnus: Physik (Albertus Magnus) (Physica) I 1

    Albertus Magnus über sein Projekt, die aristotelische Wissenschaft den Lateinern bekannt zu machen:
    [1] Unsere Intention in der Naturwissenschaft ist es, nach unserer Fähigkeit den Brüdern aus unserem Orden Genüge zu tun, die von uns schon seit vielen Jahren fordern, dass wir für sie ein Buch über die Physik zusammenstellen, in dem sie die Naturwissenschaft vollständig besitzen und durch das sie die Bücher des Aristoteles kompetent verstehen können. [...]
    [2] Unsere Vorgehensweise in diesem Werk wird aber darin bestehen, Aristoteles’ Anordnung und Meinung zu folgen und zu ihrer Erklärung und ihrem Beweis das zu sagen, was uns notwendig scheint, aber so, dass sein Text nicht erwähnt wird. Und außerdem werden wir Exkurse anstellen, die auftretende Probleme benennen und ergänzen. [...]
    [3] Weil es aber drei wesentliche Teile der realen Philosophie gibt – ich meine derjenigen, die nicht durch unsere Tätigkeit in unseren Werken in uns verursacht wird, so wie die Moralwissenschaft – [...], nämlich Naturphilosophie oder Physik, Metaphysik und Mathematik, ist es unsere Absicht, alle drei Teile, den Lateinern verständlich zu machen.
  • Alberich von Reims: Die Philosophie (Philosophia) S. 29. 32f. [Revue des sciences philosophiques et théologiques 68, 1984]

    Der ,Averroist’ Alberich von Reims (um 1250) über die Vorzüge der Philosophie
    [1] Drei sind es, wie Empedokles sagt, in erster Linie unter der gesamten Vielfalt der Dinge, die das großartigste Geschenk der Großzügigkeit Gottes, nämlich die Philosophie, erleuchten und erheben: die Verachtung des beweglichen Überflusses, das Streben nach der göttlichen Seligkeit und die Erleuchtung des Geistes. [...]
    [2] Denn das Sein des Menschen in seiner höchsten Vollkommenheit oder Vollständigkeit besteht darin, dass er durch die theoretischen Wissenschaften vollkommen ist, wie Averroes im Prolog [zum Kommentar] zum Achten Buch von [Aristoteles‘] Physik sagt. [...]
    [3] Nun werden wir [hierhin] durch ein natürliches Streben gezogen, wie die Göttin der Wissenschaften an ihrem Anfang darlegt: "Alle Menschen" usw. [streben von Natur aus zu wissen] (Metaphysik I 1, 980a 21). Hierzu sagt der Kommentator: "Wir haben ein natürliches Verlangen, die Wahrheit zu wissen". Zu Recht, denn, wie Aristoteles im Zehnten Buch der Nikomachischen Ethik sagt, ist der Mensch nur Intellekt (X 7, 1178a 2-7).
    [4] Dieser Intellekt wird aber, nach dem Zeugnis des genannten Averroes [...] durch die Philosophie vervollständigt. [...] Ihm stimmt Seneca zu, wenn er sagt: "Ohne Bildung" zu leben, "ist Tod und ein Begräbnis des lebenden Menschen" (Seneca, Brief 82, 3).
  • Albertus Magnus: Die fünfzehn Streitfragen (De quindecim problematibus) Einleitung

    Ein besorgter Dominikaner wendet sich an Albertus Magnus:
    Dem in Christus ehrwürdigen Vater und Herrn Albert [...] Bruder Aegidius aus dem Dominikanerorden. [...] Die Artikel, welche die Pariser Magister, die man als bedeutend in der Philosophie ansieht, in ihren Vorlesungen vortragen, [...] befand ich für wert, dass ihr diese, bereits in vielen Versammlungen bekämpft, durch den Hauch Eures Mundes auslöscht.
    I. Dass der Intellekt aller Menschen der Zahl nach ein und derselbe ist.
    II. Dass die Aussage ,der Mensch denkt’ falsch oder uneigentlich ist.
    III. Dass der menschliche Wille aus Notwendigkeit will und wählt.
    IV. Dass alles, was auf Erden geschieht, der Notwendigkeit der Himmelskörper unterliegt.
    V. Dass die Welt ewig ist. [...]
    VII. Dass die Seele, welche die Form des Menschen ist, insofern er Mensch ist, mit dem Untergang des Körpers untergeht. [...]
    X. Dass Gott einzelnes nicht erkennt.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 1, 5 ad 2

    Thomas von Aquin über die Philosophie als Magd der Theologie:
    Diese Wissenschaft [die Theologie] kann etwas von den philosophischen Disziplinen übernehmen, aber nicht, weil sie sie notwendig bräuchte. [...] Denn sie übernimmt ihre Prinzipien nicht von anderen Wissenschaften, sondern unmittelbar von Gott durch Offenbarung. Und daher übernimmt sie nichts von anderen Wissenschaften so wie von höheren, sondern sie gebraucht sie wie niedrigere und Mägde.
  • Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 1 Mose (Genesis) 15, 6

    Die hebräische Bibel stellt Abraham als den ersten Gläubigen dar:
    Abraham vertraute (Hebr.)/glaubte (Lat./Griech.) dem Herrn, und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an (Hebr.)/es wurde ihm (von ihm: im Griech. möglich) zur Gerechtigkeit hin gedacht/gerechnet (Griech./Lat.).
  • Bibel: Neues Testament: Evangelium des Matthäus (evangelium secundum mattheum) 17, 20

    Eine programmatische Aussage Jesu zum Glauben:
    Denn, amen, ich sage Euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann werdet ihr diesem Berg sagen: Rücke von hier weg dorthin, und er wird wegrücken. Und nichts wird Euch unmöglich sein.
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 3, 21f.; 4, 4f.

    Besonders dezidiert wird die Bedeutung des Glaubens vom Apostel Paulus (gest. 63 n. Chr.) vertreten, mit großem Einfluss vor allem auf die lateinische Glaubenstradition:
    Jetzt ist aber unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes [...] offenbar geworden, und zwar die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus für alle Glaubenden; es gibt ja keinen Unterschied. Denn alle haben gesündigt. [...] Dem, der arbeitet, wird der Lohn nicht aus Gnade angerechnet, sondern aus Schuldigkeit, dem aber, der nicht arbeitet, aber glaubt [...], wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 7, 19f. 22f

    Paulus über Gutes und Schlechtes:
    Ich tue nicht, was ich will, das Gute, sondern, was ich nicht will, das Schlechte, dies tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann führe nicht mehr ich das aus, sondern die in mir wohnende Sünde. [...] Denn ich habe dem inneren Menschen nach Freude am Gesetz Gottes, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich in dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist, gefangennimmt.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) II, 84f.

    Peter Abaelard über die Frage, warum man eigentlich nicht über Gott sprechen kann<br />
    Dass jede Rede von Menschen weitestgehend an die Naturen der Geschöpfe angepasst ist, wird auch besonders anhand desjenigen Teils eines Satzes deutlich, ohne den nicht gesagt werden kann, dass eine Vollständigkeit des Satzes besteht, aus dem nämlich, der ,Verb‘ genannt wird. Denn dieser Ausdruck dient zur Bezeichnung der Zeit, die von der Welt aus begonnen hat. Wenn wir daher die Bedeutung dieses Teils beachten, wird durch ihn notwendig der Sinn einer jeden Wortverbindung in den Bereich der Zeit hineingezwungen [...]. Wenn wir daher sagen, dass Gott früher ist als die Welt oder vor den Zeiten existiert hat, welcher Sinn vom Vorhergehen Gottes und dem Nachfolgen von diesen kann wahrhaft in diesen Worten sein [...]? Es ist daher nötig, wenn wir irgendwelche Ausdrücke auf die einzigartige Natur Gottes übertragen, dass diese eine gewisse einzigartige Bedeutung oder auch Wortverbindung an sich ziehen und durch das, was alles übersteigt, auch notwendig die eigene Einsetzung übersteigen.
  • Anselm von Canterbury: Warum Gott Mensch geworden ist (Cur Deus homo?) I 4

    Anselm von Canterbury über die Aufgabe, notwendige Argumente für den Glauben zu finden
    Wenn es nichts Festes gibt, scheint dies den Ungläubigen nicht als Erklärung zu dafür genügen, warum wir glauben müssen, Gott habe das, was wir sagen, erleiden wollen. [...] Also ist die vernünftige Festigkeit der Wahrheit zu zeigen, d.h. die Notwendigkeit, die beweist, dass Gott sich zu dem, was wir predigen, erniedrigen musste oder konnte.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) III 15

    Peter Abaelard wendet sich mit wahrscheinlichen Argumenten an seine Zuhörer
    Damit sind, denke ich, genug Gründe angeführt, um die ausgezeichnete Einzigkeit der Gottheit darzulegen. Ich meine, ihnen wird auch leicht jeder Gute zustimmen, der ohne Neid auf jemand die größte Freude an der Empfehlung aller Dinge hat. Wir stützen uns aber eher auf moralisch einleuchtende als auf notwendige Gründe, weil bei den Guten immer das vorzüglich festgehalten wird, das mehr aus moralischem Einleuchten empfohlen wird, und der Vernunftgrund immer stärker ist, der eher zur moralischen Einsicht als zur Notwendigkeit neigt, zumal das, was moralisch einleuchtend ist, durch sich selbst gefällt und uns sofort mit einer bestimmten, ihm eigenen Kraft zu sich hinzieht.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) III 27f.

    Peter Abaelard über die Grenzen der göttlichen Handlungsmöglichkeiten
    [1] Ich denke es ist zu fragen, ob Gott mehr oder besseres tun kann, als er tut, oder ob er auch mit dem, was er tut, auf irgendeine Weise aufhören könnte, so dass er es nämlich niemals täte. [...]
    [2] Wenn es also
    a), weil es gut ist, dass etwas getan wird, nicht gut ist, dass es unterlassen wird, und wenn
    b) Gott nichts tun oder unterlassen kann außer dem, von dem es gut ist, dass er es tut oder unterlässt,
    c) dann scheint er gewiss nur das tun oder unterlassen zu können, was er tut oder unterlässt, weil es nur bei diesem allein gut ist, dass er es tut oder unterlässt. [...]
    [3] Oder wer würde ihn nicht, wenn er das unterlässt, von dem gut ist, dass er es tut, und sich von einigem, was zu tun wäre, zurückzieht, als feindlich und ungerecht anklagen?
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 14, 22f.

    Paulus beschreibt den Glauben als Prinzip der Selbstprüfung
    Du hast dir gemäß einen Glauben vor Gott. Selig ist, wer sich selbst nicht verurteilt, in dem was er billigt. Wer aber Bedenken trägt, wird, wenn er isst, verurteilt, weil dies nicht aus Glauben geschieht. Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.
  • Pascal, Blaise: Gedanken § 233

    Blaise Pascal entscheidet sich aufgrund einer Wette zum Glauben
    Untersuchen wir also diesen Punkt und sagen: „Gott ist, oder er ist nicht“. Aber nach welcher Seite werden wir uns neigen? [...] Was wollt ihr wetten? Nach der Vernunft könnt ihr weder das eine noch das andre behaupten; nach der Vernunft könnt ihr keins von beiden verteidigen. [...] [E]s muss gewettet werden, das ist nicht freiwillig, ihr seid einmal im Spiel. Was wollt ihr also wählen? [...] Eure Vernunft wird nicht mehr verletzt, wenn sie das eine als wenn sie das andre wählt, weil nun doch durchaus gewählt werden muss. Hiermit ist ein Punkt erledigt. Aber eure Seligkeit? Wir wollen Gewinn und Verlust abwägen, wenn man sich für den Glauben entscheidet. [...] Wenn du gewinnst, gewinnst du alles, wenn du verlierst, verlierst du nichts. Wette also, dass es ihn gibt, ohne Zögern.