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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Logik

11 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Zweiter Kommentar zu Porphyrios’ Eisagoge Kap. 2.; CSEL 38, 138f

    Boethius über die Notwendigkeit der Logik für die Philosophie
    Es sind zweierlei Dinge, auf welche die Kraft der schlussfolgernden Seele alle Mühe aufwendet, nämlich das eine, dass sie mit einer sicheren untersuchenden Vernunft die Naturen der Dinge erkennt, das zweite aber, dass sie zunächst zur Wissenschaft gelangt. [...] Nicht alles nämlich, was der sprachliche Diskurs erfunden hat, das steht auch von Natur aus fest. Daher mussten sich die täuschen, die die Natur der Dinge ohne Beachtung der Wissenschaft über die Erörterung untersuchten. Denn wenn jemand nicht zuerst zur Wissenschaft darüber gelangt, welche Schlussfolgerung einen wahren Pfad der Erörterung einhält, und erkennt, welche vertrauenswürdig und welche verdächtig sein kann, kann die unverfälschte Wahrheit der Dinge durch Schlussfolgern nicht gefunden werden.
  • Elias aus Alexandrien : Kommentar zu den Kategorien (In Categorias commentarium) S. 119, 29-35

    Die Aufteilung der Logik nach dem Aristoteles-Kommentator Elias aus Alexandrien (nach 550)
    [1] Die Logik wird auch selbst in drei aufgeteilt, in dasjenige vor dem Beweis bzw. der Methode und in den Beweis selbst und dasjenige, was den Beweis vortäuscht.
    [2] Und dasjenige vor der Methode und dem Beweis sind die Kategorien, die Hermeneutik und die Analytica priora, die Methode des Beweises selbst lehren die Analytica posteriora, dasjenige, was den Beweis selbst vortäuscht, sind die Topik, die Rhetorischen Techniken, die Sophistischen Widerlegungen und die Poetik.
    [3] Denn es gibt fünf Arten von Syllogismen: den beweisenden, den dialektischen, den rhetorischen, den sophistischen und den poetischen.
  • Abaelard, Peter: Logica ,Ingredientibus‘ zur Eisagoge S. 2

    Peter Abaelard (1079-1142) über den Aufbau der Logik
    Beim Schreiben einer Logik ist die folgende Anordnung notwendig: Weil Argumentationen aus Aussagesätzen bestehen und Aussagesätze aus Aussagen, muss der, der auf vollkommene Weise eine Logik schreibt, zuerst über einfache Aussagen, dann über Aussagesätze schreiben und zuletzt bei den Argumentationen das Ziel der Logik vollenden.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) Vorwort

    Wilhelm von Ockham über den Aufbau der Logik
    Zur Verfolgung der Geschlossenheit der logischen Untersuchung ist von den Termini als vom Frühesten der Anfang zu nehmen, dann wird die Untersuchung von den Aussagesätzen, schließlich die von den Syllogismen und anderen Gattungen der Argumentation folgen.
  • Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 7, 76f. = LS 36A

    Grundbegriffe der stoischen Satzlogik
    Ein Argument ist [...] das, was einer Prämisse oder aus Prämissen sowie aus einer Zusatzprämisse und einer Konsequenz besteht, z.B.: ,Wenn es Tag ist, ist es hell; nun ist es Tag; also ist es hell‘. Hier ist nämlich ,Wenn es Tag ist, ist es hell‘ die Prämisse, ,nun ist es Tag‘ die Zusatzprämisse und ,also ist es hell‘ die Konsequenz. Eine Modusformel ist sozusagen das Schema des Arguments, z.B. ,wenn das Erste, dann das Zweite; nun aber das Erste; also das Zweite‘. Ein Modusargument ist das, was aus beidem zusammengesetzt ist, z.B. ,wenn Platon lebt, dann atmet Platon; nun aber das Erste; also das Zweite‘. Eingeführt wurde das Modusargument, um in den ausgedehnteren Ketten von Argumenten die Zusatzprämisse, die dort ja lang ist, und die Konsequenz nicht mehr nennen zu müssen und stattdessen schließen zu können ,nun das erste, also das zweite‘.
  • Sextos Empirikos: Pyrrhonische Hypotyposen (Pyrrhoneae Hypotyposes) 2, 135f. 139-141. 143 = LS 36B

    Die Lehre vom Beweis nach den Stoikern
    a) Ein Argument ist eine Zusammenstellung aus Prämissen und Konsequenz. Dabei sind die Prämissen, wie sie sagen, die zur Begründung des Schlusssatzes einhellig angenommenen Aussagen, und die Konsequenz oder der Schlusssatz ist die aus ihnen begründete Aussage. [...] Daher sagen sie auch, ein wahres Argument sei dasjenige, was aus wahren Prämissen einen wahren Schlusssatz schlüssig folgert. Von den wahren Argumenten sind wiederum die einen beweisend, die anderen nicht beweisend.
    b) Beweisend sind diejenigen, die aus Offensichtlichem etwas nicht Offensichtliches folgern [...]. Nicht beweisend ist z.B. das Argument ,wenn es Tag ist, ist es hell; nun aber ist es Tag; also ist es hell‘; denn dass es hell ist – der Schlusssatz des Arguments – ist offensichtlich. Beweisend ist aber ein Argument wie ,wenn Schweiß durch die Haut fließt, gibt es gedanklich erfassbare Poren; nun aber fließt Schweiß durch die Haut; also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘, denn es hat den nicht offensichtlichen Schlusssatz ,also gibt es gedanklich erfassbare Poren‘. [...] Ein Beweis muss demnach ein Argument sein, außerdem schlüssig und auch noch wahr, und er muss einen Schlusssatz haben, der nicht offensichtlich ist und durch die Kraft der Prämissen enthüllt wird; und das ist der Grund, weswegen gesagt wird: Der Beweis ist ein Argument, das aus akzeptierten Prämissen vermittels einer schlüssigen Folgerung eine nicht offensichtliche Konsequenz enthüllt.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 67

    Al-Fārābī über die Leistungen und Grundlagen der Logik
    Die Fertigkeit der Logik (ṣināʿat al-mantiq) liefert insgesamt Regeln, deren Kennzeichen es ist, den Intellekt zu richtig zu machen und den Menschen zum Weg der Korrektheit und zum Wahren hin bei all denjenigen Verstandesgegenständen (al-maʿqūlāt) zu führen, bei denen ein Irrtum auftreten kann. [...] Dies ist so, weil es bei den Verstandesgegenständen Dinge gibt, bei denen er sich überhaupt nicht irren kann, und das sind die, deren Erkenntnis und deren Gewissheit (al-yaqīn) der Mensch gleichsam in seiner Seele angeboren vorfindet, wie z.B. dass das Ganze größer ist als seine Teile.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 76

    Al-Fārābī über die Bedeutung der Logik für das Verständnis von Sprache
    [Die Logik] stimmt mit der Grammatik darin überein, dass sie Regeln für Ausdrücke liefert, und sie ist von ihr dadurch unterschieden, dass die Wissenschaft der Grammatik (ʿilm an-naḥw) Regeln liefert, die den Ausdrücken eines bestimmten Volkes eigentümlich sind, während die Wissenschaft der Logik allgemeine Regeln liefert, die den Ausdrücken aller Völker gemeinsam sind.
  • Al-Fārābī : Katalog der Wissenschaften II S. 46-50 bzw. 86-89

    Die Teile der Logik nach al-Fārābī ergeben sich, wie schon im antiken Curriculum, aus bestimmten Büchern des Aristoteles
    a) Es ergeben sich also mit Notwendigkeit acht Teile der Logik, von denen jeder sich in einem Buch befindet. Im ersten werden die Regeln der einfachen Vernunftgehalte und der sie bezeichnenden Aussagen behandelt. Und diese stehen in dem Buch, das Arabisch Kategorien und Griechisch Qategorias heißt. Im zweiten werden die Regeln der einfachen Aussagen behandelt [...]. Und diese stehen in dem Buch, das Arabisch Erklärung und Griechisch Peri Hermeneias heißt. Im dritten werden die Ausdrücke behandelt, durch die die den fünf Techniken gemeinsamen Syllogismen entstehen, und diese stehen in dem Buch, das entweder Arabisch Syllogismus oder Griechisch Erste Analytik heißt. Im vierten werden die Regeln behandelt, mit denen die beweisenden Aussagen geprüft werden, sowie die Regeln der Angelegenheiten, durch welche die Philosophie zusammengesetzt wird; und alles, was hierdurch entsteht, dessen Akte sind besser und ausgezeichneter und vollkommener; und dies heißt auf Arabisch Buch des Beweises (kitāb al-burhān) und auf Griechisch Zweite Analytik.
    b) Im fünften werden die Regeln behandelt, durch welche die dialektischen Aussagen geprüft werden, und wie die dialektische Frage und die dialektische Antwort funktioniert; und überhaupt die Regeln, durch welche die Technik der Dialektik zusammengesetzt wird, und durch diese werden ihre Akte besser, vollkommener und nützlicher. Und dies heißt auf Arabisch Buch der dialektischen Plätze und auf Griechisch Topika. Im sechsten werden [...] die Regeln der Dinge angeführt, deren Merkmal ist, von der Wahrheit wegzuführen. [...] Dieses Buch heißt auf Griechisch Sophistika, und der Sinn davon ist „täuschend“. Im siebten stehen die Regeln, durch welche die rhetorischen Aussagen geprüft und entwickelt werden. [...] Dieses Buch heißt auf Griechisch Rītorikā, d.h. Rhetorik. Im achten stehen die Regeln, durch welche die Verse entwickelt werden. [...] Und dieses Buch heißt Griechisch Poetik.
  • Al-Ġazālī : Der Erretter aus dem Irrtum II, S. 21f. Elschazlī = S. 37f.

    Al-Ġazālī bestreitet, dass ein grundlegender Widerspruch zwischen dem Gebrauch von Logik und der Religion besteht
    Und was die logischen Disziplinen betrifft, so berührt nichts von ihnen die Religion (ad-dīn), weder als Ablehnung noch als Begründung. Sondern sie ist die Theorie über die Methoden der Beweisführungen und der Syllogismen, die Bedingungen der Prämissen des Beweises und die Art und Weise ihrer Zusammensetzung und die Bedingungen der Definition und der Art und Weise ihres Aufbaus. [...] Was hat dies mit den Angelegenheiten der Religion zu tun, so dass man es ablehnen und bestreiten müsste? Ja, wenn man es bestreitet, wird man auf Seiten der Logiker nichts entstehen außer einer schlechten Überzeugung über den Intellekt des Bestreiters, ja auch an seiner Religion, von der er behauptet, dass sie auf dieser Bestreitung beruht.
  • Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes (Oratio prosphonetica ad Origenem ) VII 102-VIII 109

    Gregor schildert die Dialektik beziehungsweise Logik als ersten Teil der philosophischen Ausbildung bei Origenes
    Bei allem [...] stimmten wir den ersten besten Meinungen zu, von welcher Art sie auch sein mochten, auch wenn sie möglicherweise falsch waren, und widersprachen oft, auch wenn vielleicht etwas Wahres geäußert wurde. Auch darüber belehrte er uns durch [...] vielfältig nuancierte Worte. Vielfältig ist nämlich dieser Teil der Philosophie, der daran gewöhnt, nicht blindlings und auch nicht aufs Geratewohl Zeugnisse zu verwerfen oder sie umgekehrt abzunicken, sondern nicht nur das, was deutlich sichtbar ist [...] und hervorsticht, genau zu untersuchen, das manchmal trügerisch und sophistisch erdacht ist, sondern auch das Innere sollten wir gründlich erforschen und jedes Einzelne ,rundherum abklopfen, ob‘ an dem Klang ,nicht vielleicht vielleicht etwas Schlechtes‘ sei (Platon, Philebos 55c). Erst wenn wir uns davon selbst überzeugt hätten, lehrte er uns, sollten wir auf solche Weise auch dem Äußeren zustimmen und über jedes Einzelne unsere Meinung sagen. So wurde der urteilsfähige Teil unserer Seele auf die Weise der Logik ausgebildet [...]; dies [die Logik] sei das Notwendigste für alle [...] Menschen, die irgendeine Lebensweise wählen. [...] Und natürlich kann nur die Dialektik diese Gattung richtigstellen.