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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Mensch

10 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Platon: Das Gastmahl / Symposion (convivium) 189e-190a

    Der Komödiendichter Aristophanes erklärt in Platons Symposion narrativ die Unvollkommenheit des Menschen:
    Aristophanes: Die ganze Gestalt eines Menschen war rund, so dass Rücken und Brust im Kreise herumgingen. Und vier Hände hatte jeder und ebenso viele Schenkel wie Hände und zwei Gesichter auf einem kreisrunden Hals, einander genau gleich, und einen gemeinschaftlichen Kopf für beide einander gegenüberstehenden Gesichter und vier Ohren, auch zweifache Schamteile und alles übrige, wie es sich hieraus ein jeder weiter ausbilden kann.
  • Augustinus von Hippo: Bekenntnisse (Confessiones) I 1 p. 1, 10-16

    Augustinus (354-430) über das Streben des Menschen zu Gott:
    Der Mensch will Dich loben, irgendein Teil Deiner Schöpfung. [...] Denn Du hast uns geschaffen auf Dich hin und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir. Schenke mir, Herr, zu wissen und zu verstehen, was früher ist: [...] Dich zu wissen oder Dich anzurufen? Aber wer wird Dich anrufen, wenn er Dich nicht kennt?
  • Alkuin: Die Würde der Stellung des Menschen (De dignitate conditionis humanae) Kap. I-II, hier nach Patrologia Latina 17, 1105-1106

    Alkuin (ca. 735-804) oder ein spätantiker Autor begründet die Würde des Menschen
    Die Würde der Stellung des Menschen ist erkennbarerweise so bedeutend, dass [...] der Mensch nach dem Ratschluss der heiligen Trinität und durch eine Tat der göttlichen Majestät geschaffen wurde. [...] Die Seele ist Intellekt, die Seele ist Wille, die Seele ist Erinnerung, doch sind es nicht drei Seelen in einem Körper, sondern eine Seele, die drei Würden hat. Und in diesen dreien realisiert unserer innerer Mensch in seiner Natur auf wunderbare Weise das Bild der Trinität, und aus diesen gleichsam herausragendsten Würden der Seele sind wir gehalten, den Schöpfer zu lieben.
  • Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze (Sententiae ) Sententiae I, II, [0], 36

    Robert von Melun über das Problem der menschlichen Identität
    [1] Seele und Fleisch sind nämlich eine Person aus der personalen Vereinigung und nicht aus der substantiellen Identität heraus, so wie auch ein Mensch die menschliche Seele und das menschliche Fleisch ist, weil sich aus ihrer Vereinigung miteinander der Grund ergibt, warum etwas ein Mensch ist und so genannt werden kann.
    [2] Es ist aber ein Mensch, der sagt, er diene dem Gesetz Gottes und im Fleisch dem Gesetz der Sünde (Röm 7) [...]. Denn der innere und äußere Mensch ist ein Mensch, weil in der Einheit der Person das zusammenkommt, was ein Mensch ist, über den Verschiedenes ausgesagt wird wegen der verschiedenen Substanzen, die in der Identität der Person in diesem Menschen verbunden sind. [...]
    [3] Denn nicht auf falsche Weise wird gesagt, Petrus sei in Rom und im Himmel, sondern wir bitten ihn, der im Himmel existiert, für uns zu beten, wenn wir sagen „Heiliger Petrus, bitte für uns“, und wir verehren ihn, der in Rom liegt, mit der schuldigen Frömmigkeit und sagen, dass der, der im Himmel verherrlicht ist, kein anderer ist als der, der in Rom begraben ruht.
  • Siger von Brabant: Fragen zum dritten Buch von Aristoteles’ De anima (Quaestiones in tertium De anima) nr. 8

    Siger von Brabant vertritt die averroistische These, dass alle Menschen nur einen Intellekt haben
    Beachte aber am Beginn der Antwort, dass es dann, wenn der Intellekt durch seine Substanz die Vollendung des Körpers wäre, gar keine Frage wäre, ob die Intellekte sich entsprechend der Menge der verschiedenen Menschen vermehren. Vielmehr ist klar, dass es so ist. Wenn Du also sagst, dass der Intellekt sich wegen der Materien vermehrt, denen er sich anpasst, dann soll gefragt werden, was die Ursache der Anpassung ist. Anscheinend kann es keine andere Erklärung geben als anzunehmen, dass der Intellekt eine Kraft im Körper ist. [...] Und deswegen argumentiert Averroes, [...] dass der Intellekt einer ist, nicht vermehrt gemäß der Vielzahl der individuellen Menschen, weil er so eine Kraft im Körper der verschiedenen Menschen wäre.
  • Mirandola, Giovanni Pico della: Die Würde des Menschen (De dignitate hominis) Anfang, 131r

    Giovanni Pico della Mirandola entwirft, auf Grundlagen aus Spätantike und Mittelalter, ein Menschenbild aus der Perspektive der Renaissance <br /><br /> Giovanni Pico della Mirandola betont die Würde des Menschen, welche die Engel neidisch macht (VL Freiheit)
    [1] Ehrwürdige Väter! In den Schriften der Araber habe ich gelesen, der Sarrazene Abdallah habe auf die Frage, was auf dieser „Bühne der Welt“ am meisten zu bewundern sei, geantwortet, dass nichts bewundernswerter erscheine als der Mensch. Zu dieser Aussage stimmt das Wort des Hermes Trismegistos: ,Ein großes Wunder, o Asklepios, ist der Mensch‘. […]
    [2] Warum sollen wir nicht die Engel selbst und die seligsten Chöre des Himmels mehr bewundern? Endlich habe ich den Eindruck, verstanden zu haben, warum der Mensch das allerglücklichste, ja jeder Bewunderung würdiges Lebewesen ist, und was schließlich der Zustand sei, den er in der Reihung des Alls erhalten hat, der nicht nur den Tieren, sondern den Sternen, sondern den überweltlichen Verständen Neid erregt.
  • Mirandola, Giovanni Pico della: Die Würde des Menschen (De dignitate hominis) 131r

    Giovanni Pico della Mirandola beschreibt den Menschen als Bildhauer seiner selbst <br /><br /> Giovanni Pico della Mirandola findet diese Würde in der Freiheit
    [1] So beschloss der beste Werkmeister, dass der, dem er nichts Eigenes mehr geben konnte, an allem zugleich teilhätte, was den Einzelnen sonst je für sich zugeteilt war.
    [2] Also [...] sprach er zu ihm: ,Keinen festen Ort haben wir Dir zugewiesen und kein eigenes Aussehen, wir haben Dir keine spezielle Gabe verliehen, damit Du, o Adam, den Ort, das Aussehen, die Gaben, die Du Dir wünschst, nach eigenem Ermessen erhalten und besitzen sollst.
    [3] Die bestimmte Natur der übrigen Wesen wird von Gesetzen eingegrenzt, die wir vorgeschrieben haben. Du sollst Deine Natur, von keinen Beschränkungen eingegrenzt, nach Deiner Entscheidung, in deren Hand ich Dich gegeben habe, Dir selbst vorschreiben [...], damit Du Dich, gleichsam als entscheidender und ehrenvoller Bildhauer und Gestalter Deiner selbst, in der Weise bildest, die Du lieber willst‘.
  • Bardaiṣān: Buch der Gesetze der Völker § 4-6

    Bardaiṣān betont, dass die Suche nach Wissen angemessener ist als ein bloßer Glaube
    [1] Bardaiṣān sagte: ,Verständig sprichst Du. Aber wisse, dass der, der recht fragt und überzeugt werden will und sich ohne Streit auf den Weg der Wahrheit begibt, nicht schuldig ist und sich nicht schämen muss, denn er bereitet [...] dem, der gefragt wird, Freude‘. [...]
    [2] ‘Avīdā sagte: ,[...] Meine Brüder [...] wollten mich nicht überzeugen, sondern sie sagten: Glauben musst Du, und Du kannst alles erkennen! Aber ich kann nicht glauben, wenn ich nicht überzeugt werde‘. [...].
  • Bardaiṣān: Buch der Gesetze der Völker §8

    Als Antwort auf die Frage betont Bardaiṣān, typisch für die alte Kirche, den zentralen Wert der menschlichen Handlungsfreiheit in der Schöpfung der Welt
    [1] Bardaiṣān sagte: ,[...] Worin also unterscheidet sich der Mensch von der Kithara, auf der ein anderer spielt, oder von dem Wagen, den ein anderer fährt? [...] Sie sind Werkzeuge, gemacht zum Gebrauch dessen, der Wissen besitzt.
    [2] In seiner Milde wollte Gott den Menschen nicht so machen, sondern er erhob ihn in Freiheit über viele Dinge und stellte ihn mit den Engeln auf eine Stufe. [...] Denn wenn er so gemacht wäre, dass er nichts Böses tun könnte, so dass er hierdurch nicht schuldig würde, so stammte auch das Gute, das er täte, nicht von ihm her, und er wäre hierdurch nicht gerechtfertigt‘.
  • Aristoteles: Politik (politica) I 2, 1252b 27-1253a 4

    Aristoteles definiert den Staat als natürlich und den Mensch als politisches Lebewesen
    Endlich ist die aus mehreren Dörfern bestehende vollendete Gemeinschaft bereits ein Staat, der sozusagen das Maß der gesamten Autarkie besitzt, zunächst um des Lebens willen entstanden, dann aber um des guten Leben willens bestehend. Darum besteht der Gesamtstaat von Natur aus. [...] Die Autarkie ist aber das Ziel und das Beste. Daraus ergibt sich, dass der Staat zu den natürlichen Dingen gehört und dass der Mensch von Natur aus ein politisches Lebewesen ist; derjenige, der [...] außerhalb des Staates lebt, ist entweder schlecht oder stärker als ein Mensch.