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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Dion von Prusa: Rede, Über die Philosophen (Oratio 70) N.N

Der Philosoph und Rhetor Dion von Prusa über die Besonderheiten des Philosophen
Natürlich gibt es gewisse Worte, die man hören muss, wenn man sich mit Philosophie beschäftigt, Kenntnisse, die man sich aneignen muss, eine Lebensweise, die man führen muss, und überhaupt ist das Leben des Philosophen ganz anders als dasjenige der meisten Menschen. Der Philosoph strebt nach Wahrheit, Klugheit, nach Pflege und Verehrung der Götter und, weit entfernt von Prahlerei, Trug und Prunk, nach Wohlgeratenheit und Besonnenheit der eigenen Seele. Auch die Kleidung des Philosophen ist ja anders als diejenige der gewöhnlichen Leute, auch seine Gepflogenheiten bei Tisch, im Gymnasion, beim Baden und seine übrige Lebensweise.

Unbekannt: Leben des Secundus (Vita Secundi) (p. 70-72 Perry)

Beliebt und in vielen Sprachen verfügbar war in der Spätantike die Erzählung vom Philosophen Secundus vor dem als gerecht geltenden Kaiser Hadrian
[1] [Kaiser] Hadrian, der sich davon überzeugen wollte, dass [der Philosoph] Secundus das [von ihm freiwillig gelobte] Schweigegebot streng befolgte, stand auf und entbot ihm, als er kam, als erster seinen Gruß. Secundus aber bewahrte sein gewöhnliches Schweigen. Daraufhin sprach Hadrian zu ihm: "Sprich, Philosoph, damit wir Dich kennenlernen; denn es ist unmöglich, deine Weisheit zu erfassen, wenn Du schweigst." Secundus aber schwieg weiterhin. Da sprach Hadrian zu ihm: "Secundus, bevor ich zu Dir kam, war es richtig, dass Du schwiegst, denn Du hattest keinen Zuhörer, der bedeutender war als Du selbst, noch jemanden, der in der Lage gewesen wäre, auf gleicher Ebene Worte zu wechseln. Nun aber bin ich hier und fordere, dass Du sprichst [...]."
[2] Doch Secundus war weder von Scham berührt noch von Furcht vor dem Herrscher erfüllt. Da verlor Hadrian schließlich die Fassung, verlangte nach einem Tribunen und befahl diesem: "Bringe den Philosophen dazu, das Wort an mich zu richten." Der Tribun aber erklärte ihm [...]: "Es mag möglich sein, Löwen, Panther und andere Tiere dazu zu bringen, mit Menschen stimme zu sprechen, jedoch nicht einen Philosophen gegen seinen Willen."

Aristoteles: Hermeneutik 9, 19a 23-25. 29-36

Ein Problem für alternative Handlungsmöglichkeiten ergibt sich aus der Frage, ob Sätze über Zukünftiges (futura contingentia) wahr sein können
[1] Freilich ist für das, was ist, wenn es ist, notwendig, dass es ist, und für das, was nicht ist, notwendig, dass es nicht ist. Aber es ist weder für alles, was ist, notwendig, dass es ist, noch ist es für alles, was nicht ist, notwendig, dass es nicht ist. […]
[2] Ich meine damit, dass es beispielsweise zwar notwendig ist, ,dass morgen eine Seeschlacht entweder stattfinden oder nicht stattfinden wird‘, dass es aber nicht notwendig ist, ,dass morgen eine Seeschlacht stattfindet‘, und auch nicht notwendig, ,dass morgen keine Seeschlacht stattfindet‘. […].
[3] Mit der Wahrheit der Sätze verhält es sich folglich in derselben Weise wie mit der der Dinge. Deswegen ist klarerweise bei allem, was sich so verhält – unabhängig davon, was tatsächlich eingetroffen ist – auch das Gegenteilige möglich (und für die Bestreitung davon muss dasselbe gelten).
[4] Dies ist nun bei denjenigen Dingen der Fall, die nicht immer da sind oder nicht immer nicht da sind.

Cicero: Gespräche in Tuskulum (Tusculanae disputationes ) V 10

Über die Bedeutung des Sokrates für die antike Philosophie
Sokrates aber rief als erster die Philosophie vom Himmel herunter, siedelte sie in Städten an, führte sie auch in Häuser ein und zwang sie, nach dem Leben und den Sitten sowie guten und schlechten Dingen zu fragen.

Platon: Apologie des Sokrates (apologia Socratis) 40c-41a

Sokrates nennt zwei mögliche Todesvorstellungen sowie die Vorzüge der ersten Alternative
[1] Mir scheint nämlich dieses Ereignis etwas Gutes geworden zu sein, und unmöglich können wir Recht haben, wenn wir annehmen, der Tod sei etwas Schlechtes. [...] Denn eins von beiden ist das Totsein, entweder soviel als nichts sein noch irgendeine Empfindung von irgendetwas haben, wenn man tot ist; oder, wie gesagt wird, es ist ein Wechsel und ein Umzug der Seele von hier an einen anderen Ort.
[2] Und ist es nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so ist der Tod gewiss ein wunderbarer Gewinn; denn ich glaube, wenn jemand einer solchen Nacht, in welcher er so fest geschlafen, dass er nicht mal einen Traum gehabt, alle übrigen Tage und Nächte seines Lebens gegenüberstellen und nach reiflicher Überlegung sagen sollte, wieviel Tage er angenehmer und besser als diese Nacht in seinem Leben gelebt hat [...], er würde finden, dass diese sehr leicht zu zählen sind gegen die übrigen Tage und Nächte.
[3] Ist aber der Tod andererseits wie eine Auswanderung von hier an einen anderen Ort und ist das wahr, was gesagt wird, dass alle Gestorbenen dort sind, was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses, o ihr Richter? Denn wenn einer in der Unterwelt angelangt ist, befreit von den hiesigen, sich so nennenden Richtern, und dort die wahren Richter antrifft […], wäre das wohl eine schlechte Übersiedlung?

Platon: Phaidon (Phaedo) 58e

Sokrates‘ eigener Tod wird geschildert
Mir erging es dabei ganz erstaunlich. Bedauern berührte mich nämlich nicht wie einem, der beim Tod eines Freundes anwesend ist. Denn glückselig erschien mir der Mann, o Echekrates, in seinem Benehmen und seinen Reden, wie furchtlos und edel er endete, so dass ich vertraute, er gehe auch in die Unterwelt nicht ohne göttliche Schickung, sondern auch dort werde er sich wohl befinden, wenn jemals einer sonst. Darum berührte mich nun weder irgendein Bedauern, wie man doch denken sollte bei einem solchen Trauerfall, noch auch waren wir fröhlich, wie in unseren philosophischen Beschäftigungen [...], sondern in einem gar nicht festzulegenden Empfinden befand ich mich, das aus Lust zugleich und Trauer zusammengesetzt war.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) VI 484b-d

Platons Argument dafür, dass Philosophen herrschen sollen
[1] Sokrates: Wo nun die Philosophen die sind, welche das sich immer gleich und auf dieselbe Weise Verhaltende erfassen können, keine Philosophen aber die, welche dies nicht können, sondern immer unter dem Vielen und auf allerlei Weise sich Verhaltenden umherirren – welche beiden müssen nun Herrscher des Staates sind? [...]
Glaukon: Und wie [...] sollte das nicht klar sein?
[2] Sokrates: Glaubst Du also, dass sich die irgendwie von Blinden unterscheiden, denen in der Tat die Erkenntnis eines jeden Seienden fehlt und die kein klares Urbild in der Seele haben, und die folglich nicht in der Lage sind – so wie Maler, die auf das Wahrste sehen und von dorther alles, auf das Genaueste achtgebend, übertragen – auch das hier Gesetzliche in Bezug auf das Schöne, das Gerechte und das Gute zu begründen, wenn es denn begründet werden muss, und das bereits Feststehende bewahrend zu erhalten? [...] Sollen wir also eher diese als Wächter einsetzen oder die, die jedes einzelne Seiende erkannt haben [...] und auch in keinem anderen Teil der Tugend nachstehen?
Glaukon: Absurd wäre es freilich [...], andere zu wählen.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) VI 485c-e

Platon über die Eigenschaften des wahren Philosophen
[1] Sokrates: Ganz notwendig wird, wer in irgendetwas von Natur verliebt ist, alles seinem Lieblingsgegenstande Verwandte und Angehörige auch lieben.
Glaukon: Richtig. [...]
Sokrates: Könntest Du nun etwas der Weisheit Verwandteres finden als die Wahrheit?
Glaukon: Wie sollte ich? [...]
Sokrates: Kann also wohl dieselbe Natur weisheitsliebend/philosophisch sein die Lüge liebend?
Glaukon: Doch wohl keineswegs.
[2] Sokrates: Der in der Tat das Lernen Liebende muss also gleich von Jugend an möglichst nach aller Wahrheit streben.
Glaukon: Allerdings ja.
Sokrates: Aber bei wem sich die Begierden sehr nach einem einzigen hinneigen, bei dem, wissen wir, sind sie nach anderen Seiten hin desto schwächer. [...] Bei wem sie also nach Kenntnissen und allem dergleichen hinströmen, bei dem gehen sie, denke ich, auf die Freude, welche der Seele an sich zukommt, und halten sich dagegen von den durch den Leib vermittelten Freuden zurück, wenn jemand nicht zum Schein, sondern wahrhaft philosophisch ist. [...] Mäßig ist also ein solcher und keineswegs habsüchtig.

Platon: Briefe (Epistulae) 7, 330de

Platons Überlegungen zum Erteilen politischer Ratschläge
[1] Wer einem Mann raten will, der krank ist und für seine Gesundheit schädliche Lebensgewohnheiten hat, der darf wohl nicht anders handeln, als dass er erst seine Lebensweise zu ändern sucht und ihm erst dann, wenn er ihm folgen will, weitere Hinweise gibt. Will er es aber nicht, so halte ich nur den, der diese Behandlung sofort aufgibt, für einen Mann und einen Arzt, den jedoch, der trotzdem dabei bleibt, für unmännlich und nicht fachgerecht.
[2] Dasselbe gilt auch für einen Stadtstaat, ob nun einer sein Herr ist oder mehrere: Wenn seine Verfassung sich auf dem rechten Weg befindet und dann Rat eingeholt würde über etwas, was ihr förderlich wäre, würde, wer Verstand hat, solche Leute beraten; andere jedoch, die sich ganz außerhalb der rechten Verfassung befinden und gar nicht auf ihre Spur kommen wollen, dem Berater aber vorweg sagen, er solle die Verfassung in Ruhe lassen und nicht verändern, ja er müsse sterben, wenn er sie verändere – wenn diese Leute beföhlen, ihrem Wollen und ihren Begierden dienend zu raten, auf welche Weise sie für alle Zukunft am leichtesten und schnellsten zu allem kämen; wer sich darauf einlässt, solche Ratschläge zu erteilen, den halte ich für unmännlich, wer sich nicht darauf einlässt, für einen Mann.

Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) V, 17f

Cicero referiert die Einteilung der philosophischen Meinungen über das Glück bzw. letzte Ziel, die Karneades, der bedeutendste Vertreter des akademisch-skeptischen Platonismus, aufgrund der Situation der hellenistischen Zeit gegeben hatte
Was es aber ist, dass so bewegt und von Natur aus so seit der ersten Entstehung erstrebt wird, steht nicht fest, und hierüber herrscht unter den Philosophen [...] größte Uneinigkeit. [...] Einige meinen, das primäre Streben und das primäre Vermeiden von Schmerz richte sich auf die Lust. Andere als sie erstreben das, was sie Primäres der Natur nach nennen, wozu sie Unversehrtheit rechnen [...]. Diesem ähnlich ist das Primäre in den Seelen, wie die Funken und Samen der Tugenden.

Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 7, 127

Es steht im Zusammenhang mit dem Gesagten, dass die Tugendbegriffe der Aristoteliker und Stoiker sich deutlich unterscheiden
[Die Stoiker] halten es für richtig, dass es nichts gibt zwischen Tugend und Schlechtigkeit, während die Peripatetiker sagen, zwischen Tugend und Schlechtigkeit sei der Fortschritt. Denn, sagen [die Stoiker], so wie das Holz gerade oder krumm sein muss, so ist es auch mit dem Gerechten oder Ungerechten, denn es gibt nichts mehr oder weniger Gerechtes, und bei den übrigen [Tugenden] ist es ebenso. Allerdings sei die Tugend [...] wegen ihrer selbst wählbar. Denn wir schämen uns über das, was wir schlecht tun, so als ob wir nur das sittlich Gute/Schöne für gut halten. Und sie sei hinreichend für die Eudaimonie.

Alkuin: Lehrbuch der Grundsätze Platons (p. 152f. Hermann)

Alkinous über den Begriff und das Ziel der Philosophie
Die Lehre der wichtigsten Dogmata Platons ist gewiss die folgende: Die Philosophie ist ein Streben nach Weisheit bzw. die Loslösung und Hinüberführung der Seele vom Körper weg, indem wir uns zum Geistigen und wahrhaft Seienden hinwenden. [...] Der Philosoph muss zunächst zu den Fächern geeignet sein, die ihn der Erkenntnis des geistigen, nicht umherirrenden und veränderlichen Seins annähern und zu ihr hinführen können, sodann muss er zur Wahrheit Liebe empfinden und Lüge keinesfalls akzeptieren, ferner von Natur aus mäßig sein. [...] Da es zweierlei Lebensweisen gibt, die theoretische und die praktische [...], ist die theoretische Lebensweise ehrwürdig, die praktische hingegen nachgeordnet und notwendig.

Aspasios: Kommentar zur Nikomachischen Ethik Prooemium (p. 1, l. 3-11 Heylbut)

Aspasios, ein Aristoteles-Kommentator aus der Kaiserzeit, über die Ziele des Lebens
Insofern es unmöglich ist, sittlich gut zu leben, ohne mäßig und gerecht zu sein [...], insofern erscheinen die Politik und Ethik notwendig und deswegen früher zu sein [...]; insofern aber die Weisheit über die ehrwürdigsten und göttlichsten Dinge handelt und die Werke der Natur sowie noch andere viel bessere und stärkere Dinge als die von Natur aus Bestehenden betrachtet, auf welche sich die Erste Philosophie theoretisch richtet, insofern muss man gewiss die theoretische [Philosophie] früher und ehrwürdiger nennen.

Plotin: Enneade I 5 (36), 10, 15-22 (p. 1–38)

Plotin betont den Vorrang des theoretischen Glücks und erklärt praktische Aktivität in dieser Hinsicht für irrelevant
Denn auch die Rettung des Vaterlands kann gewiss auch durch einen unvollkommenen Menschen geschehen, und das, was an der Rettung des Vaterlands freudvoll ist, kommt ihm gewiss auch dann zu, wenn ein anderer so handelt. Nicht dies ist ja das, was die Freude des Glücklichen bewirkt, sondern der Habitus bewirkt sowohl die Eudaimonie als auch, wenn etwas durch sie freudvoll ist. Den Zustand der Eudaimonie in den Handlungen anzusetzen ist Sache von jemandem, der sie in den Dingen außerhalb der Tugend und der Seele ansetzt. Denn die Aktivität der Seele besteht im Denken (ἐν τῷ φρονῆσαι) und darin, in sich selbst so aktiv zu sein.

Porphyrios von Tyros : An Markella (Ad Marcellam ) 31 (p. 87–143)

Porphyrios zitiert Epikur, um zu betonen, dass der Zweck der Philosophie darin besteht, den Menschen zu einem guten Leben zu verhelfen
Leer ist die Lehre eines Philosophen, durch die kein menschliches Erleiden geheilt wird. Denn so wie die Medizin keinen Nutzen hat, wenn sie nicht die Krankheiten der Körper heilt, so hat auch die Philosophie keinen, wenn sie nicht das Erleiden der Seele entfernt.

Ainesidemos : Referat des byzantinischen Patriarchen Photios (Bibliotheca codicum ) 212, 169b

Ainesidemos, der Begründer des kaiserzeitlichen Pyrrhonismus, über die Glückseligkeit als Resultat der Skepsis
Deswegen wüssten weder die Pyrrhoneer noch die anderen die Wahrheit in den Dingen, aber die, die nach einer anderen Richtung philosophierten, wüssten alles andere nicht und [..] auch eben dieses nicht, dass nichts von dem, was sie begriffen zu haben meinen, tatsächlich begriffen wurde. Der Philosoph im Sinne des Pyrrhon ist aber im Hinblick auf das andere glückselig, und er ist darin weise, ganz genau zu wissen, dass nichts von ihm in zuverlässiger Weise begriffen wurde.

Sextos Empirikos: Pyrrhonische Hypotyposen (Pyrrhoneae Hypotyposes) I 4. 12 (p. 5. 11 Mau)

Die Entwicklung der Urteilsenthaltung (epochē) und die Erklärung der pyrrhoneischen Eudaimonie nach Sextos Empirikos
[1] Das skeptische Vermögen stellt das Erscheinende und das Gedachte auf jedwede Weise einander gegenüber. Von ihr ausgehend gelangen wir wegen der gleichen Kraft in den einander widersprechenden Sachverhalten und Argumenten zuerst zur Urteilsenthaltung, dann zur Ataraxie [...]
[2] Was über den Bildhauer Apelles gesagt wird, das geschah auch dem Skeptiker. Man sagt nämlich, dieser habe ein Pferd gemalt und wollte den Schaum des Pferdes im Bild nachahmen. Es sei ihm aber so misslungen, dass er aufgab und den Schwamm in den er die Farben des Pinsels ausdrückte, auf das Bild warf. Als dieser aber traf, habe er eine Nachahmung des Schaums des Pferdes gebildet.
[3] Auch die Skeptiker hofften also, die Ataraxie dadurch zu erlangen, dass sie die Ungleichheit des Erscheinenden und Gedachten beurteilten; erst als sie dies nicht tun konnten, enthielten sie sich des Urteils. Als sie sich seiner enthielten, folgte die Ataraxie dem zufällig so wie ein Schatten dem Körper.

Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 6, 6. 69. 39

Das Verhältnis des Kynikers zur Philosophie
Auf die Frage, was er durch die Philosophie gewinne, antwortete er: "Fähig zu werden, mit mir selbst Gemeinschaft zu pflegen." [...] Zu jemandem, der sagte: "Nichts wissend philosophierst Du.", antwortete er: "Wenn ich Weisheit auch nur vortäusche, ist das schon ein philosophieren." Zu dem, der ihm seinen Sohn vorstellte und sagte, wie äußerst wohlgeraten und hervorragend in den Sitten er sei, sagte er "Was braucht er mich?" [...] Zu jemandem, der sagte: "Viele loben Dich.", meinte er: "Was habe ich Schlechtes getan?" [...] Gegenüber jemandem, der sagte, es gebe keine Bewegung, stand er auf und ging umher. [...]

Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 6, 6. 39

Beispiele für kynische Chrien (= Anekdoten mit lehrhaftem Charakter)
Als Antisthenes vorgeworfen wurde, mit schlechten Menschen zusammenzusein, sagte er: "Auch die Ärzte sind zusammen mit den Kranken, bekommen aber kein Fieber." [...] Als ein verderbter Eunuch auf sein Haus geschrieben hatte "Nichts Schlechtes komme herein.", sagte er "Wo nun soll der Hausherr eintreten?"

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 6, 1

Seneca über die Veränderung als Grundbedingung des philosophischen Lebens
Ich bemerke, Lucilius, dass ich nicht nur verbessert, sondern verwandelt werde; und ich verspreche nicht oder hoffe, dass nichts in mir übrig ist, was verändert werden muss. [...] Genau dies ist ja ein Zeichen für einen zum Besseren hingeführten Geist, dass er seine Fehler sieht, die er bisher nicht kannte.