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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) II 4, 196b 21-24. 33-197a 2; 197b 13-17

Aristoteles’ Erklärung des Zufalls
Um etwas willen geschieht sowohl, was aus einem Denken heraus, als auch, was von Natur aus geschieht. Wenn derartiges aber akzidentell geschieht, dann sagen wir, es geschehe aus Zufall. [...] Zum Beispiel würde jemand wohl, da er den Mitgliedsbeitrag eintreibt, kommen, um Geld zu empfangen, wenn er Bescheid wüsste; nun kam er nicht deswegen, sondern es passierte ihm, dass er kam und dies tat, um ihn einzutreiben – aber nicht etwa, weil er in aller Regel oder notwendigerweise an diesen Platz ginge. Vielmehr gehört das Ziel, das Eintreiben, nicht zu den Ursachen in ihm, aber sehr wohl zu den Dingen, die man wählt und die aus dem Denken stammen. [...] ,Von selbst‘ geschieht etwas auch den anderen Lebewesen und vielen unbeseelten Dingen. Zum Beispiel sagen wir, das kam von selbst, weil es gerettet wurde, wobei es zwar kam, aber nicht kam, um gerettet zu werden; und der dreibeinige Hocker fiel von selbst um; er stand nämlich, damit man sich setzen kann, aber fiel nicht um, damit man sich setzen kann.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) XII 2, 1069, 9-13

Die Arten der Veränderung bzw. Bewegung nach Aristoteles
Es gibt vier Arten von Veränderung, nämlich 1. des Was, 2. der Qualität, 3. der Quantität und 4. des Ortes, und 1. ist das absolute Entstehen und Vergehen die des Was, 3. Vermehrung und Verminderung die der Quantität, 2. Umwandlung die der Affektion, und 4. Ortsbewegung die des Ortes.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) IV 7, 214b 28-31

Aristoteles erklärt, warum es unter den Voraussetzungen seines Bewegungs-begriffs keine Leere geben kann
Denen, die sagen, es müsse notwendigerweise etwas Leeres geben, wenn es Bewegung geben soll, stößt eher das Gegenteil zu, wenn jemand darauf achtet, dass auch nicht eines bewegt werden kann, wenn es Leeres gibt.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) IV 11, 219a 3-14. b 1f

Aristoteles begründet die Verbindung von Bewegung bzw. Veränderung und Zeit
Zugleich mit Bewegung nehmen wir auch Zeit wahr. Denn auch wenn es dunkel ist und wir nichts vermittelt durch den Körper erfahren, aber eine Bewegung in der Seele da ist, scheint sofort zugleich auch eine gewisse Zeit abgelaufen zu sein. Aber auch so oft eine Zeit abgelaufen zu sein scheint, scheint zugleich eine bestimmte Bewegung abgelaufen zu sein. Folglich ist die Zeit entweder eine Bewegung oder etwas an einer Bewegung. [...] Weil aber das Bewegte von etwas zu etwas bewegt wird und jede Ausdehnung kontinuierlich ist, folgt die Bewegung der Ausdehnung. Denn weil die Ausdehnung kontinuierlich ist, ist auch die Bewegung kontinuierlich, wegen der Bewegung aber die Zeit. Denn so viel Bewegung es gibt, so viel Zeit scheint auch immer abgelaufen zu sein. [...] Denn dies ist die Zeit: die Zahl der Bewegung gemäß dem früher und später.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) IV 14, 223a 21-29

Aristoteles über die Verbindung von Zeit und Seele
Ob es wohl Zeit gäbe, wenn es keine Seele gäbe, könnte jemand fragen. Denn wenn es unmöglich sei, dass es das Zählende gebe, sei es auch unmöglich, dass es etwas Zählbares gebe, so dass es klar sei, dass es auch keine Zahl gebe. Denn die Zahl sei entweder dass Zählende oder das Gezählte. Wenn aber nichts anderes von Natur aus zählen kann als die Seele oder der Geist der Seele, dann ist es unmöglich, dass es Zeit gibt, wenn es die Seele nicht gibt – aber doch das, was die Zeit als seiendes ist, so wie wenn es Bewegung ohne Seele geben kann. Das Früher oder Später liegt in der Bewegung; Zeit aber ist dies, insofern es zählbar ist.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) III 5, 206a 9-23

Aristoteles erklärt, in welchem Sinne es etwas Unendliches „in Möglichkeit“ geben kann
Es ist klar, dass dann, wenn es schlechthin kein Unendliches gibt, viel Unmögliches folgt. Denn es wird für die Zeit keinen Anfang und kein Ende geben, und die Ausdehnungen werden sich nicht in Ausdehnungen aufteilen lassen, und die Zahl wird nicht unendlich sein. [...] Es wird nun gesagt, dass manches in Möglichkeit ist, manches in Wirklichkeit, und das Unendliche gibt es sowohl durch Hinzufügung als auch durch Aufteilung. Dass aber eine Ausdehnung nicht in Wirklichkeit unendlich ist, wurde gesagt, in Möglichkeit aber ist sie es. Denn es ist nicht schwierig, die unteilbaren Linien aufzuheben; übrig bleibt also, dass es das Unendliche in Möglichkeit gibt. Man darf aber das ,in Möglichkeit‘ nicht als seiend verstehen, dass, so wie zum Beispiel dies hier, wenn es möglich ist, dass es eine Statue ist, auch eine Statue sein wird, auch das Unendliche in Wirklichkeit sein wird; aber weil ,seiend‘ auf vielerlei Weise ausgesagt wird, ist, wie der Tag und der Wettkampf ist, indem immer wieder ein anderer entsteht, auch das Unendliche so.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) IX 6, 1048a 30-35. 1048b 6-9

Eine weitere grundlegende Begriffsunterscheidung der aristotelischen Ontologie ist die zwischen Möglichkeit (δύναμις) und Wirklichkeit (ἐνέργεια)
Die ,Wirklichkeit‘ ist das Vorhanden-Sein des Gegenstandes, auf andere Weise, als wir ihn ,in Möglichkeit‘ nennen. ,In Möglichkeit‘ nennen wir z.B. einen [noch nicht herausgeschnitzten] Hermes in einem Stück Holz, eine Hälfte in einem Ganzen (sie kann nämlich herausgenommen werden) sowie einen Wissenden, auch wenn er das Gewusste nicht betrachtet, solange er es betrachten kann. Das Gegenstück ist ,in Wirklichkeit‘. [...] ,In Wirklichkeit‘ wird aber nicht alles auf gleiche Weise genannt, sondern durch eine Analogie [...]. Einiges nämlich verhält sich zur Möglichkeit wie eine Bewegung, anderes aber wie eine Substanz zu einem Stoff.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) IX 6, 1048a 30-35. 1048b 6-9; IX 5, 1047b 35-1048a 16

Aristoteles erläutert den Unterschied von verschiedenen Typen von Verursachung
a) Nun ist aber das Mögliche in bestimmtes Mögliches, und irgendwann und irgendwie und was sonst noch in der Definition vorhanden sein muss; ferner kann einiges auf die Weise der Vernunft bewegen, und die Möglichkeiten/Kräfte davon sind mit Vernunft verbunden, einiges aber ist nicht vernunftbegabt, und seine Möglichkeiten/Kräfte sind nicht vernunftbegabt – wobei die ersten notwendigerweise in etwas Beseeltem ist, das zweiten aber in beidem [Beseeltem und Unbeseeltem].
b) Daher ist es notwendig, dass die [auf die erste Weise] beschaffenen Möglichkeiten/Kräfte, sobald man ihnen, so wie sie es können, das Wirkende und das Erleidende nahebringt, wirken und erleiden, bei den anderen ist dies aber nicht notwendig.
c) Denn die einen sind alle jeweils eine für eines wirksam, die anderen aber für Gegenteiliges, so dass eine zugleich Gegenteiliges bewirken sollte. Dies ist aber unmöglich“.
d) Es ist also nötig, dass etwas anderes das Entscheidende ist. Dies aber nenne ich Streben oder Vorzugswahl. Nach welchem von beiden etwas nämlich in erster Linie strebt, dies wird es bewirken, sobald es, wie es es kann, vorhanden ist und man es dem Erleidenden annähert.
e) Folglich muss jedes gemäß der Vernunft Mögliche/Kräftige, wenn es erstrebt, wozu es die Möglichkeit/Kraft hat und so wie sie sie hat, dies bewirken. Es hat sie aber, wenn das Erleidende gegenwärtig ist und sich so und so verhält. Wenn aber nicht, wird es es nicht können.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) VIII 1, 251a 12f. 19-21. 26

Aristoteles begründet, warum die Welt ewig sein muss
Wenn nun die Zeit die Zahl der Bewegung oder eine Art Bewegung ist, dann muss, wenn die Zeit immer ist, auch die Bewegung ewig sein. [...] Wenn es also unmöglich ist, Zeit ohne den Augenblick entweder zu sein oder zu denken, der Augenblick aber eine Art Mitte, da er gleichzeitig einen Anfang und ein Ende umfasst [...], dann muss auf beiden Seiten von ihm immer Zeit sein.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) II 2, 994a 1-12. 19

Aristoteles begründet, dass die Endlichkeit der Wesensursachen auf eine äußerste Ursache verweist
a) Dass es aber ein bestimmtes Prinzip gibt und die Ursachen für das Seiende nicht unendlich sind, weder der Ausdehnung noch der Form nach ist klar.
b) Denn weder von Seiten der Materie ist es möglich, dass das "das eine aus dem anderen" ins Unendliche weitergeht (zum Beispiel, dass das Fleisch aus Erde, die Erde aus Luft, die Luft aus Feuer [entsteht] und dies nicht anhält), noch von Seiten dessen, woher das Prinzip der Bewegung kommt (zum Beispiel, dass Mensch durch die Luft bewegt wird, diese durch die Sonne, die Sonne durch den Streit, und dass es hierfür kein Ende gibt). Ebenso kann auch das worum-willen nicht ins Unendliche weitergehen. [...] Und ebenso ist es mit dem Was-es-war-sein.
c) Denn bei etwas Mittlerem, welches ein Letztes und ein Früheres hat, ist es notwendig, dass das Frühere die Ursache für das nach ihm ist. [...] Wenn es also nichts Erstes gibt, gibt es überhaupt keine Ursache.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) II 2, 994b 12-17. 20-28

Aristoteles zeigt die Absurdität der Annahme unendlich vieler Ursachen im Hinblick auf die verschiedenen Ursachenarten auf
a) Diejenigen, die ein Unendliches konstruieren, heben, ohne es zu bemerken, die Natur des Guten auf. Jedoch würde sich niemand anschicken, zu handeln, ohne ein Ziel erreichen zu wollen. Auch wäre dann kein Geist in dem Seienden. Denn der, der Geist hat, handelt immer wegen etwas, dies ist aber ein Ende. Denn das Ziel ist ein Ende. [...]
b) Ferner heben die, die dies behaupten, das Wissen auf, denn es ist nicht möglich zu wissen, bevor man zum Unteilbaren kommt. Auch das Erkennen gibt es nicht, denn wie kann das auf diese Weise Unendliche denken? Denn es ist nicht ähnlich wie bei der Linie, die in ihren Teilungen nicht zu einem Ende kommt. Ein Denken aber gibt es nicht, wenn man nicht anhält (deswegen wird der, der Unendliches durchgeht, auch die Teilungen nicht zählen), sondern es ist nötig, die ganze Linie mit etwas nicht Bewegtem zu denken.
c) Und etwas Unendliches kann es nicht geben. Denn sonst ist das Unendlich-Sein nicht unendlich.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) VIII 6, 258b 10-12. 259a 13-20

Aus der Unendlichkeit von Bewegung schließt Aristoteles auf einen ewigen ersten Beweger
Weil die Bewegung notwendigerweise immer ist und nicht aufhört, muss es etwas Ewiges geben, was zuerst bewegt, sei es eines, sei es mehrere. Und das erste Bewegende ist unbewegt. [...] Es ist aber klar, dass das erste Bewegende etwas Einzelnes und Ewiges sei muss. Denn es wurde gezeigt, dass die Bewegung immer sein muss. Wenn sie aber immer ist, dann muss sie kontinuierlich. [...] Wenn sie nun aber kontinuierlich ist, ist sie eine. Eine ist aber die, die zwischen einem Bewegenden und einem Bewegten erfolgt. Wenn nämlich eines jeweils ein anderes bewegt, dann ist die gesamte Bewegung nicht kontinuierlich, sondern eine Abfolge.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) XII 6, 1071b 13-21

In Metaphysik Lambda (XII) postuliert Aristoteles einen stets aktiven unbewegten ersten Beweger
Also würde es nichts nützen, wenn wir ewige Substanzen annehmen wollten, wie die Anhänger der Ideenlehre, sofern nicht in ihnen ein Prinzip erhalten wäre, welches das Vermögen der Veränderung hat. Aber auch dieses würde nicht genügen, noch eine andere Substanz neben den Ideen; denn sofern die Substanz nicht in Wirklichkeit sich befände, so würde keine Bewegung stattfinden. Ja, wenn sie selbst in Wirklichkeit sich befände, ihre Substanz aber Möglichkeit wäre. Denn auch dann würde keine ewige Bewegung stattfinden; denn was in Möglichkeit ist, kann auch nicht sein. Also muss ein solches Prinzip vorausgesetzt werden, dessen Substanz Wirklichkeit ist. Ferner müssen diese Substanzen ohne Stoff sein; denn sie müssen ewig sein.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) XII 7, 1072a 26-30. b 3-5

Dieses Prinzip wird von Aristoteles so konkretisiert, dass es ein dauerndes Sich-Selbst-Denken ist, zu dem alles andere hinstrebt
Auf solche Weise bewegt das Objekt des Strebens und das des Denkens [...]. Das Ursprüngliche dieser beiden Tätigkeiten ist dasselbe. Denn das Begehrte ist das anscheinend Schöne, das primär Gewollte ist das, was schön ist. Wir erstreben aber etwas, weil etwas [gut] scheint, anstatt dass etwas deswegen [gut] scheint, weil wir es erstreben. Denn das Prinzip ist das Denken. Der Intellekt wird aber vom Gedachten bewegt. [...] Er bewegt aber als etwas Geliebtes, durch das Bewegte bewegt er das andere.

Aristoteles: Über die Seele (De anima) II 1, 412b 4-9

Aristoteles’ umrisshafte Definition von Seele
Wenn man nun etwas Gemeinsames von jeder Seele sagen soll, so ist sie wohl die erste Vollendung eines natürlichen, organischen Körpers. Daher darf man auch nicht fragen, ob die Seele und der Körper eines sind, ebenso wenig wie bei dem Wachs und der Figur oder überhaupt der Materie von irgendetwas und dem, dessen Materie sie ist. Denn da das Eine und das Sein in mehrfacher Bedeutung ausgesagt werden, ist die Vollendung beides in entscheidender Bedeutung.

Aristoteles: Über die Seele (De anima) III 4, 429a 15-21

Allgemeine Merkmale des Geistes (νοῦς/nūs) nach Aristoteles
Also muss der Geist leidensunfähig sein und doch aufnahmefähig für die Form und in Möglichkeit derartig sein, aber nicht dieses, und ähnlich wie sich das Wahrnehmungsvermögen zum Wahrnehmbaren verhält, muss sich der Geist zum Denkbaren verhalten. Folglich muss er, weil er alles denkt, unvermischt sein, wie Anaxagoras sagt, damit er herrscht, d.h. damit er erkennt; denn das andersartige, das mit erscheint, hindert und versperrt.

Aristoteles: Über die Seele (De anima) III 5, 430a 10-15

Aristoteles unterscheidet zwischen einem aktiven und einem passiven Element innerhalb des Geistes
Da es aber wie in der ganzen Natur einerseits Materie gibt für jede Gattung – sie ist das, was alles Dazugehörige in Möglichkeit ist – andererseits das Ursächliche und Machende – dadurch, dass es alles macht, so wie sich das Handwerk zu seiner Materie verhält – müssen auch in der Seele diese Unterschiede vorliegen, und es gibt einen Geist von der Art, dass er alles wird, und einen von derjenigen, dass er alles macht [...] wie das Licht.

Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) I 1, 1094b 14-25

Aristoteles über die Methode der ethischen Wissenschaft
a) Die werthaften und die gerechten Dinge, die die politische [Wissenschaft] untersucht, weichen große Unterschiede und Schwankungen auf, so dass sie anscheinend nur durch Gesetz und nicht von Natur aus so sind. Solche Schwankungen finden wir auch bei den Gütern, da vielen Menschen aus ihnen Schaden entsteht. Denn schon einige sind durch ihren Reichtum zugrunde gegangen, andere durch Tapferkeit.
b) Angemessen ist also, dass wir, wenn wir über solches und ausgehend von solchem reden, grob und im Umriss die Wahrheit aufzeigen; und wenn wir über etwas reden, was in aller Regel der Fall ist, und ausgehend von solchem, dass wir auch ebensolche Schlussfolgerungen ziehen.
c) Auf dieselbe Weise muss daher auch jedes Gesagte aufgenommen werden. Denn es ist charakteristisch für einen Gebildeten, dass er in jeder Gattung der Dinge nur so viel Genauigkeit sucht, wie es die Natur des Gegenstands zulässt. Von einem Mathematiker wahrscheinliche Reden zu akzeptieren scheint ganz ähnlich [verfehlt], wie von einem Rhetoriker Beweise zu verlangen.

Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) I 1, 1095a 2-8

Aristoteles über das Erfahrungsproblem: Warum junge Menschen schlecht Ethik lernen können
Aus diesem Grund ist jemand Junges kein geeigneter Hörer der politischen [Wissenschaft]; denn sie sind unerfahren in den Handlungen, aus denen das Leben besteht; die Argumente gehen von diesen aus und betreffen diese; ferner wird jemand, der den Affekten folgt, sie vergeblich und ohne Nutzen hören, denn das Ziel ist ja nicht ein Erkennen, sondern ein Handeln. Dabei ist es gleichgültig, ob sie jung an Jahren oder unreif an Charakter sind; ihre Unzulänglichkeit liegt nicht an der Zeit, sondern daran, dass sie dem Affekt nach leben und jedes Einzelne verfolgen.

Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) I 1, 1094a 1-5

Aristoteles steckt durch die Begriffe „gut“ und „Ziel“ den Rahmen der Ethik ab
Jede Fertigkeit und jedes wissenschaftliche Vorgehen, ebenso jedes Handeln und jede Vorzugswahl scheint nach etwas Gutem zu streben. Deshalb hat man ,gut‘ zu Recht erklärt als ,das, wonach alles strebt‘. Doch zeigt sich ein Unterschied zwischen den Zielen. Einige sind Tätigkeiten, andere über sie hinaus bestimmte Produkte.