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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Themistios : 2. Rede an Konstantios (Oratio secunda ad Constantium) 30bc. 32cd

Der platonisierende Redner Themistios (ca. 317-388) über wahre Philosophie
Nehmt Ihr vielleicht an, dass jemand ein Philosoph ist, wenn er herauf und herunter über logische Schlüsse spricht und in der Lage ist, jedwede Argumente zu überprüfen, die verborgenen offenzulegen, und zwar sowohl affirmative als auch negative, [...] deren Verständnis schwer, deren Kenntnis aber nutzlos ist? [...] Oder vielleicht eher, dass der ein Philosoph ist, der die Tugend gründlich behandelt und die Kühnheit und die Tapferkeit – wobei er auf einem Bettchen vor drei oder vier jungen Kindern sitzt und vor Schwäche nicht einmal in der Lage ist, aus seinem Häuschen heraus zu blicken? [...] Mir genügt es demgegenüber, den Gipfel der Philosophie zu bezeugen [...]. Denn der Hauptpunkt für Platon sowie das Ende und der Gipfel aller Worte ist dies, dass die Philosophie nichts anderes ist als das Ähnlichwerden mit Gott, soweit es einem Menschen möglich ist.

Diogenes Laertios: Leben der Philosophen (Vitae philosophorum) 7, 39f.

Der Philosophiehistoriker Diogenes Laertios (3. Jh.) über die Teile der Philosophie
Sie sagen, die der Philosophie entsprechende Struktur sei dreiteilig. Eines von ihr sei nämlich naturphilosophisch, ein anderes ethisch, ein drittes logisch. [...] Sie vergleichen aber die Philosophie mit einem Lebewesen, wobei sie die Logik mit den Knochen und Nerven gleichsetzen, die Ethik mit den fleischlichen Teilen, die Physik aber mit der Seele. Oder auch mit einem Ei: Das Äußere sei die Logik, das danach die Ethik, das Innerste die Physik

Alkuin: Lehrbuch der Grundsätze Platons 153, 25-30

Der Platoniker Alkinous (2. Jh.) erklärt in platonisch-aristotelischer Terminologie ein stoisches Dreierschema
Bemühen des Philosophien scheint Platon zufolge in dreierlei zu bestehen: In der Schau des Seienden, im Handeln in Bezug auf in sich gute Dinge und in der Theorie der Vernunft selbst. Die Erkenntnis des Seienden wird aber theoretisch genannt, die über das beim Handeln Richtige praktisch, schließlich die auf die Vernunft bezogene dialektisch.

Origenes: Hoheliedkommentar (Origenes) (In Canticum canticorum, prooemium) S. 75, 6-23

Der Kirchenvater Origenes erläutert die Teile der Philosophie
a) Die allgemeinen Disziplinen, durch die man zum Wissen der Dinge gelangt, sind drei, die die Griechen [i.e. die paganen Philosophen] Ethik, Physik und Enoptik nannten [...].
b) Einige der Griechen setzten die Logik [...] an die vierte Stelle. Andere sagten, sie sei nicht eigenständig, sondern den drei Disziplinen, die wir oben genannt haben, eingefügt und verbunden [...].
c) Ethik aber wird die genannt, durch die eine ehrbare Lebensweise angepasst wird und Regeln, die zur Tugend hinneigen, vorbereitet werden. Naturwissenschaft wird die genannt, in der die Natur jeder Sache erörtert wird, damit nichts im Leben gegen die Natur getan wird, sondern ein jedes dem Zweck zugeführt wird, zudem es vom Schöpfer hergestellt wurde. Enoptik wird die genannt, durch die wir, wenn wir das Sichtbare überstiegen haben, etwas vom Göttlichen und Himmlischen betrachten und allein mit dem Geist anschauen.

Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) III, 74

Cicero bewundert das System der stoischen Philosophie
Cato [der in diesem Dialog die stoische Position vertritt]: Aber ich merke schon, dass ich länger gesprochen habe, als das gegenwärtige Thema verlangte. Aber die bewundernswerte Zusammenstellung (compositio = systēma?) der Lehre und die unglaubliche Ordnung der Dinge zog mich fort – bewunderst Du sie nicht, bei den unsterblichen Göttern? Was nämlich kann entweder in der Natur, im Vergleich zu der nichts geeigneter ist, nichts besser ausgearbeitet, oder in den menschgemachten Werken gefunden werden, das so zusammengesetzt und zusammengefügt und aneinander angepasst ist? Welches Spätere passt nicht zum Vorhergehenden? Was folgt, was nicht einem Früheren entspricht? Wo ist nicht das eine so mit dem anderen verbunden, dass dann, wenn Du einen Buchstaben veränderst, alles ins Rutschen kommt? Und doch gibt es nichts, was verändert werden kann!

Aristoteles: Nikomachische Ethik (Ethica Nicomachea) I 1, 1094b 12-22

Aristoteles erklärt die Grenzen, die eine ethische Reflexion haben muss
Genauigkeit darf man nämlich nicht bei allen Aussagen auf im gleichen Grade suchen, so wie man es auch bei handwerklich Hergestelltem nicht macht. Das an sich Gute/Schöne und Gerechte, das die politische [Wissenschaft] untersucht, enthält viele Unterschiede und Verirrungen, so dass es anscheinend nur einem Gesetz folgt, aber nicht der Natur. Eine solche Verirrung weisen auch die guten Dinge auf, weil der Mehrheit [der Menschen] aus ihnen Schäden zustoßen. Denn schon einige sind an Reichtum zugrunde gegangen, andere an Tapferkeit. Angemessen ist es also, wenn man über derartiges und aufgrund von derartigem spricht, grob und umrisshaft auf die Wahrheit hinzuweisen und sich, wenn man über das, was in den allermeisten Fällen so ist, und aufgrund von derartigem spricht, auch mit derartigem zu begnügen

Zeller, Eduard: Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung 3, 1 S. 547f

Der hegelianische Philosophiehistoriker Eduard Zeller (1814-1908) erklärt die posthellenistische Philosophie insgesamt für einen „Ekklektizismus“
Diejenige Form der Philosophie, welche um den Anfang den Anfang unserer Periode [d.h. am Ende des Hellenismus] hervortrag, hatte sich im Laufe des 3. und 2. Jahrhunderts [vor Christi Geburt] in ihren drei Hauptzweigen [Stoiker, Epikureer, Skeptiker] vollendet. [...] Sobald dagegen der wissenschaftliche Geist ermattet, und ein längerer Zeitraum ohne neue Schöpfungen nur durch die Verhandlungen zwischen den verschiedenen Schulen ausgefüllt wird, so wird das natürliche Ergebnis dieser Verhandlungen, die teilweise Vermischung der streitenden Parteien, in weiterem Umfang hervortreten, und die gesamte Philosophie wird jene eklektische Haltung einnehmen, die in ihrer allgemeinen Ausbreitung immer das Vorzeichen entweder einer tiefgreifenden Umwälzung oder des wissenschaftlichen Verfalls ist. Eben dieses war der Fall, in dem sich die griechische Philosophie in den letzten Jahrhunderten v. Chr. befand.

Cousin, Viktor : Kurs über die Geschichte der modernen Philosophie 1-2 12

Der französische Philosophiehistoriker Victor Cousin (1792-1867) lobt ein nicht systemorientiertes Denken
Das, was ich empfehle, ist derjenige aufgeklärte Eklektizismus, der, indem er alle Lehren mit Gerechtigkeit, ja sogar mit Wohlwollen beurteilt, ihnen das entnimmt, was sie an Gemeinsamem und an Wahrem enthalten, und das vernachlässigt, was sie an Entgegengesetztem und an Falschem enthalten.

Cicero: Akademische Abhandlungen Lucullus (Lucullus/Academicorum ) II § 7

Cicero beschreibt seine philosophische, der akademischen Skepsis entstammende philosophische Methodik
Weil wir aber gegen alle das zu vertreten pflegen, was richtig scheint, können nicht vermeiden, dass andere mit uns anderer Meinung sind – obwohl unsere Sache leicht ist, die wir ohne jedes Zufriedensein die Wahrheit suchen [..] Und auch unsere Erörterungen machen nichts anderes, außer dass sie, durch Argumente für beide Seiten, etwas herausbringen und gleichsam herausdrücken, was entweder wahr ist oder sich hieran so nah wie möglich annähert.

Lukrez (Titus Lucretius Carus): Über die Natur der Dinge (De rerum natura) II, 216-224

Lukrez erklärt die Lehre von der Bahnabweichung der Atome
Dies noch wünsch ich hierbei dir recht zur Kenntnis zu bringen:
Wenn sich die Körper im Leeren mit senkrechtem Falle bewegen,
durch ihr eigen Gewicht, so würden sie wohl in der Regel
irgendwo und –wann ein wenig zur Seite getrieben,
doch nur so, dass man sprechen kann von geänderter Richtung.
Wichen sie nicht so ab, dann würden wie Tropfen des Regens
gradaus alle hinab in die Tiefen des Leeren versinken.
Keine Begegnung und Stoß erführen alsdann die Atome,
niemals hätte daher die Natur mit der Schöpfung begonnen.

Cicero: Das Wesen der Götter (De natura deorum) I 50-53 = LS 13H

Ein Epikureer erklärt einem Stoiker die Selbständigkeit des Kosmos und die Untätigkeit der Götter
Und ihr pflegt uns zu fragen, Balbus, welches das Leben der Götter ist. [...] Gewiss dasjenige, im Vergleich zu dem nichts Glückseligeres [...] gedacht werden kann. Denn er treibt nichts [...] und bewegt keinerlei Werke, [...] während der Eure völlig überarbeitet ist. Denn falls (1.) die Welt selbst Gott ist – was kann weniger Ruhe haben als etwas, das sich ohne die geringste Unterbrechung [...] um eine Achse dreht [...]. Oder falls (2.) Gott jemand innerhalb der Welt ist, der regiert, der steuert [...] sowie die Annehmlichkeiten und das Leben der Menschen beschützt, dann ist er gewiss in beschwerliche und anstrengende Aufgaben verstrickt. [...] [Epikur] lehrte uns nämlich [...], dass die Welt durch die Natur hervorgebracht worden ist und dass es dazu überhaupt keiner kunstfertigen Herstellung bedurfte [...] Eben weil ihr nicht seht, wie die Natur das ohne einen Geist zustandebringen konnte, nehmt ihr wie die tragischen Dichter, weil ihr keine Lösung des Arguments entwickeln könnt, Eure Zuflucht zu einem Gott

Lukrez (Titus Lucretius Carus): Über die Natur der Dinge (De rerum natura) I 62-79

Lukrez referiert Epikurs Umgang mit der Religion
Als das Leben der Menschen darnieder schmählich auf Erden
lag, zusammengeduckt unter lastender Angst vor den Göttern,
welche das Haupt aus des Himmels Gevierten prahlerisch streckte
droben mit schauriger Fratze herab den Sterblichen dräuend,
erst hat ein Grieche gewagt, die sterblichen Augen dagegen
aufzuheben und aufzutreten als erster dagegen;
den nicht das Raunen von Göttern noch Blitze bezwangen noch drohend
donnernd der Himmel; nein, nur umso mehr noch den scharfen
Mut seines Geistes reizte, dass aufzubrechen die dichten
Riegel zum Tor der Natur als erster er glühend begehrte.
Also siegte die Kraft des lebendigen Geistes, und weiter
schritt er hinaus die flammumlohten Mauern des Weltballs,
und das unendliche All durchstreift’ er männlichen Sinnes;
bringt als Sieger darum zurück von dort die Erkenntnis,
was zu entstehen vermag und was nicht, und wie einem jeden
schließlich die Macht ist beschränkt und im Grunde verhaftet der Grenzstein.
Drum liegt die Furcht vor den Göttern unter dem Fuß und zur Rache
wird sie zerstampft, uns hebt der Sieg empor bis zum Himmel.

Cicero: Das Schicksal (De fato) § 39 und § 43

Cicero über die stoische Theorie der Freiheit
Unter den alten Philosophen gab es zwei Auffassungen; die einen meinten, alles geschehe durch das Fatum, und zwar in der Weise, dass dieses Fatum die Gewalt einer Notwendigkeit mit sich bringe. [...] Die anderen meinten, es gebe freiwillige Bewegungen des Geistes, die ohne jedes Fatum erfolgten. Wie mir scheint, wollte daraufhin Chrysipp sozusagen als Ehrenschiedsrichter einen Mittelweg finden. [...] Aber bei der Darstellung seiner eigenen Auffassung gleitet er in Schwierigkeiten, so dass er, ohne es zu wollen, die Notwendigkeit des Fatums behauptet. [...] ,Wie alsoʻ, sagt er, ,derjenige, der die Walze angestoßen hat, ihr zwar den Beginn der Bewegung, aber nicht die Fähigkeit zur Drehung vermittelte, so wird ein gesehener Gegenstand dem Geist zwar die entsprechende Vorstellung einprägen und ihr seine Gestalt gleichsam einzeichnen; aber die Zustimmung dazu wird in unserer Macht liegen: Nachdem sie, wie das an der Walze erläutert worden ist, den Anstoß von außen empfangen hat, wird sie sich von da mit eigener Kraft und aus ihrer eigenen Natur heraus bewegen.

Alexander von Aphrodisias: Über das Schicksal (De fato) p. 207 = LS 62J

Der innere Zusammenhang von Determination und Verantwortlichkeit nach den Stoikern
[1] Es ist aber nicht so, dass das Schicksal von dieser Art ist, es aber keine Schicksalsbestimmung gibt, und auch nicht so, dass es zwar eine Schicksalsbestimmung, aber keinen Anteil daran gibt, und auch nicht so, dass es zwar einen Anteil daran gibt, aber kein Maß in der Zuteilung, und auch nicht so, dass es zwar ein Maß in der Zuteilung, aber kein Gesetz gibt, und auch nicht so, dass es zwar ein Gesetz, aber keine richtige Vernunft gibt, die anordnet, was zu tun, und verbietet, was zu lassen ist. Nun sind aber die falschen Handlungen verboten, die richtigen aber geboten. Es ist also nicht so, dass das Schicksal von dieser Art ist, es aber keine falschen und richtigen Handlungen gibt.
[2] Wenn es aber falsche und richtige Handlungen gibt, dann gibt es Tugend und Laster; und wenn es diese gibt, dann gibt es in sich Gutes und Schändliches. Das in sich Gute aber ist lobenswert, das Schändliche aber tadelnswert. Also ist es nicht so, dass zwar das Schicksal von dieser Art ist, es aber nichts Lobens- und Tadelnswertes gibt. Nun verdient aber das Lobenswerte Ehrung und das Tadelnswerte Strafe. Also ist es nicht so, dass zwar das Schicksal von dieser Art ist, es aber keine Ehrung und Strafe gibt.

Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) I 1,1-1,2; 10,4; 11,1-11,2

Cicero über die Vorzüge des Philosophierens in Anbetracht der kritischen Haltung vieler Römer
Ich wusste durchaus, Brutus, als wir das, was die Philosophen mit höchsten Talenten und einer ausgezeichneten Lehre auf Griechisch behandelten, auf Latein niederschrieben, dass diese unsere Arbeit sich verschiedenen Tadel zuziehen werde. Denn einigen [...] missfällt dies im Ganzen, zu philosophieren. [...] Weil ich nun meiner Meinung nach die Schutzfunktion, in die ich vom römischen Volk eingesetzt wurde, in äußeren Werken, Arbeiten und Gefahren nicht verlassen habe, muss ich gewiss, soweit ich kann, auch daran arbeiten, dass durch mein Werk, meinen Fleiß und meine Arbeit meine Mitbürger gelehrter sind. [...] Und doch wird der, der sich angewöhnt zu lesen, was wir über die Philosophie niederschreiben, zu dem Urteil kommen, dass diesem nichts zur Lektüre vorzuziehen ist. Was muss man nämlich im Leben so sehr erstreben als überhaupt alles in der Philosophie, ganz besonders aber das, was im vorliegenden Werk gesucht wird: Was ist das Ziel, was das Äußerste, was das Letzte, auf das alle Ratschläge zum guten Leben und zum richtigen Handeln zu beziehen sind?

Cicero: Bücher über die Erkenntnislehre der Akademiker (Academica) Zweite Academica/Academica posteriora I 45f.

Die Methodik der jüngeren Akademie laut Cicero
„[1] Arkesilaos [Begründer der ,Jüngeren‘ Akademie; ca. 315-240 v. Chr.] bestritt, dass es irgendetwas gebe, was gewusst werden könne – nicht einmal das, was Sokrates für sich übriggelassen hatte, nämlich zu wissen, dass er nichts wisse. [...] Daher dürfe man weder etwas bekennen noch bejahen noch durch Zustimmung billigen. [...]
[2] Er tat das, was mit diesem Argument übereinstimmte, indem er durch Argumentationen gegen die Meinungen aller sehr viele von ihrer Meinung wegführte. Denn, weil in ein und derselben Angelegenheit gleichgewichtige Aspekte von Argumenten für die einander widersprechenden Seiten gefunden würden, würde die Zustimmung leichter von jeder der beiden Seiten zurückgehalten.
[3] Diese Akademie nennt man die ,jüngere‘“.

Cicero: Das höchste Gut und das höchste Übel (De finibus bonorum et malorum) V 32, 95

Ciceros Position zu der Frage, ob Glück allein in den Tugenden besteht
Das ist also unser Argument, das Dir inkonsequent zu sein scheint. Denn [...] dort, wo es Tugend gibt und große, zuhöchst löbliche Tage, die durch Tugend verbracht werden, kann es kein Elend und keine Qual geben, aber es kann Mühe geben, kann Beschwerden geben, es kann trotz alledem geschehen, dass einer glücklicher ist als der andere.

Cicero: Der Staat (Cicero) (De re publica) I 1f. 3

Cicero über den Vorzug der Tugend des Staatsmanns
(1) Dies eine lege ich fest: Dem Menschengeschlecht wurde ein so großes Bedürfnis nach Tugend und eine solche Liebe dazu, das Wohl der Allgemeinheit zu verteidigen, von der Natur gegeben, dass diese Kraft alle Schmeicheleien der Lust und der Untätigkeit besiegt hat.
(2) Aber es ist nicht genug, die Tugend zu besitzen, sowie irgendeine Fertigkeit, wenn Du sie nicht benutzt. Auch wenn nämlich eine Fertigkeit, während Du sie nicht benutzt, doch als das Wissen selbst behalten werden kann, ist die Tugend allein in ihren Gebrauch gelegt.
(3) Die Regierung eines Staates ist aber ihr vorzüglichster Gebrauch und die Vollendung genau der Dinge, die jene in den Ecken verkünden, durch die Tat, nicht durch die Rede. Denn nichts wird von den Philosophen gesagt, soweit es nämlich richtig und ehrenvoll gesagt wird, was von denen hervorgebracht und bestätigt wurde, von denen die Rechtsordnungen niedergelegt wurden. [...]
(4) Man überliefert ja sogar, dass Xenokrates, ein Philosoph der allerersten Reihe, auf die Frage, was seine Schüler erreichten, geantwortet habe: ,dass sie das aus eigenem Antrieb tun, wozu sie von den Gesetzen gezwungen würden‘.

Cicero: Die Gesetze (Cicero) (De legibus) II 11f

Cicero entwickelt auf einer stoischen Grundlage eine äußerst einflussreiche Lehre darüber, dass Gesetze, die diesen Namen verdienen, gerecht sein müssen (Gesetz und Gewissen)<br /> Cicero über Bedingungen für die Gerechtigkeit menschlicher Gesetze (Antike Philosophie II)
[1] So wie jener göttliche Verstand das höchste Gesetz ist, ebenso ist es, wenn eines im Menschen perfekt ist, im Verstand des Weisen.
[2] Dasjenige aber, was verschiedenartig und zeitweise von den Völkern [als Gesetze] niedergelegt wurde, trägt die Bezeichnung ,Gesetze‘ eher aus Gutmütigkeit als der Sache wegen. Denn dass jedes Gesetz, das zu Recht ,Gesetz‘ genannt werden kann, lobenswert ist lehrt man mit in etwa solchen Argumenten. Es stehe fest, dass die Gesetze zum Heil der Bürger und zur Unversehrtheit der Staaten sowie zu einem ruhigen und glückseligen Leben der Menschen erfunden worden seien. [...]
[3] Ich frage Dich also, Quintus, so wie diese Leute es zu tun pflegen: Wenn ein Staat kein solches [Gesetz] hat, ist er [nicht] aus genau dem Grund, dass er es nicht hat, geringzuschätzen, und ist dieses Gesetz unter die Güter zu rechnen?