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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Zitatfinder

Cicero: Das Wesen der Götter (De natura deorum) II 5, 13-6, 16

Cicero (um 45 v. Chr.) begründet die Annahme von Göttern aus einer Betrachtung der Ordnung der Welt
Balbus: Unser [d.h. der Stoiker] Kleanthes sagte, dass in den Seelen der Menschen aus vier Gründen Begriffe von den Göttern gebildet haben. Als ersten Begriff erwähnte er den […], der aus der Vorahnung künftiger Ereignisse entstanden war. Der zweite sei der, den wir aus der Größe der Vorteile gewonnen haben, die uns durch das gemäßigte Klima, durch die Fruchtbarkeit der Erde und durch eine große Menge anderer Annehmlichkeiten geboten werden. An dritter Stelle steht der Schrecken, in den die Menschen durch Blitze, Stürme, […] Erdbeben versetzt werden […]. Die vierte Ursache sei […] die Vorzüglichkeit, Nützlichkeit, Schönheit und Ordnung von allem. All dies nur zu sehen, beweise schon hinlänglich, dass es kein Produkt des Zufalls ist. […] "Wenn es nämlich", so sagt Chrysipp, "in der Natur etwas gibt, was […] die menschliche […] Vernunft […] nicht zu bewirken vermag, dann ist das, was es bewirkt, mit Sicherheit besser als der Mensch. Nun können die Dinge am Himmel und all die Dinge, deren Ordnung ewig ist, nicht vom Menschen hervorgebracht werden. Das, wodurch sie zustandegebracht werden, ist also besser als der Mensch. Wie aber könnte man das passender als mit dem Wort Gott bezeichnen?".

Leibniz, Gottfried Wilhelm : Prinzipien der Natur und der Gnade § 7f. (Philosoph. Schriften 6, p. 602)

G.W. Leibniz (nach 1700)
Die erste Frage, die man zu Recht stellt, lautet: Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? Denn das Nichts ist einfacher und leichter als etwas. […] Aber dieser hinreichende Grund für die Existenz des Universums kann sich nicht in der Reihe der kontingenten Ursachen finden […], und er findet sich in einer Substanz, die die die Ursache dafür ist, bzw. die ein notwendiges Seiendes ist, das den Grund für seine Existenz in sich trägt; […] und dieser letzte Grund der Dinge wird Gott genannt.

Pascal, Blaise: Gedanken § 233

Blaise Pascal entscheidet sich aufgrund einer Wette zum Glauben
Untersuchen wir also diesen Punkt und sagen: „Gott ist, oder er ist nicht“. Aber nach welcher Seite werden wir uns neigen? [...] Was wollt ihr wetten? Nach der Vernunft könnt ihr weder das eine noch das andre behaupten; nach der Vernunft könnt ihr keins von beiden verteidigen. [...] [E]s muss gewettet werden, das ist nicht freiwillig, ihr seid einmal im Spiel. Was wollt ihr also wählen? [...] Eure Vernunft wird nicht mehr verletzt, wenn sie das eine als wenn sie das andre wählt, weil nun doch durchaus gewählt werden muss. Hiermit ist ein Punkt erledigt. Aber eure Seligkeit? Wir wollen Gewinn und Verlust abwägen, wenn man sich für den Glauben entscheidet. [...] Wenn du gewinnst, gewinnst du alles, wenn du verlierst, verlierst du nichts. Wette also, dass es ihn gibt, ohne Zögern.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) VI, 506de. 507b. 508a. 509b

Platon führt im Sonnengleichnis zum höchsten Seienden
Allein, ihr Herrlichen, was das Gute selbst ist, wollen wir für jetzt doch lassen; denn es scheint mir für unser jetziges Bemühen zu weit, (auch nur) bis zu dem zu kommen, was ich jetzt meine. Was mir aber als ein Nachkomme, und zwar ein sehr ähnlicher, des Guten erscheint, will ich Euch sagen, wenn es Euch auch so recht ist; wo nicht, so wollen wir es lassen. [...]
Vieles Schöne und vieles Gute [...], was einzeln so ist, nehmen wir doch an und definieren es durch dieses Wort. [...] Dann aber auch wieder das Schöne selbst und das Gute selbst – und so auch alles, was wir vorher als vieles setzten – setzen wir als eine Idee eines jeden und nennen es jegliches, was es ist. [...]
Und welchem unter den Göttern des Himmels gibst Du wohl als entscheidend dafür an, dass sein Licht bewirkt, dass unser Sehvermögen sehr gut sieht und dass das Sichtbare gesehen wird? – Denselben [...], den auch Du und jedermann [angibst]; denn offenbar fragst Du nach der Sonne. [...]
Ebenso nun sage auch, dass dem Erkennbaren nicht nur das Erkanntwerden von dem Guten komme – aber auch das das Sein und Wesen habe es von ihm, da doch das Gute selbst nicht das Sein ist, sondern noch über das Sein an Würde und Kraft hinausragt.

Macrobius: Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis [Scipios Traum in De re publica VI] I, 2, 11-13

Der pagane Platoniker Macrobius (um 430) über die Rolle von Analogien in der Rede über die Götter
Der Gehalt der heiligen Dinge wird unter dem frommen Schleier der Erdichtungen sowohl mit ehrbaren Dingen bedeckt als auch mit ehrbaren Begriffen bekleidet ausgesprochen wird, ist das eine Gattung der Dichtung, die die Vorsicht des Philosophierenden in Bezug auf die göttlichen Dinge gestattet. […] "Man muss wissen, dass die Philosophen nicht in jeder Erörterung Fabulöses zulassen, sondern dies zu benutzen pflegen, wenn sie entweder über die Seele oder über die ätherischen Mächte sprechen. Wenn im Übrigen die Darstellung es wagt, sich bis zum höchsten Gott und Herrscher von allem, der bei den Griechen τἀγαθόν, der auch πρῶτον πάντων genannt wird, zu erheben, […] nehmen sie zu Analogien und Beispielen Zuflucht. So wagte Platon, als er beseelt davon war, vom τἀγαθόν zu sprechen, nicht zu sagen, was es ist, da er nur dies darüber wusste, dass von den Menschen nicht gewusst werden kann, von welcher Art es ist. Sondern nur wenn er die Sonne als etwas ganz Analoges aus den sichtbaren Dingen übernimmt, öffnet er auch durch die mit ihr gegebene Analogie für seine Rede den Weg, sich zum nicht Begreifbaren zu erheben."

Plotin: Enneade VI 9 [9], 3, 1. 37-47. 3-6 (p. 1–38)

Plotin erklärt die Natur des Einen
[1] Was könnte das Eine also sein, was für eine Natur könnte es haben? […] Es ist nicht etwas, sondern vor jedem Einzelnen da, und es ist auch nicht seiend. Denn sogar das Seiende hat so etwas wie eine Gestalt, eben die, seiend zu sein, jenes hingegen hat keine Gestalt, auch keine geistig erkennbare. Weil die Natur des Einen nämlich alle Wesen hervorbringt ist es keines von ihnen, […] einförmig in sich selbst, oder vielmehr formlos, da es vor jeder Form da ist, vor der Bewegung, vor dem Stillstand. […]
[2] Und warum steht es nicht still, wenn es nicht in Bewegung ist? Weil nur bei dem, was ist, eins von beiden oder beides notwendig der Fall ist. […]
[3] Aber wir haben eine Erkenntnis, das sich auf Formen stützt. Sobald die Seele dagegen ins Formlose gelangt, ist sie nicht mehr in der Lage, es zu umfassen, weil sie hier nicht definiert und quasi geprägt wird von einem variationsreich Prägenden, und so gerät sie ins Rutschen und fürchtet, dass sie gar nichts hat.

Natorp, Paul: Platons Ideenlehre. Eine Einführung in den Idealismus (p. 388f.)

Der Neukantianer Paul Natorp (1854-1924) betont den Unterschied von Platon und Aristoteles
[1] Man schließe also in den Begriff der genetischen Ansicht von der Erkenntnis das Merkmal ein, daß der Gegenstand für unsre Erkenntnis stets im Werden [...] ist, in dem Begriff der abstraktiven Ansicht das diesem entgegengesetzte Merkmal, daß das gegebene Sein durch Abstraktion an sich erschöpfbar gedacht wird. [...]
[2] Daß nun PLATOS Ansicht die genetische ist, hat in seiner Deutung der Erkenntnis [...] als Bestimmung eines Unbestimmten [...] einen Ausdruck von kaum zu überbietender Deutlichkeit gefunden. Aber ebenso entschieden [...] behauptet ARISTOTELES durchweg die abstraktive Ansicht. Nur von ihr aus [...] beurteilt er PLATO. [...] Daher kann er gar nicht anders, als sich an ihm ärgern, und durch [...] die verschlungenen Gänge seiner Fundamentalphilosophie hindurch ihn verfolgen in einem harten, mitunter höhnenden Ton, bis nahe an die Grenzen des einfachen Schimpfens. [...]
[3] Das ist weniger zu verwundern als das Andre: daß man [...] fortfahren konnte, ARISTOTELES als den berufenen Nachfolger PLATOS [...] darzustellen. Dagegen, glaube ich, würden beide Philosophen gleich entschiedene Verwahrung eingelegt haben.

Homer : Odyssee Odyssee XI, 204-224

Homer berichtet über Odysseus’ Besuch in der Unterwelt
Also sprach der Schatten. Ich aber, aufs tiefste erschüttert,
Wollte liebend die Seele der toten Mutter umarmen.
Dreimal stürzte ich vor und wollte sie zärtlich umfassen,
Dreimal zerrann sie mir unter den Händen, als wär es ein Schatten
Oder ein Traum. Mir wuchs der Schmerz im Herzen noch ärger;
Und so rief ich ihr die geflügelten Worte hinüber:
"Meine Mutter, was meidest du meine sehnenden Arme?
Könnten wir nicht im Hades mit liebenden Händen einander
zärtlich umschlingen und uns durch herbe Klage erleichern?
Sandte mir etwa gar die hehre Persephoneia
Nur ein trügerisch Bild, dass ich noch bitterer seufze?"
Also sprach ich; da gab die würdige Mutter zur Antwort:
"Weh mir, teures Kind, unseligster unter den Menschen,
Nein, es täuscht’ dich nicht Zeus’ Tochter Persephoneia,
Dies ist das Schicksal der Menschen, sobald sie dem Tode erliegen,
Denn dann halten Gebeine und Sehnen nicht länger zusammen,
Sondern die mächtige Kraft des lodernden Feuers vernichtet
Alles, sobald der Geist die bleichen Gebeine verlassen;
Aber die Seele fliegt dahin wie ein flatterndes Traumbild."

Platon: Theaitet (Theaetetus) 174a

Platon über die unpraktische Natur des Philosophen
Es wird erzählt, dass Thales, [...] als er astronomische Beobachtungen anstellte und dabei nach oben blickte, in einen Brunnen gefallen sei und dass eine witzige, reizende thrakische Magd ihn verspottet habe: Er strenge sich an, die Dinge im Himmel zu erkennen, das aber, was ihm vor Augen und vor den Füßen liege, bleibe ihm verborgen. Derselbe Spott richtet sich reichlich gegen alle, welche auf die Weise der Philosophie leben. Denn in der Tat, so jemandem bleibt der Nächste und der Nachbar verborgen, nicht nur, was er tut, sondern beinahe auch, ob er ein Mensch ist oder irgendein anderes Geschöpf. Aber was genau der Mensch ist und was dieser Natur als Unterschied von den anderen im Hinblick auf das Tun und Erleiden zukommt, das untersucht er und lässt es sich Mühe kosten, es zu erforschen.

Xenophanes: Fragmente Über die Natur; 21 B 7

Xenophanes spottet über Pythagoras
Sie sagen, dass Pythagoras einmal vorbeikam,
als ein Hündchen geschlagen wurde, dieses bemitleidete und sprach:
"Hör auf, schlag nicht mehr, denn es ist die Seele eines Freundes.
Als ich ihre Stimme hörte, habe ich sie sofort erkannt."

Parmenides von Elea: Fragmente Über die Natur; 28 B 1, Auszug

Der Weg und das Programm des Parmenides
Die Stuten, die mich tragen, soweit nur mein Mut reicht, geben mir das Geleit,
seit sie, führend, mich auf den kundevollen Weg der Göttin gebracht haben,
der den wissenden Mann durch alle Städte trägt. [...]
Geneigt also empfing mich die Göttin, ergriff mit ihrer Hand
meine Rechte und sprach die folgenden Worte:
"Junger Mann, Gefährte unsterblicher Wagenlenkerinnen, [...]
willkommen. Es ist ja kein böses Geschick, das dich fortgeleitet hat über diesen Weg
ans Ziel zu kommen (einen Weg, der weitab vom üblichen Pfad der Menschen liegt),
sondern göttliche Fügung und Recht. So gehört es sich, dass Du alles erfährst:
einerseits das unerschütterliche Herz der wirklich überzeugenden Wahrheit,
andererseits die Meinungen der Sterblichen, denen keine Verlässlichkeit innewohnt."